Kein neuer Spielplan Das Leo-Theater bleibt auf unbestimmte Zeit geschlossen

Schwelm · Angesichts der Corona-Pandemie fällt die Planung des Spielplans schwer. Deshalb haben sich die Verantwortlichen dazu entschlossen, vorerst gar keinen aufzustellen.

Theaterchef Andreas Winkelsträter hofft auf einen normalen Spielbetrieb ab September.

Foto: Fries, Stefan (fri)/Fries, Stefan (fr)

Der Vorhang des Leo Theaters bleibt zu. Die Theaterleitung hat sich entschlossen, das Haus bis auf unbestimmte Zeit zu schließen. „Es macht keinen Sinn, in der derzeitigen Situation Termine anzusetzen“, sagt Theaterchef Andreas Winkelsträter, nachdem der Januar-Spielplan zum dritten Mal umgeworfen wurde. „Wir gehen davon aus, dass der Lockdown bis in den Februar andauern wird“, sagt er. Verlässliche Angaben will das Leo Theater erst machen, wenn es absehbar ist. Die aktuelle Saison war denkbar kurz. Am 10. Oktober feierte das Stück „Machos auf Eis“ Premiere. Nach wenigen Vorstellungen ging Deutschland in den Lockdown light. „Wobei light für uns nicht leicht war. Wir mussten sofort schließen“, sagt Winkelsträter.

Viel besser sah es in den Monaten vor dem Lockdown auch nicht aus: Aufgrund der Hygiene und Sicherheitsvorschriften war in dem Theater mit 176 Plätzen nur noch für 76 Zuschauer Platz, später dann nur noch für 52 Besucher. „Für die Anzahl rentiert sich das nicht, zumal wir mehr Personal brauchten, um die Corona-Auflagen einzuhalten“, sagt der Theaterchef. Das schlägt sich natürlich auf die Finanzen nieder: „Zurzeit haben wir weder Auftritte noch Vermietungen. Die Einnahmen liegen bei null“, sagt Winkelsträter. Die Situation werde abgefedert durch einen sechsstelligen Kredit der KfW, Überbrückungshilfen aus Fördertöpfen und dem großzügigen Entgegenkommen des Vermieters. „Bis zum Ende der Spielzeit, also Juni oder Juli, können wir so weitermachen. Wenn sich dann abzeichnet, dass wir nicht wieder spielen können, müssen wir uns Gedanken machen“, sagt er. Die Hoffnung ist, dass es im September nächsten Jahres wieder normal weitergeht, weil dann viele Menschen geimpft seien.

Alle Premieren werden auf die kommende Spielzeit verlegt

Das Ensemble muss bis dahin schauen, wovon es lebt. Die Laiendarsteller haben meist einen Hauptberuf, der sie ernährt. Die sechs Berufsschauspieler des Theaters sind Freiberufler und werden nur für das Engagement in einem Stück bezahlt. Sie versuchen gerade auf andere Weise, Geld zu verdienen. „Eine Schauspielerin arbeitet in einer Bäckerei, anstatt auf der Bühne zu stehen oder an Schulen als Theaterpädagogin Geld zu verdienen“, sagt Winkelsträter. Die Absage eines neuen Spielplans ist auch eine Folge dessen, dass das Ensemble nicht proben darf. Zwar dürfen die Berufsschauspieler zu mehreren Personen auf der Bühne stehen. Für die Laiendarsteller gilt jedoch die Vorschrift, sich nicht mit mehr Personen als aus einem anderen Haushalt zu treffen. Gemeinsame Proben sind deshalb nicht möglich.

Alle Premieren werden deshalb auf die kommende Spielzeit ab September 2021 verschoben. „Die Verlage haben zugestimmt, dass wir die Stücke dann noch spielen dürfen“, sagt Winkelsträter. Normalerweise erwirbt ein Theater die Nutzungsrechte immer für eine Saison. Aufgrund der Ausfälle wird der Zeitraum verlängert, in dem das Leo Theater sie spielen darf. Neben den bekannten Stücken wie „Landeier“, „Tratsch im Treppenhaus“, „Ein Schelm in Schwelm – Heinz Erhardt“ oder auch „Ekel Alfred“ und „Reset – Alles auf Anfang“ sind die Premieren „Die Niere“ sowie „Die Wahrheit über Dinner For One“ geplant.

Trotz der Aussicht, bis zum Ende der Spielzeit über die Runden zu kommen, blickt Winkelsträter mit gemischten Gefühlen auf das kommende Jahr. „Weil man nicht weiß, wie sich die Situation entwickelt“, sagt er. Aber zusammen mit dem Team sei er zuversichtlich, dass sie es schaffen. Bis alle wieder vor Publikum auf der Bühne stehen, versucht das Leo Theater, mit Aktionen auf sich aufmerksam zu machen, zum Beispiel mit einem virtuellen Rundgang durch das Theater, einer Podiumsdiskussion mit Figuren aus bekannten Stücken, wie dem Ekel Alfred oder dem Verkauf eines Adventskalenders des Theaters. „Man muss die Menschen daran erinnern, dass es uns gibt“, findet der Theaterchef. Die Resonanz sei bisher immer gut, wenn das Theater eine Nachricht bei Facebook teile. Auch die Karten für die Silvestergala 2020, die um ein Jahr auf den 31. Dezember 2021 verschoben wurde, wollte kaum jemand zurückgeben.