Sprockhöveler Einzelhändler Händler finden im Lockdown kreative Wege
Sprockhövel · Die Sprockhöveler Einzelhändler bieten im Lockdown Lieferung, Abholung oder Online-Einkauf an.
„Die letzte Woche vor Weihnachten ist erfahrungsgemäß die umsatzstärkste des ganzen Jahres“, sagt Wolfgang Weiss, Inhaber des Haßlinghauser Photo- und Parfümerie-Fachgeschäfts an der Mittelstraße und fügt hinzu: „Dass die wegen des coronabedingten Lockdowns ausfällt, ist eine Katastrophe.“ Hatte Weiss schon kürzlich im Gespräch mit der WZ festgestellt, dass das diesjährige Weihnachtsgeschäft das schlechteste der vergangenen 35 Jahre sei, so wird diese negative Tatsache durch die Geschäftsschließung bis zum 10. Januar 2021 noch verstärkt.
„Am Dienstag, dem letzten Tag vor dem Lockdown, war das Geschäft naturgemäß recht gut, weil die Kundschaft noch schnell ihre Einkäufe erledigen wollte, aber am Mittwoch war selbst der Verkauf von Gutscheinen per Telefon gleich Null“, berichtet das langjährige Vorstandsmitglied des Werberings Haßlinghausen. „Ich bin, wie auch die Kolleginnen und Kollegen ringsum, im Geschäft und warte auf telefonische Bestellungen, die ich dann auch ausliefern kann. Das mache ich übrigens schon seit 35 Jahren. Allerdings vorzugsweise an Bewohner von Alten- und Pflegeheimen, die selbst nicht mehr zu mir ins Geschäft kommen können. In unserer Branche kann man dann auch Alternativ-Angebote mitbringen und die Kunden aussuchen lassen. Das ist für die nicht mehr so mobilen Kunden dann bequemer.“
Gutscheine hält Wolfgang Weiss grundsätzlich für eine vorteilhafte Lösung: „Dann können die Kundinnen und Kunden in Ruhe aussuchen und eventuell nicht Vorhandenes bestellen.“
Helga Schulz, Inhaberin des Buchladens an der Hauptstraße in Niedersprockhövel, versucht, das Beste aus der Krise zu machen. „Nach wie vor ist ja erlaubt, Bücher an der Ladentür herauszugeben. Deshalb haben wir ein Schild ,Bitte klopfen’ außen angebracht, und dann kann man den Kunden das gewünschte Buch aushändigen“, berichtet die Buchhändlerin, die auch nach wie vor den schon beim Frühjahrs-Lockdown erprobten Lieferservice aufrecht erhält. „Wir kennen im Laufe der Jahre die Geschmäcker der Kundschaft und haben meist das Richtige vorrätig. Und wenn nicht, dann können wir das bei den betreffenden Verlagen schnell besorgen. Die Verlage reagieren dann auch sehr schnell. Das klappt bestens“, so Helga Schulz. Sie merkt an: „Die derzeitige Situation ist mit normalen Jahren nicht zu vergleichen.“ Dieser Meinung ist man auch in der Bekleidungsbranche, wo jetzt noch die Herbst- und Winterkollektion auf die Weihnachtskäuferinnen und -käufer wartet und die Kleiderständer und Regale möglichst bald mit der Frühjahrsmode bestückt werden sollen.
Jeder Einzelhändler versucht auf seine Art mit den mehr als misslichen Umständen fertig zu werden. „Ich habe Fotos von unseren Angeboten gemacht und per Whats App an meine Stammkunden verschickt“, berichtet Heidi Hagen, die Inhaberin von „Pauline Wohnen und Schenken“ und weist im Eingang ihres Geschäfts an der Hauptstraße in Niedersprockhövel auf die Kontaktdaten hin, unter denen sie erreichbar ist. „Außerdem habe ich unsere Homepage den derzeitigen Umständen angepasst“, sagt sie und gerät ein wenig ins Schwärmen, wenn sie an die Umsätze der wenigen Tage vor dem Lockdown denkt.
Kunden versuchen, den lokalen Handel zu unterstützen
„Der Samstag war das Beste seit Jahren, auch unter Berücksichtigung der Hygiene-Vorschriften. Da das Einpacken der gekauften Waren sehr zeitaufwändig ist, hat ein Kunden-Ehepaar das selbst übernommen, und das war ein Signal an die Anderen, ebenfalls selbst ihre Geschenke einzupacken. Das fand ich richtig rührend“, sagt Heidi Hagen und freut sich darüber, dass die Kundschaft ihr versichert hat, zukünftig verstärkt den Handel vor Ort zu unterstützen. „Und unsere neue Bürgermeisterin Frau Noll ist schon mit gutem Beispiel voran gegangen.“
Rund 200 Meter weiter aufwärts an der Hauptstraße herrscht bei „Sport Meister“ Tristesse: „Nichts los“, sagt Inhaber Ulrich Meister, der vor allem auf Fußball spezialisiert ist und auf Anrufe wartet. „Fußball darf praktisch nicht mehr gespielt werden, da verkaufe ich weder Fußballschuhe noch Trikots. Und weil die Spiele ja unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, kauft auch niemand die Fan-Trikots von Schalke oder dem BVB“, lautet seine bittere Erkenntnis. Doch Aufgeben kommt nicht in Frage. „Man muss auf bessere Zeiten warten.“
Das denkt auch Lutz Heuser von der WiS (Wirtschaftliche Interessengemeinschaft Sprockhövel), der den Einfallsreichtum der Niedersprockhöveler Händler lobt, die viele kreative Ideen entwickeln, um einerseits das Kontaktverbot zu beherzigen, andererseits aber dennoch den Kundenwünschen gerecht zu werden. Heuser denkt aber schon an die Zukunft: „Wir vom WiS-Vorstand werden uns in Kürze zusammensetzen und uns überlegen, was geschehen soll, wenn uns Corona noch bis in den Hebst 2021 begleiten sollte.“
Michael Cramer, Vorsitzender des Werberings Haßlinghausen und Inhaber des Elektrofachhandels „Sudhoff – Markenprofi“ sieht derzeit keine Möglichkeiten, für den Werbering in Aktion zu treten. „Bei uns im Geschäft sind wir zwar telefonisch präsent und haben auch unseren Kundendienst aufrechterhalten, aber insgesamt ist es ruhiger geworden. Wir arbeiten im Moment unsere Bestellungen ab, können aber noch nicht sagen, wie sich der Lockdown danach auswirkt.“