Mädchen packen zu und Jungs singen mit den Waldkindern
Am Donnerstag konnten Schüler beim Praxistag Einblick in den Arbeitsalltag gewinnen — mit gemischten Gefühlen.
Sprockhövel. Dominik, Niklas, Benjamin, Gereon und Marvin sind sich einig: Frauen müssen stärkere Nerven haben als Männer. Die fünf Jungs haben am Donnerstag beim ersten bundesweiten Boys’ Day einen Tag im Waldkindergarten in Hiddinghausen verbracht. Ob sie jetzt Erzieher werden wollen? „Nein“, sagen sie entschieden. „Auf gar keinen Fall. Das ist viel zu anstrengend“, sagt Marvin Ehrling (13), und die anderen pflichten ihm bei.
Vor Anstrengung schrecken dagegen Hannah Brandt, Anna Hartmann (13) und Nina D’Angeli (12) nicht zurück: Die Mädchen tragen im Mencke Gartencenter an der Schmiedestraße fleißig Stauden und kleine Bäumchen umher, fegen den Boden und ordnen die Blumen auf einer sauberen Fläche neu an.
„Es ist ein Beruf, der körperlich nicht leicht ist: Man muss viel tragen und sich viel bewegen. Aber ebenso ist Feingefühl für die floristische Arbeit erforderlich“, sagt Kirsten Jungmann vom Mencke Gartencenter. „Auch wenn die Mädchen herausfinden sollten, dass das nun nicht ihr Traumjob ist — sie profitieren auf jeden Fall vom Girls’ Day.“
Denn obwohl sie eigentlich immer mit Tieren arbeiten wollen, hat der Girls’ Day den drei Mädchen neue Horizonte eröffnet: „Ich könnte mir schon vorstellen, in dieser Richtung nochmal ein richtiges Praktikum zu machen“, sagt Anna. Ihre Freundin Hannah will lieber Kindergärtnerin werden, hat aber immerhin ihre Liebe zu Pflanzen entdeckt und will jetzt ganz sicher später mal einen Garten haben. Und Nina kann nun vielen Topfpflanzen einen Namen zuordnen. Ob sie später einmal eine Ausbildung in der Richtung einschlagen wollen, wissen die Drei nicht, aber um das herauszufinden, ist noch Zeit.
Bei Busche Zeltanlagen am Beermannshaus haben Darleen Brand und Lisa Plagemann kräftig mitangepackt. Planen kleben, schweißen und Ösen stanzen — das alles haben die beiden Schülerinnen mit Bravour gemeistert. Nur die große Industrienähmaschine verlangte den beiden viel Konzentration und Geschick ab.
„Der Girls’ und Boys’ Day ist eine sinnvolle Sache. Es kostet etwas Zeit, aber am Ende haben beide Seiten etwas davon“, sagt Mitarbeiterin Angela Lüddecke. So habe sie ihre Arbeit aus einer ganz anderen, distanzierten Perspektive betrachten können. Und auch Heiko Mencke, Geschäftsführer des Gartencenters, ist von dem Konzept überzeugt: „Dieser Aktionstag ist wichtig, weil in der aktuellen schulischen Ausbildung die Praxis sehr im Hintergrund steht.“
Immerhin: Den fünf Jungs hat der Boys’ Day die Freude auf die Schule wiedergegeben. Sie sind heilfroh, als sich die Kinder singend von ihnen verabschieden. Aber die Kinder scheinen nicht alle einen Narren an ihren Ein-Tages-Betreuern gefressen zu haben: Die fünfjährige Klara redet Tacheles und tadelt die Gäste, weil sie Zweige abgebrochen haben. Dennoch — die Jugendlichen haben am Boys’ Day zumindest gelernt, dass die Arbeit mit Kindern und auch körperliche Ertüchtigung an der frischen Luft nicht unbedingt das Wahre für sie ist. Und immerhin — sie dürfen gerne wiederkommen. Auch Klara vergibt ihnen und lädt sie mit den anderen Kindern zu einem weiteren Besuch ein. lev