Mit der Polizei auf Raserjagd

Wie funktioniert eigentlich eine Radarkontrolle und wie einsichtig sind die Fahrer? Unsere Redaktion hat der Polizei über die Schulter geschaut.

Sprockhövel. Ein wunderschöner Tag in Sprockhövel — die Sonne strahlt, die Vögel zwitschern. Auf der Elberfelder Straße ist nicht viel Betrieb. Dennoch haben sich Polizeihauptkommissar Reiner Sommer und seine Kollegen dort postiert, an einer besonders „schutzwürdigen Stelle“, wie Sommer es nennt. Mit dem Radarmessgerät wollen sie Rasern auf die Schliche kommen.

Der Plan an diesem Tag: Jedes vorbeifahrende Fahrzeug wird „geblitzt“, aber nur diejenigen, die die zulässige Geschwindigkeit überschreiten, werden einige Meter weiter mit dem Messgerät angehalten. Im Amtsdeutsch nennt sich das „Geschwindigkeitsüberwachung mit Ansprache“. Die Fahrer werden auf die Geschwindigkeitsübertretung aufmerksam gemacht und belehrt, dass in der Nähe eines Kindergartens, wie in der Elberfelder Straße, besondere Vorsicht geboten ist.

Im Radarwagen sitzt Bodo Hass. Er ist der Mann am Messgerät, hat es bereits eingestellt und trägt nun die entsprechenden Daten in ein Formular ein. Ordnung muss sein, auch beim Stellen von Temposündern. Er gibt den Kollegen ein Signal über das Funkgerät und die Messung geht los.

Nur wenige Autos sind an diesem Vormittag auf der Elberfelder Straße unterwegs — und diejenigen, die es sind, halten sich an die zulässige Geschwindigkeit. Dann nähert sich ein Transporter, der Mann am Steuer ist zwar nicht zu schnell unterwegs, aber er telefoniert — ein Fall für die Kollegen. Bodo Hass informiert per Funkgerät — aber dann biegt der Transporter ab, noch ehe er die Polizisten passiert. „Da kann man nix machen. Da hat er noch mal Glück gehabt“, sagt Hass und beobachtet ein Eichhörnchen, das über die Straße hoppelt. Nein, hier gibt es keine Raser — die besonders schutzwürdige Stelle ist sicher.

Weil die Beamten keine Beute machen — geht es zum nächsten Standort, dem Mettberg. „Wir messen hier, weil sich einige Anwohner beklagt haben, hier würde zu schnell gefahren“, erklärt Sommer. Bevor Bodo Hass seinen Wagen auf Höhe der Hausnummer 41 in Position bringt, checkt er noch die Beschilderung — eine 30er-Zone. Wieder wird das Gerät justiert, das Formular ausgefüllt. Dann bekommen die Kollegen das Zeichen — es geht los.

35 Jahre ist Bodo Hass schon bei der Polizei, macht auch Geschwindigkeitsüberprüfungen auf dem Motorrad. „Nach einer Zeit bekommt man einen Blick dafür, ob jemand zu schnell ist“, erzählt er. Da kommen zwei Roller angefahren. Der erste war zu schnell — geringfügig. „Der zweite Roller ist hier mit 47 Kilometern durchgerauscht“, gibt Hass am Funkgerät durch.

Am Fuße des Berges hält Jörg Marten den Fahrer an — sieben Kilometer mehr auf dem Tacho und es hätte eine Anzeige gegeben. Aber auch das Verwarngeld in Höhe von 35 Euro trifft den jungen Fahrer. Marten gibt später durch, dass er die Strafe sofort mit Karte gezahlt habe. Hass notiert akribisch. Alles muss festgehalten werden. „Da könnte der Nächste kommen“, sagt er dann. Ein Passat aus Wuppertal — das Gerät zeigt 49 km/h. „Das war ein dicker Fisch“, gibt der Kollege durch.

„Es freut sich natürlich keiner, angehalten zu werden, aber wenn die Leute freundlich angesprochen werden, sind sie meist einsichtig“, weiß Hass. Auch im Falle des Wuppertalers — er hat sein Verwarngeld sofort bezahlt. Dann geht noch eine Anwohnerin ins Netz. Ihre Begründung lässt den Beamten schmunzeln: „Die Dame meinte, sonst habe immer ein anderer Radarwagen am Mettberg gestanden.“ Es gibt wohl keine Ausrede, die seine Kollegen und er noch nicht gehört haben — und so können sie nur hoffen, dass ihre Ansprache bei den gestellten Temposündern Wirkung gezeigt hat.