Schweinegrippe: Noch 40.000 Impfdosen lagern beim Kreis
Nur ein Drittel der an den Kreis ausgelieferten Impfmittel wurden tatsächlich verabreicht. Die aktuelle Nachfrage ist fast gleich Null.
Ennepe-Ruhr. Auch im Ennepe-Ruhr-Kreis ist die kurze heiße Impfphase gegen die Schweinegrippe längst erkaltet. Während die Länder inzwischen mit dem Hersteller des Impfmittels Pandemrix darüber verhandelt haben, nicht alle 50 Millionen bestellten Dosen abrufen und bezahlen zu müssen, lagern in den Apotheken des Kreises noch rund 40.000 unbenutzte Impfdosen.
Bereits seit dem 17. Dezember hatte der Kreis keine Portionen mehr zugeteilt bekommen, weil umgekehrt bis dahin von den rund 100 Impfärzten im Kreis nur 21.850 Impfungen verabreicht wurden.
Erika Ostholt, Kinderärztin an der Haßlinghauser Mittelstraße, hat zuletzt Ende 2009 gegen Schweinegrippe geimpft. "Bei den letzten drei Impfterminen hat es auch schon nicht mehr geklappt, alle zehn Impfdosen zu verbrauchen", berichtet sie, dass die Schweinegrippe bei ihren Patienten inzwischen kaum mehr ein Thema sei.
Immerhin 378 Impfungen hat sie vorgenommen, insbesondere in einer ersten heißen Phase nach Start der Impfungen im Ennepe-Ruhr-Kreis ab dem 26. Oktober. Das bestätigen auch die Zahlen des Kreises. Bis zum 23. November waren bereits 18.000 Impfdosen an Ärzte ausgegeben, im folgenden Monat kamen nur noch knapp 4000 hinzu.
"Und zumindest seit zwei Wochen hat es keine weitere Bestellung gegeben", sagt Kreissprecher Ingo Niemann. Die Vorräte bleiben auf Lager. Ob noch einmal eine Grippe-Welle ausbricht und sie noch Verwendung finden, kann derzeit niemand abschätzen.
Auch nicht Dr. Roland Sorgenicht, in dessen Praxis am Busbahnhof Haßlinghausen noch rund 100 unverbrauchte Impfdosen lagern. "Zuletzt habe ich noch Anfang Januar Menschen geimpft, aber generell ist es sehr ruhig."
Im Gegensatz zum November, wo auch nach bundesweiten Auswertungen vermutlich die meisten Grippefälle wohl Scheinegrippe-Fälle waren. Auch wenn es zu dem Zeitpunkt bereits keine Pflicht mehr für den Nachweis gab, sprächen die Symptome und der junge Altersschnitt der Patienten klar dafür.
Sorgenicht selbst schätzt, etwa 50 bis 60 Schweinegrippe-Patienten selbst behandelt zu haben. Etwas paradox findet er es vor diesem Hintergrund, dass letztlich mehr Impfungen gegen saisonale Grippe angefordert wurden.
"Einige haben gesagt, gegen Schweinegrippe lasse ich mich zwar nicht impfen, dafür aber dann gegen die saisonale Grippe." Beigetragen habe wohl auch die eher verunsichernde Informationspolitik, beispielsweise über Impfrisiken.
Dass es plötzlich hieß, Kinder und Ältere müssten doch nur einmal statt zweimal geimpft werden, habe die Kalkulationen zusätzlich über den Haufen geworfen. Für die Politiker hat er dennoch Verständnis: "Sie mussten letztendlich auf der sicheren Seite bleiben. Ich sehe das alles als Testlauf für den Ernstfall an."