Ski-Ass holt WM-Silber Skifahrer Andreas Sander – Der Teufelskerl von der Teufelswiese
Ennepe-Ruhr. · Das WM-Silber in der Abfahrt von Andreas Sander lässt die Skigemeinschaft Ennepetal Kopf stehen. Das Handy von Mutter Ingeborg stand nicht mehr still.
„Flachlandtiroler“, „Westfale“, „Sensationszweiter“ - mit derartigen Ausdrücken wurde in den Medien am Montag die Silbermedaille von Andreas Sander im WM-Abfahrtsrennen gefeiert und plötzlich war Ennepetal und der Ennepe-Ruhr-Kreis nicht mehr ein weißer Fleck auf der Landkarte des Skisports. Bei der Skigemeinschaft Ennepetal, Sanders sportlicher Heimat, war ohnehin Ausnahmezustand.
Das Handy von Mutter Ingeborg, Vereinsvorsitzende, war dauerbesetzt. Bekannt wurde, dass sich noch am Tag von Sanders Triumph einige Vereinsmitglieder coronakonform an der „Andi“-Hütte getroffen hatten – dem Dominzil des Vereins. Das liegt direkt oberhalb der Teufelswiese in Ennepetal-Rüggeberg, auf der einst auch Klein-Andi seine ersten Schwünge in den Schnee gesetzt hatte. Die Hütte hatte der Verein dann zu seinen Ehren umbenannt, als er 2008 Juniorenweltmeister im Super G geworden war.
Seine zweite internationale Medaille – schlappe 13 Jahre später – hat für den 31-Jährigen nun freilich eine weit größere Bedeutung und damit natürlich auch für die kleine Skigemeinschaft Ennepetal, bei der der Triumph ihres berühmtesten Sohns nun sozusagen eine Lawine auslösen dürfte. „Wir sind alle aus dem Häuschen“, sagte Werner Boldt, bei der SG für Öffentlichkeitsarbeit zuständig und häufig als Fan bei Rennen von Andreas Sander dabei.
Skigefahren wird auf der Teufelswiese natürlich weiter, wobei die Bedingungen aktuell sogar top wären, wäre nicht Corona, was kein geordnetes Vereinstraining zulässt. Die Skigemeinschaft Ennepetal hat geplant, den derzeit noch tief verschneiten, gut 100 Meter langen Hang künftig im Sommer auch für Rasenski zu nutzen. Aus einem Landesprogramm hat der Verein die Bewilligung für 20 000 Euro bekommen, um eine neue Kinder-Liftanlage anzuschaffen. Das Projekt liegt aber auch Eis, weil Nachbarn mit einem Widerspruch Erfolg hatten. Mit Andreas Sander hätte man für die Einweihung sicher eine Idealbesetzung, sollte es doch noch irgendwann dazu kommen.
Die Teufelswiese hatte ihm allerdings schon als Kind nicht mehr gereicht. Nach zahlreichen Skiurlauben mit seinen Eltern in den Alpen, holte der DSV den bis dato mehrfachen Westfalenmeister 2004 ins Skigymnasium nach Berchtesgaden, zwei Jahre später nach Obersdorf. Inzwischen wohnt er mit seiner Familie bei Sonthofen und so sind auch die Fahrten in die Heimat nach Ennepetal selten geworden. Stattdessen besuchen die Großeltern ihre Enkel. Sie bringen dabei stets die Grüße mit aus dem Hügelland oberhalb der Ennepe an „ihren Andi“, der Ennepetal jetzt unverhofft zum Wintersport-Hotspot gemacht hat.