Sprockhövel: Geselligkeit ist genauso wichtig wie das Essen

Etwa 50 Sprockhöveler haben am Essen für Bedürftige in diesem Jahr teilgenommen.

Haßlinghausen. „Noch ein paar Nudeln, ein paar Kartoffeln?“ Die Frage aus dem Mund der Awo-Helferin verhallt nicht ohne Antwort: „Nudeln und Kartoffeln.“ Hinter dem schlagfertigen Rückruf aus dem Saal verbirgt sich die Not.

In Kooperation mit der Stadt Sprockhövel und der Kirchengemeinde Niedersprockhövel hat die Arbeiterwohlfahrt (Awo) zum weihnachtlichen Mittagessen in den Vorraum der Sporthalle Haßlinghausen gebeten.

Eingeladen sind „alle in Not geratenen Menschen mit Wohnsitz in Sprockhövel“. So formuliert es ein Flyer, den die Stadt verteilt hat. Knapp 50 Menschen haben sich angemeldet, fast alle sind auch erschienen.

Nun sitzen sie in kleinen Gruppen am langen Tisch und essen — meist schweigend, als sei es ihnen unangenehm, das Angebot in Anspruch genommen zu haben.

Larissa und Ferdinand Enns kennen keine falsche Scham. Ihr Argument, sich in der Sporthalle eingefunden zu haben, hat auch keineswegs mit materieller Not zu tun. „Wir schätzen die Geselligkeit hier“, sagt Ferdinand Enns. Er ist mittlerweile 77 Jahre alt und hat mit seiner Frau schon zum sechsten Mal am Weihnachtsessen der Awo teilgenommen.

Bei der ersten Ausgabe dieser Aktion vor elf Jahren nahmen gerade mal drei Personen das Angebot wahr. Bis zu 80 Menschen waren der Spitzenwert, der mittlerweile deutlich gefallen ist. Die Beschränkung auf Sprockhöveler Bürger hat zu dieser Entwicklung beigetragen, während sich an der Not — ob sozial oder ökonomisch — kaum etwas verändert hat.

Gut geschmeckt habe es, sagt das Ehepaar Enns, es sei aber zu viel gewesen. Die freundlichen Worten gelten dem Ortsverband der Awo, der mit einem Zuschuss des Kreisverbands reichlich Kartoffeln, Gemüse und Putengulasch servieren konnte.

Das Angebot der Awo, für Sorgen und Probleme ein offenes Ohr zu haben, wird nicht genutzt. Froh sind die Besucher aber, als sie nach dem Mittagessen noch eine Geschenktüte erhalten — Erwachsene wie auch Kinder. Für die Kleinen gibt es sogar zwei verschiedene Tüten, die eine für ältere, die andere für Kleinstkinder