Sprockhövels Apotheker geben Säure-Entwarnung

Die Apotheker in der Stadt haben ihre Laborbestände auf Pikrinsäure überprüft und sagen: „Alles ist nach Vorschrift gelagert.“

Sprockhövel. Meist gelassen, teilweise aber auch mit Verunsicherung haben die Sprockhöveler Apotheker auf die derzeitige Diskussion über Pikrinsäure reagiert, die zum vorgeschriebenen Reagenziensatz ihrer Labore gehört und bei Austrocknung hochexplosiv reagieren kann.

Während in Wuppertal bis Montag zehn Apotheken bei der Polizei gemeldet haben, dass ihr Pikrinsäure-Bestand teilweise kristallisiert ist und nun von Sprengstoffexperten des LKA abgeholt werden muss - gibt es aus Sprockhövel in dieser Hinsicht Entwarnung. Laut WZ-Umfrage haben alle noch einmal in ihrem Labor nachgeschaut und die Pikrinsäure als wässrige Lösung vorgefunden, so wie sie ungefährlich sein soll.

Die Apotheker-Kammer Westfalen-Lippe hatte vor einem halben Jahr und vor Wochen noch einmal alle Apotheker angeschrieben und auf den sachgerechten Umgang mit der Säure hingewiesen. Deren Kontrolle gehört ohnehin zur Routine, schon im eigenen Sicherheitsinteresse, denn ich sitze jeden Tag im Labor", sagt Klaus Przondziono von der Rosen-Apotheke.

Die derzeitige Hysterie kann er nicht verstehen, bestätigt aber die Erfahrung seiner Kollegen, dass die Säure gar nicht gebraucht werde. Niemand kann sich daran erinnern, den Stoff, der zur Überprüfung gewisser Ausgangsstoffe von Rezepturen dienen kann, je verwendet zu haben.

Angelika Kehrmann von der Glückauf-Apotheke an der Mittelstraße hat die Säure bereits vor Monaten über den Abholdienst für alte Arzneimittel entsorgt und nicht neu beschafft. "Wir haben vorher wie vorgeschrieben neues Wasser draufgegossen, meine Pharmazeutische technische Assistentinnen hatten allerdings eine Heidenangst", berichtet sie.

Bernd Hölkeskamp von der Haßlinghauser Bären-Apotheke räumt eine gewisse Verunsicherung ein und wartet auf eine Reaktion der Apothekerkammer. Er lagert das Fläschchen so lange - wie empfohlen - kopfüber in einem Wasserbad, damit auch im Deckel kein Tropfen kristallisieren kann.

"Bevor es eine andere Regelung gibt, kann ich sie aber nicht aus dem Sortiment nehmen." Dass es über Jahre gut gegangen ist, sei für ihn allerdings kein Argument.

Ob Pikrinsäure künftig aus den Reagenziensätzen herausgenommen werden könnte, wollte Michael Schmitz von der Apotheker-Kammer Westfalen-Lippe gestern nicht beurteilen. "Möglich, dass das neu überlegt wird. Generell vertreten wir aber eine andere Meinung als das Landeskriminalamt, das bei jedem Fall am liebsten gleich die Umgebung sperrt."

Spezialisten des LKA waren von der Kreispolizei in den vergangenen Wochen zweimal eingeschaltet worden. Einmal hatte eine Ennepetaler Firma gemeldet, sie habe Pikrinsäure im Labor. LKA-Experten sprengten die Fläschchen kontrolliert. Am Freitag waren bei Entsorger AHE in Gevelsberg zwei Fläschchen aufgetaucht, die jemand offenbar unsachgemäß loswerden wollte. Sie wurden laut Polizei in einem Schutzbehälter abtransportiert.