Bauprojekt Trotz möglichen Gemeindehaus-Bau: Der Spielplatz in Herzkamp bleibt
Sprockhövel · Der geplante Neubau für die Kirchengemeinde Herzkamp ist umstritten – Projektgegner sammeln Unterschriften.
Während in anderen Städten Gemeindehäuser abgerissen und Kirchen geschlossen werden, möchte die evangelische Kirchengemeinde in Herzkamp ein Gemeindehaus bauen. Doch es gibt Anwohner, die den Bau unbedingt verhindern wollen.
„Unsere schöne Kirche allein kann den vielfältigen Bedürfnissen der Gemeinde nicht gerecht werden, deshalb brauchen wir ein Gemeindehaus“, erklärt Pfarrer Ortwin Pfläging. Doch eine Bürgerinitiative sammelt Unterschriften gegen den Bau des Gemeindehauses.
Mark Koch, direkter Nachbar der Kirche und Mitbegründer der Bürgerinitiative, fürchtet, dass ein solcher Flachbau hinter der Kirche nicht nur das Gelände versiegeln, sondern vor allem die Dorfansicht verschandeln würde. Ein weiterer Gegner des neuen Gemeindehauses ist Architekt Michael Elter. Er sagt, dass das denkmalgeschützte Kirchengebäude durch einen solchen Anbau abgewertet würde.
„Wir haben unsere Pläne bereits der oberen Denkmalbehörde in Münster vorgestellt und dort wird ein Anbau als passende Ergänzung und als Aufwertung unserer Kirche gesehen“, sagt Pfarrer Ortwin Pfläging. Auch das Innere der Kirche soll im Zuge der Bauarbeiten renoviert werden, so dass mehr Platz im Eingangsbereich zurückgewonnen wird. Außerdem dabei die uralte Ölheizung, unter der auch die historische Sauer-Orgel leidet, durch eine neue Anlage ersetzt werden, was viel Energie einspart.
Pfläging weist darauf hin, dass es an der 1862 erbauten Kirche bereits einen Anbau aus den 1950er Jahren gibt. Er ist sicher, dass das bisherige Gemeindehaus nicht mehr genügt, denn es handelt sich um ein Vereinsheim aus den 1860er-Jahren. Es hat nur einen Raum, ist nicht barrierefrei und kann dem Anspruch eines modernen Gemeindehauses nicht gerecht werden. „Wir brauchen ein barrierefreies Haus, in dem sich Menschen jeglichen Alters und jeglicher Herkunft begegnen und austauschen können. Ein Haus, das Platz hat für Kirchencafés und Trauercafés oder vormittags für ein Gemeindefrühstück, mittags für gemeinsames Kochen und abends für Empfänge im Rahmen des Kulturprojektes“, sagt der Pfarrer.
Die Bürgerinitiative hingegen sieht hier keinen Bedarf. „Wir haben in Herzkamp mehr Begegnungsstätten als gebraucht werden“, sagt Mark Koch und ist sicher, dass die Mehrheit der 700 Haushalte mit der vorhandenen Infrastruktur zufrieden ist. Die Bürgerinitiative hält die Baukosten für Verschwendung. „Wir haben zurzeit etwa 300 Unterschriften gesammelt und ich schätze, dass es 400 bis 500 sein werden.“
Schon vor zehn Jahren
verhinderten Bürger einen Neubau
Bereits 2011 gab es Pläne für ein Gemeindehaus. Damals kämpfte eine Bürgerinitiative erfolgreich dagegen und die Pläne wurden fallen gelassen. Während Koch befürchtet, dass die erneute Kontroverse um das Gemeindehaus „das Dorf“ in zwei Lager spalten wird, hat der Pfarrer den Eindruck, dass die Bürgerinitiative zurzeit vor allem mit Desinformationen arbeitet.
Es gab ein Flugblatt mit einem „Hilferuf der Kinder“ und der Information, dass der Spielplatz wegfallen soll. „Das ist falsch“, sagt Pfläging. „Der Spielplatz, der der Kirchengemeinde gehört und allen zur Verfügung steht, soll lediglich ein Stück verlegt werden. Wir wollen mit den Kindern gemeinsam planen, wie er anschließend gestaltet wird.“ Die Bürgerinitiative schreibt: „Wenn auch Sie der Meinung sind, dass wir unsere Grünflächen mit all den Tieren und fröhlichem Kinderlachen erhalten sollten, dann können Sie dazu mit Ihrer Unterschrift beitragen.“
Bisher wurde noch keine Bauvoranfrage gestellt. Es gibt einen Entwurf, der in die Gemeinde eingebracht und mit allen diskutiert werden soll. Über eine Baugenehmigung entscheidet die Stadt Sprockhövel. Sowohl die Kirchengemeinde als auch die Bürgerinitiative sehen diese auf ihrer Seite: „Seitens der Stadt gab es bisher eine positive Resonanz auf unsere Pläne“, sagt Pfläging. „Die Stadt hat uns immer signalisiert, dass sie keine Baugenehmigung gegen den Willen der Bürger erteilen wird“, sagt Mark Koch.
Ob es letztendlich ein Gebäude geben wird, das den planerischen Vorgaben der Stadt, den finanziellen Mitteln der Kirchengemeinde Haßlinghausen-Herzkamp-Silschede und den Wünschen der Gemeindeglieder entspricht, ist längst noch nicht entschieden. „Erste Spenden haben wir schon bekommen“, sagt der Pfarrer und blickt optimistisch in die Zukunft.