Sozialwesen Ohne Corona-Test geht bei Sprockhöveler Sozialdiensten nichts

Sprockhövel. · Die Pandemie wirkt sich auch auf die Arbeit der Sozialdienste aus – alternative Angebote sollen die Patienten unterstützen.

„Natürlich wird auch bei uns das Leben eingeschränkt“, sagt Heike Nöcker-Bolle. Sie betreut eine achtköpfige Wohngruppe der Lebenshilfe in Haßlinghausen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Corona erschwert unser Leben in fast allen  Bereichen. Auch auf die Arbeit der sozialen Dienste, die sich um die besonders schützbedürftigen, oft auch demenzkranken  Menschen kümmern und ihnen ihren Alltag so angenehm wie möglich gestalten wollen, hat das einen Einfluss.Angelika Koch, Abteilungsleiterin bei der Awo in Sprockhövel und zuständig für Tagespflege und Ambulante Pflege, berichtet von den erhöhten Anforderungen an die Mitarbeiter, aber auch für die Patienten und Gäste, die die Dienste der Awo in Anspruch nehmen.

„Unsere Tagesgäste werden morgens um 8 Uhr zu uns gebracht und am Anfang jedes Tages (Montag bis Freitag) steht das Desinfizieren, bevor es zu den Plätzen geht. Bei allen Bewegungen im Haus ist das Tragen des  Mundschutzes Pflicht. Er wird erst abgelegt, wenn die Gäste ihren Platz erreicht haben“, berichtet Angelika Koch und weist darauf hin, dass seit Ausbruch der Pandemie  aus Vorsicht vor Ansteckungen die Abstandsregeln strikt eingehalten werden. „Das war für unsere Gäste erst einmal mehr als ungewohnt. Wir achten natürlich besonders darauf, dass der Mund- und Nasenschutz richtig angebracht ist“, so die leitende Awo-Mitarbeiterin. Nach einem Jahr hätten sich alle daran gewöhnt und ihnen sei auch bewusst, dass alles nur zu ihrem eigenen Schutz diene, erklärt sie.

So kann unter Berücksichtigung der Einschränkungen das Tagesprogramm wie gemeinsame Mahlzeiten, Spielen, Gespräche, Mittagsruhe  seinen fast normalen Ablauf nehmen. Zu den Schutzmaßnahmen gehört auch, dass die mit der Pflege betrauten Mitarbeiter alle zwei Tage einen Corona-Test absolvieren. Waren die Gäste vor Corona bis 16 Uhr in der Tagespflege-Einrichtung, so endet der Tag derzeit schon um 15 Uhr. „Wenn die Besucher wieder abgeholt worden sind, dann müssen wir die Räume umfangreich desinfizieren“, erklärt Angelika Koch den verkürzten Pflegetag.

Mitarbeiter in der Pflege
werden alle zwei Tage getestet

Auch die ambulante Pflege ist an allen 365 Tagen im Jahr von den Corona-Schutzmaßnahmen geprägt, wobei beispielsweise der zu betreuende Mensch vor dem ersten Besuch der Pflegekraft einen aktuellen negativen Test vorweisen muss. Der pflegende Mitarbeiter wird alle zwei Tage getestet und arbeitet gleichfalls nach einem strengen Hygiene-Prinzip. Was auch dringend erforderlich ist, kommt es doch in diesem sensiblen Bereich  auch zu körperlichen Kontakten, beispielweise beim Rasieren oder beim Waschen, wobei Einmalhandschuhe verwendet werden. „Maske ist obligatorisch“, so Angelika Koch, die darauf hinweist, dass für den Patienten auch das Frühstück zubereitet werden kann. „Das ist jeweils Gegenstand des abgeschlossenen Vertrages.“ 

Da viele die ambulante Pflege oft schon seit Jahren in Anspruch nehmen, ist zwischen Pfleger und Patient ein Vertrauensverhältnis entstanden. „Deshalb versuchen wir natürlich auch, dass möglichst immer der oder dieselbe Person zu „ihrem“ Patienten fährt. Aber, das ist bei dem Pflegenotstand in Deutschland nicht immer wie gewünscht möglich“, schränkt Koch ein und sagt: „Auch Pflegerin oder Pfleger werden mal krank oder haben auch Anspruch auf Urlaub. Da muss man dann auch mal in Kauf nehmen, dass man nicht immer das gewohnte Gesicht sieht.“

Mitglieder der Wohngruppe weisen gegenseitig auf Maske hin

„Natürlich wird auch bei uns das Leben eingeschränkt“, sagt Heike Nöcker-Bolle, die eine achtköpfige Wohngruppe der Lebenshilfe in Haßlinghausen betreut. „Mit den Veränderungen, die der Tagesablauf durch Corona mit sich bringt, tun sich alle schwer. Aber das Tragen der Masken hat sich weitgehend eingespielt, und die Mitglieder der Wohngruppe machen sich gegenseitig darauf aufmerksam, wenn die Maske mal vergessen wird.“

Heike Nöcker-Bolle zählt Dinge auf, die auch im Leben von Menschen ohne Behinderung eine Rolle spielen, wie der Einkauf von Lebensmitteln unter Corona-Bedingungen,  der Wegfall von Sport- und Musikangeboten oder die nicht vorhandene Möglichkeit, eine Gaststätte aufzusuchen.

„Der Tagesablauf musste neu strukturiert werden. Wir sind beispielsweise im Homeoffice, indem unsere Bewohner nicht mehr die Werkstätten, in denen sie arbeiten, aufsuchen können. Stattdessen werden die Dinge, die  von ihnen weiter verarbeitet werden, angeliefert. Das beinhaltet auch, dass wir jetzt bei uns im Haus gemeinsam zu Mittag essen, anstatt am Arbeitsplatz in den Werkstätten“, schildert die Hausleiterin das Geschehen bei der Lebenshilfe. „Damit es nicht ganz so trist ist, versuchen wir, gemeinsam spazieren zu gehen oder mit zusätzlichen Bastel- und Kochangeboten die Stimmung aufzuhellen.“