Fußball Nationalspielerin Lena Oberdorf aus Sprockhövel vermisst die Fans
Sprockhövel · Die Karriere der 19-jährigen Fußballerin Lena Oberdorf aus Sprockhövel geht steil nach oben – Corona verändert auch ihren Berufsalltag.
Von der TSG Sprockhövel über die SGS Essen zum Dauermeister der Bundesliga im Frauen-Fußball. Lena Oberdorf hat das innerhalb von zwei Jahren geschafft. Mit 19 Jahren hat sie einen Stammplatz beim VfL Wolfsburg unter Coach Stephan Lerch. Und auch in der Nationalmannschaft konnte sie sich bei Trainerin Martina Voss-Tecklenburg für die erste Elf empfehlen.
Nach etwas mehr als einer Halbserie als Wölfin zieht Oberdorf ein positives Fazit: „Ich kann bisher wirklich sehr zufrieden sein, aber die Saison ist ja noch nicht vorbei. Ganz im Gegenteil, die wichtigste Phase steht uns ja jetzt noch bevor.“ In der Liga geht es um die Verteidigung der Meisterschaft. Aktuell haben die Bayern einen Fünf-Punkte-Vorsprung auf den VfL, der vorher viermal in Folge das Meisterrennen für sich entschied. Oberdorf verspürt trotz ihres jungen Alters in vielen Situationen schon ein starkes Verantwortungsgefühl – vor allem auf dem Platz. So hat sie die erfahrene Alexandra Popp während deren Verletzung im Zentrum ersetzt.
Oberdorf ist auf dem Feld vielseitig einsetzbar. Sie kann, wie in der Nationalmannschaft, einen Platz in der Innenverteidigung einnehmen, aber ebenso – wie beim VfL – auf der Acht oder auf der Sechs eingesetzt werden. In den U-Nationalmannschaften hatte Oberdorf auch schon auf der Zehner-Position gespielt. Das erklärt auch ihren Drang nach vorne. In dieser Saison erzielte sie sechs Tore in 14 Spielen. „Durch die Erfahrung als Zehnerin weiß ich, wie die gegnerischen Verteidigerinnen spielen. Und umgekehrt natürlich auch“, sagt sie.
Im Vergleich zur Essener Zeit gibt es für Oberdorf bei den Niedersachsen einige Veränderungen. So etwa die professionellere Infrastruktur. „Außerdem kann ich mich hier im Vergleich zu meiner Essener Zeit komplett auf den Fußball konzentrieren“, erklärt sie. Sie hat kürzere Wege zum Training und muss auch nicht mehr zur Schule gehen.
Europameisterschaft durch die Pandemie auf 2022 verschoben
Die Corona-Pandemie hat natürlich auch Auswirkungen auf Oberdorfs Profikarriere. Die EM wurde auf 2022 verschoben und als im Frühjahr auch der Ball im Profisport einige Wochen ruhen musste, habe man sich schon oft gefragt, wie und ob es weitergeht, so Oberdorf. Die Einhaltung der Regeln stelle die Fußballerinnen vor keine wirklichen Probleme. Maskentragen auf dem Trainingsgelände, Abstände in Kabine und Kraftraum sowie die zweimal wöchentlichen Testungen seien zwar neu, aber inzwischen Routine.
Dennoch beklagt Oberdorf in der Pandemie die fehlenden Zuschauer. „Die Fans fehlen uns – gerade, wenn es nicht so läuft“, sagt sie, ergänzt aber auch gleichzeitig: „Als wir vor 78 000 Zuschauern in Wembley mit dem Nationalteam gegen England gespielt haben, konnten wir uns gegenseitig auf dem Platz nicht mehr verstehen, das war auch schwierig.“
Und nach Sprockhövel gibt es immer noch Kontakt. Zumindest ab und zu, so Oberdorf. Nach Möglichkeit versuche sie auch, die Spiele der TSG zu besuchen. „Aktuell geht das leider nicht“, bedauert sie.
Oberdorf hofft, dem FC Bayern noch die Tabellenführung entreißen zu können. In der Champions-League heißt das kurzfristige Ziel Viertelfinale. Langfristig will Oberdorf auch diesen Wettbewerb mit den VfL-Damen gewinnen. Und auch mit dem Nationalteam sind Titel das Ziel. Die EM im kommenden Jahr soll erfolgreich verlaufen. „Deutschland gehört zur Weltspitze, das ist auf alle Fälle unser Anspruch“; so Oberdorf. Weiter geht es für sie nach dem Champions-League-Achtelfinale gegen Lilleström SK schon am Wochenende. Dann sind die Wölfinnen beim abstiegsbedrohten SV Meppen in der Liga zu Gast.