Untreue im Jobcenter: Mann der Angeklagten in den Fall verwickelt
Die Hauptangeklagte hat mittlerweile gestanden. Die Ermittlungen sind trotz der neuen Erkenntnisse noch nicht abgeschlossen.
Sprockhövel. Rund drei Wochen war es still geworden um den Fall der Sprockhövelerin, die mindestens eine halbe Million Euro im Jobcenter Schwelm veruntreut haben soll. Nun gibt es neue Entwicklungen: Nach Informationen der Staatsanwaltschaft Hagen, die die Untersuchungen leitet, sind auch der Ehemann der Sachbearbeiterin und mindestens eine weitere Mitarbeiterin in den Fall verwickelt.
Inwiefern die beiden genau bei der Unterschlagung der rund 500 000 Euro geholfen haben sollen, wollte Hans-Werner Münker, Sprecher der Staatsanwaltschaft Hagen, nicht erläutern. Münker bestätigte aber, dass die in Untersuchungshaft sitzende Hauptangeklagte mittlerweile ein umfassendes Geständnis abgelegt hat. Auch ihr Mann, der nach WZ-Recherchen 55 Jahre alt sein soll, gab seine Beteilungung an den Unterschlagungen zu.
Nicht geäußert hat sich allerdings die weitere Mitarbeiterin. Ob sie die einzige ist, die neben dem Ehepaar von den Machenschaften profitierte, ist noch unklar. „Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen“, sagte Hans-Werner Münker und schloss damit nicht aus, dass noch weitere Mitarbeiter von der Praxis der Haupttäterin wussten oder sogar aktiv beteiligt waren.
Hintergrund: Im Juni war bekannt geworden, dass im Schwelmer Jobcenter über mindestens zweieinhalb Jahre systematisch Geld veruntreut wurde. Zunächst war von einer halben Million Euro die Rede, aktuell sieht es so aus, dass es sogar noch mehr sein könnte. „Es ist zumindest nicht weniger geworden“, sagte Staatsanwaltsschaftssprecher Hans-Werner Münker nach mittlerweile zweimonatigen Ermittlungen seitens der Staatsanwaltschaft.
Die Sprockhövelerin soll sich über Jahre hin an Eingliederungshilfen — diese bekommen Unternehmen als Prämie dafür, dass sie Langzeitarbeitslose einstellen — bereichert haben. Die 53-Jährige soll die Langzeitarbeitslosen und ganze Vorgänge erfunden sowie diverse Hilfeleistungen des Jobcenters für die vermeintlichen Klienten auf ihr eigenes Konto überwiesen haben. Warum diese Praxis über zweieinhalb Jahre intern nicht auffiel, ist noch unklar. Auffällig wurden die systemische Unterschlagung erst durch eine Prüfung der Kreisverwaltung. Einer Mitarbeiterin war aufgefallen, dass die Kosten für die Eingliederung ungewöhnlich hoch waren.