Justiz Versuchte Vergewaltigung in Sprockhövel: Ermittlungen wieder aufgerollt

Sprockhövel · 1996 bedrohte ein unbekannter Mann zwei Jugendliche in Sprockhövel mit einem Messer.

Der Fall ereignete sich am 10. November 1996 in Herzkamp.

Foto: dpa/Britta Pedersen

„Cold Cases“ heißen sie, Kriminaldelikte, die teilweise schon mehrere Jahrzehnte zurückliegen und in der Vergangenheit nicht aufgeklärt werden konnten. Mit einem solchen Fall, der sich in Herzkamp am 10. November 1996 ereignete, beschäftigt sich jetzt die Bochumer Kriminalpolizei.

Der Fall sei seinerzeit als versuchte Körperverletzung bewertet worden, erläutert Pressesprecher Marco Bischoff. Inzwischen hat sich die Sicht der Staatsanwaltschaft auf den Fall verändert. Ermittelt werde jetzt wegen sexueller Nötigung und versuchter Vergewaltigung.

An einem Sonntagabend gegen 20.15 Uhr war ein Geschwisterpaar in Herzkamp unterwegs und wurde von einem ihm unbekannten Mann in der Nähe der Bushaltestelle Elberfelder Straße/am Brink angesprochen. Er fragte nach dem Weg, soll dann ein Messer gezogen und zu der 18-Jährigen gesagt haben: „Jetzt wollen wir mal ganz ruhig sein.“ Das Mädchen schrie in Panik auf, und ihr elfjähriger Bruder schlug spontan auf den Angreifer ein, sodass dieser von der jungen Frau abließ und stürzte. Diesen Moment nutzten die Geschwister, um zu fliehen und sich in einem Objekt in der Straße „Egen“ zu verstecken. Der Täter wurde seinerzeit nicht gefasst.

In der Nähe des Tatorts wurden Fotos gefunden, die den Täter zeigen könnten.

Foto: Polizei NRW

In der Nähe des Tatortes fanden Zeugen zeitnah zahlreiche farbige Fotoaufnahmen. Ein darauf abgebildeter Mann habe der Täterbeschreibung durch die Geschwister entsprochen. Im Zuge einer aktuellen Bewertung des Falles durch die Staatsanwaltschaft ist es jetzt möglich, die Darstellung der Person in den Medien zu veröffentlichen. Die ermittelnden Beamten hoffen, dass dies dazu führt, dass der Mann identifiziert werden kann.

Wahrscheinlich, dass
der Mann erkannt wird

Eine Verjährung gebe es nicht, wenn sich aus heutiger Sicht eine andere Bewertung des damaligen Sachverhalts ergäbe. „Wenn wir heute einen Hinweis oder eine Anzeige bekommen, schicken wir ja denjenigen nicht mit der Begründung weg, der Fall liege schon lange zurück“, skizziert Bischoff die Arbeitsweise in solchen Fällen. Hochkomplexe Ermittlungsstrategien mit riesigem Personalaufwand führten dazu, dass die Aufklärungsrate bei Mord nahezu einhundert Prozent betrage, und bei anderen Kapitalverbrechen, zu denen auch Sexualverbrechen gehören, sei die spätere Aufklärungsrate ebenfalls sehr hoch.

Das berechtigte öffentliche Interesse daran, dass ein Sexualtäter aus dem Verkehr gezogen werde, sei sehr hoch, erläutert Marco Bischoff auch unter Hinweis auf die riesige Dimension des perversen Täternetzwerks im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen von Lügde. „Sexualstraftäter begehen häufig immer wieder solche Taten, sie können gar nicht anders“, ist die Erfahrung der Ermittler. Deshalb sei der hohe Personalaufwand, der in den Sonderkommissionen Möglichkeiten extrem aufwändiger Ermittlungstätigkeiten schaffe, gerechtfertigt und führe häufig zu Erfolgen.

Den Herzkamper „Cold Case“ betreffend hält Marco Bischoff es für nicht unwahrscheinlich, dass das soziale Umfeld den Mann auf den Fotos heute noch erkennt, auch wenn er sich wahrscheinlich äußerlich sehr verändert habe.