Viele kritische Nachfragen zum geplanten Windrad
Etliche Bürger sehen die Pläne der SL Windenergie kritisch. Es gibt vor allem Bedenken wegen des Standorts im Schutzgebiet.
Sprockhövel. Über zu geringe Resonanz konnte sich die SL Windenergie GmbH am Dienstag nicht beklagen. Im Bürgerbegegnungszentrum Hiddinghausen erschienen mehrere Dutzend Bürger, um sich über den geplanten Bau einer 3000 Kilowatt starken Windenergieanlage zu informieren, die im kommenden Jahr im Bereich Zippe entstehen soll. Aus Sicht des Unternehmens war es allerdings wohl die „falsche Seite“, die da erschienen war. Unter den Anwesenden fanden sich vor allem Kritiker und weniger Unterstützer, die sich möglicherweise auch finanziell an dem Vorhaben beteiligen wollten.
Und so reagierte Joachim Schulenberg, Leiter der Projektentwicklung, denn auch leicht genervt und pikiert auf die kritischen Zwischenfragen einiger Anwohner. „In Deutschland gibt es keinen Anspruch auf ein Einfrieren der Zeit“, beschied er einer Frau, die das Vorhaben allzu kritisch einschätzte. Neben den Auswirkungen für Natur und Umwelt fand die Dame es auch nicht korrekt, dass die Eigentümer des für den Bau geplanten Areals mit dem Vorhaben Geld verdienen.
Das Projekt ist in der Tat nicht unproblematisch, soll das — inklusive Rotorblatt — 180 Meter hohe Windrad der Marke Enercon E-115 doch in einem Landschaftsschutzgebiet errichtet werden. Laut dem Projektentwickler Stefan Reimering kann jedoch im Rahmen des Genehmigungsverfahrens eine Befreiung von den dort geltenden Auflagen beantragt werden. Das Projekt soll auch mit finanzieller Beteiligung der Bürger umgesetzt werden, zudem soll eine Stiftung gegründet werden, die mit den Erlösen aus dem Absatz des grünen Stroms gemeinnützige Projekte fördern soll. Wie hoch die Kosten für den Bau des Windrades sind, ist laut Reimering derzeit noch unklar. Als Richtlinie gilt aber: „Fünf Millionen Euro plus X.“
Petra Schellhoff, Anwohnerin
Auf etwa 30 großformatigen Info-Tafeln wollte SL Windenergie für das Projekt werben und mögliche Vorbehalte ausräumen. Bei vielen Besuchern gelang das aber nicht. „Die Windenergie muss da angesiedelt werden, wo es auch mit dem Umweltschutz passt“, sagte Petra Schellhoff. Und das sei eben am geplanten Standort im Bereich Zippe nicht der Fall. Dort lebten unter anderem Rotmilane und Uhus. Sie sei zwar grundsätzlich für die Energiewende, diese dürfe aber nicht zulasten der Umwelt gehen. „Der Artenschutz darf bei solchen Vorhaben nicht immer an letzter Stelle kommen“, erklärte Schellhoff.
Andere Besucher erklärten den Vertretern des Gladbecker Unternehmens schlicht, dass sie ein „solches Windrad nicht in der Nachbarschaft“ haben wollten. Kritisch sah auch Markus Gronemeyer, der rund 600 Meter von dem geplanten Standort wohnt, das Vorhaben. Ihm sei noch völlig unklar, wie die Zuwegung zu dem Grundstück geschaffen werden solle, erklärte er. Auch ob möglicherweise noch ein Teich zugeschüttet werden müsse, damit die Laster zu dem Bauplatz kommen könnten, sei die Frage. Projektentwickler Reimering bestritt entsprechende Pläne, konnte mit der Aussage aber nicht wirklich überzeugen.
Laut Reimering hält das Windrad den üblichen Mindestabstand von etwa 540 Metern zur Wohnbebauung ein. Anfang April seien beim Ennepe-Ruhr-Kreis die Unterlagen für die Genehmigung des Vorhabens eingereicht worden, man hoffe auf eine Genehmigung noch in diesem Jahr. Etwa 20 bis 30 Träger öffentlicher Belange sollten bei den Planungen noch gehört werden, auch die Stadt muss ihr Einverständnis geben.