Brennrei Vor der Schließung noch drei Flaschen Likör gesichert

Die Kornbrennerei Hegemann stellt nach 150 Jahren an der Nockenbergstraße den Betrieb ein.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Am Freitagnachmittag um 17.30 Uhr wird Andreas Hegemann ohne große Sentimentalität oder gar tiefer gehenden Schmerz seinen Hofladen abschließen. Und damit endet die 150-jährige Geschichte der Kornbrennerei Hegemann an der Nockenbergstraße, denn ab dem 1. September hat die Haßlinghauser Destillerie & Brennerei Heinrich Habbel das Traditionsunternehmen Hegemann übernommen.

In Haßlinghausen werden zukünftig die Produkte der „Hegemänner“ (Motto: Kenner trinken Hegemänner) hergestellt und verkauft. Was bedeutet, dass der Hofladen ebenso schließt wie der alte Stall, der als Veranstaltungsraum diente, in dem unter anderem die SPD-Ortsgruppe ihren Neujahrsempfang ausgerichtet und einst Parteigrößen wie den ehemaligen Vizekanzler Franz Müntefering empfangen hat. Die Räumlichkeiten sollen vermietet werden oder als Lager dienen.

Rund 30 Schnäpse und Liköre sind im Angebot, unter anderem auch das Premium-Produkt, der im Holzfass gereifte Korn, der stattliche 25 Euro pro Flasche kostet. „Als ich die Firma 1982 übernommen habe, hatten wir zehn Schnäpse und Liköre im Sortiment, und möglichst sollte jedes Jahr ein neues Produkt dazu kommen“, so Andreas Hegemann.

Der absolute Renner der Hegemänner ist der Sprockhöveler Kräuterlikör, der mit Minze angereichert wird. Rentner Helmut Kötting hat sich kurz vor Ende der Hegemann-Ära gleich drei Flaschen gesichert und weist diskret darauf hin, dass er schon 1935 mit Opa und Vater zur Nockenbergstraße gepilgert ist, um sich mit geistigen Getränken zu versorgen. Der muntere 90-Jährige war natürlich auch schon Kunde bei Andreas Hegemanns Vorfahren und schwört auf den Kräuterlikör mit Minze, der jetzt auch in Haßlinghausen hergestellt wird.

„Die Rezepturen habe ich schon abgegeben“, verrät der 68-jährige Hegemann, der sich zukünftig in erster Linie seiner Frau und dem cleveren Pudel Max widmen möchte. Doch da das Anwesen so groß ist, werden umfangreiche „Hausmeistertätigkeiten“ obligatorisch. „Und mal verreisen möchten wir auch mal.“

Das Unternehmen Kornbrennerei Hegemann zu übernehmen, lag eigentlich nahe für Michael Habbel und seine Tochter Michaela. „Wir haben uns vor zwei oder drei Jahren auf dem Stadtfest mal getroffen und sind übereingekommen, dass wir uns doch mal unterhalten sollten“, so Michael Habbel, der mit dem Kollegen Hegemann stets ein freundschaftliches Nebeneinander pflegte. „Wir haben uns bei Engpässen gegenseitig ausgeholfen, und während Habbel den größten Teil seiner Kundschaft im westfälischen Raum hat, kamen die Wuppertaler eben zu Hegemann “, beschreibt er das entspannte Verhältnis. Und so verliefen auch die Übernahmegespräche ohne große Probleme.

Die Absynth-Spirituose, der Sprockhöveler Bauerntrunk, der Korn oder die „Dumme Nuss“, das „Winter-Pfläumchen“, der an die Bergwerk-Vergangenheit erinnernde „Hauerschluck“ werden weiterhin als Hegemann-Produkt zu kaufen sein, wie auch die „Kiärsche“ (Kirsche), dat „Deibelstüg“ (Teufelszeug) oder der Baltrumer Sanddornlikör, den Hegemann, der der kleinsten ostfriesischen Insel seit Jahrzehnten von Herzen verbunden ist, im Auftrage der dortigen Kurverwaltung herstellt.

Kornbrennerei Hegemann, das stand aber auch für Oldtimer- und Youngtimer-Treffen, bei denen Hunderte bestens gepflegte Schätzchen auf vier, oder beim Messerschmidt-kabinenroller auf drei Rädern auf den riesigen Flächen hinter der Brennerei bewundert werden konnten.

Gleichfalls eine Tradition, die nicht weiterleben wird. „Das waren früher landwirtschaftliche Flächen, und die werden verpachtet und auch wieder landwirtschaftlich genutzt“, zieht Andreas Hegemann auch da einen Schlussstrich.