Wann kommt die Umgehung?
Die Landesregierung hat die Entscheidung zum Bau der L 70 n weiter vertagt.
Niedersprockhövel. Böse Zungen behaupten, es sei nichts Halbes und nichts Ganzes. Andere — wie Sprockhövels Erster Beigeordneter Bernd Woldt — sind hingegen froh, dass der Ausbau der Ortsumgehung Niedersprockhövel weiterhin im Rennen ist: Die rot-grüne Landesregierung hat in einer neuen Priorisierungsliste den Ausbau der Ortsumgehung L 70 n zwar nicht als vorrangig bezeichnet, aber sie hat den Ausbau auch nicht als „nachrangig“ eingestuft.
Vielmehr soll erst nach Abschluss der Planungsstufe über die Priorität entschieden werden. Für Anwohner, Industrie und Politik heißt das, sie müssen weiterhin auf eine endgültige Entscheidung und damit auf den möglichen Baubeginn warten.
„Es wird nächste Woche einen Termin mit der Bezirksregierung geben und danach fällt der Entschluss, wann die Pläne für die L 70 n zum zweiten Mal offengelegt werden“, sagt Michael Overmeyer, Sprecher des Landesbetriebs Straßen NRW. Der Landesbetrieb ist im laufenden Planfeststellungsverfahren federführend, nach Angaben von Overmeyer sei mit der Entscheidung erst im nächsten Jahr zu rechnen.
Die Pläne für eine Ortsumgehung waren vor 20 Jahren entworfen worden, eine erste Offenlegung hatte es 2009 gegeben. Die Kritik bezog sich damals vor allem auf Verstöße gegen den Naturschutz. Verwaltung und Politik stimmten mit Ausnahme der Grünen für den Bau.
„Aus Sicht der Verwaltung ist der Bau der L 70 n auch nach wie vor wünschenswert“, sagt Woldt, „vor allem der Schwerlastverkehr in Richtung Industriegebiet könnte so um den Ortskern herum geleitet werden.“ Auf diese Weise würde nicht nur die Attraktivität des Stadtteils erhöht, auch mehr Sicherheit wäre gewährleistet.
„Sollte die Ortsumgehung kommen, würde die Hauptstraße, die jetzt noch eine Landesstraße ist, zur Gemeindestraße werden. Damit könnten wir als Stadt auch für zusätzliche verkehrssenkende Maßnahmen sorgen“, erklärt Woldt. Rund 13 000 Fahrzeuge passieren nach seinen Angaben täglich die Hauptstraße.
„Eindeutig zuviel“, meint auch der ehemalige Landesverkehrsminister Lutz Lienenkämper (CDU). Er machte gestern im Rahmen einer Verkehrskampagne Station in Niedersprockhövel. „Die Maßnahme muss kommen“, sagte er beim Ortstermin und gab seiner Befürchtung Ausdruck, dass das Projekt „bis ins Nirvana“ verschoben werde. „Die Pläne sind so weit fortgeschritten, dass die Landesregierung sie jetzt nicht mehr als ,nachrangig’ beurteilen kann. Also hat sie sich auf diese Weise beholfen“, sagt Lienenkämper.
Rund 30 Minuten hatte er für seinen Besuch in Sprockhövel eingeplant, um sich mit Bürgern über das Projekt auszutauschen — nur wenige kamen dieser Einladung allerdings nach.