Herzkamp Was ist typisch für Herzkamp?

Studenten untersuchten die Baustile und erarbeiteten eine Gestaltungsfibel.

Foto: Gerhard Bartsch

Herzkamp. „Junge Menschen haben einen anderen Fokus“, begrüßte Gerlinde Honke-Feuerstack die Studenten der Universität Münster, die in der vergangenen Woche im Evangelischen Vereinshaus die Ergebnisse ihrer Studienarbeiten präsentierten. Rund ein Vierteljahr lang hatten sie sich während ihres Geografie-Masterstudiums in Gruppen und unter ganz unterschiedlichen Fragestellungen mit dem Ortsteil Herzkamp beschäftigt.

Foto: Gerhard Bartsch

Wie anders dieser Fokus eingestellt sein kann, machte die Gruppe deutlich, die ihr Augenmerk auf die Baukultur im Bereich rechts und links der Elberfelder Straße von der Barmer Straße bis nach Egen gerichtet hatte. Immerhin 14 Häuser, die so gar nicht ins Ortsbild passen, und ein Dutzend sanierungsbedürftige Gebäude, die das Ortsbild beeinträchtigen, waren den Studenten bei ihrer Datenaufnahme ins Auge gefallen.

Ziel ihrer Arbeit war einerseits, herauszufinden, welche Baumerkmale typisch für Herzkamp sind, und andererseits eine Empfehlung zu erarbeiten, wie sich diese bauliche Identität erhalten lässt. Dafür haben die Studenten zunächst alle Gebäude und Grundstücke von den Dächern über die Fassaden bis zu den Einfriedungen dokumentiert und analysiert. Herausgekommen ist, dass in der Vergangenheit Landwirtschaft, Bergbau und Heimbandwirkerei die Bebauung in Herzkamp geprägt haben. Damit verbunden ist aus Sicht der Studenten, dass der Baustoff Holz als Gestaltungsmerkmal große Bedeutung hat.

Fassaden sind als Fachwerk sichtbar, verputzt oder mit Schiefer verkleidet. Dächer sind spitz, Fenster und Türen sind ebenfalls aus Holz. Fenster haben ein ausgeprägtes Hochformat und sind als Sprossenfenster gestaltet. Knapp 30 Gebäude zeigen zahlreiche dieser Elemente auf und werden von den Studenten als „historisch“ und auch „schützenswert“ bezeichnet. Etwa 80 jüngere Häuser orientieren sich erkennbar an den historischen Merkmalen, beispielsweise, weil sie einzelne Elemente — wie Dachneigung oder Fensterformate — aufgreifen. Dazu gehören auch die Siedlungen Herzkamper Mulde und Martin-Luther-Straße, die mit ihrer Struktur und einem einheitlichen Gesamtbild zum restlichen Ortsbild passen.

Die 14 als „nicht regionaltypisch“ erkannten Gebäude widersprächen den genannten Grundstrukturen und fügten sich deshalb nicht in das Ortsbild ein. Damit die bauliche Identität Herzkamps erhalten bleibt und weitere nicht regionaltypische Gebäude vermieden werden, haben die Studenten eine „Gestaltungsfibel“ entwickelt. In diesem Handbuch sind die typischen Elemente erkennbar und als Vorbilder dargestellt.

Es richtet sich gleichermaßen an künftige Bauherren wie an Hauseigentümer, die sich mit der Renovierung ihrer Immobilie beschäftigen. Dabei geben die Studenten auch ganz konkrete Empfehlungen. So könnten derzeit knallbunt gestrichene Fassaden bei einer Renovierung der Umgebung farblich angepasst, an anderen Häusern an den Außenwänden Schieferelemente aufgegriffen werden.

„Einiges sollte zugunsten des Ortsbildes saniert werden. Besonderer Handlungsbedarf besteht entlang der Elberfelder Straße“, sagte die Arbeitsgruppe. Zum Thema ortsbildgerechte Renovierung von Häusern wies Gerlinde Honke-Feuerstack die Nachbarschaft auf Fördermöglichkeiten hin. ww