Wildtiere dringen bis in die Sprockhöveler Gärten vor
Ein Anwohner der Falkenstraße beobachtet mehr Wild in seinem Garten und vermutet, dass die Tiere Schutz vor Jägern suchen.
Niedersprockhövel. Immer wieder hörte Siegmar Nischke in den vergangenen Monaten Geräusche, die wie Schüsse klangen. Vor allem in den Abendstunden, gegen 22 Uhr, war es massiv. Weil er gleichzeitig immer mehr Wildtiere in seinem Garten an der Falkenstraße entdeckte, war der Fall für ihn klar: Jemand macht Jagd auf die Tiere.
„Ist das zulässig?“, fragt er und beschreibt: „Mittlerweile ziehen sich die Tiere soweit zurück, dass ich sie auf meiner Terrasse habe. Ebenfalls bekomme ich öfters Besuch von einem jungen Reh, Alttiere sind dabei nicht auszumachen.“ Er vermutet, dass sie zum Opfer von Jägern geworden sind.
Dirk Erdelmann, Jagdausübungsberechtigter auf dem Gebiet hinter der Falkenstraße, hat für das Auftauchen der Tiere in Nischkes Garten eine Erklärung. „In dem Gebiet gibt es einen vielgenutzten Fahrradweg, einen Wanderweg und eine Hundeauslaufrunde, die gerade in den letzten Jahren verstärkt genutzt wird. Bei den Wildtieren führt so viel Betrieb dazu, dass sie sich immer weiter in ruhigere Gebiete zurückziehen.“
Dies könne auch ein Garten sein, wenn er nicht eingezäunt sei. „Durch die Waldbesucher und die Hunde sind insbesondere Rehe in den letzten Jahren auch zutraulicher geworden. Sie wissen, dass ihnen in der Regel nichts passiert und bleiben daher auch schon mal stehen, statt wegzurennen“, ergänzt Erdelmann.
Dass verstärkt Jagd auf die Tiere gemacht werde, verneint er. Ein Hochsitz, der sich in dem entsprechenden Gebiet befinde, könne gar nicht mehr genutzt werden, weil Wander- und Radweg sowie Hundestrecke so stark frequentiert seien. „Es gibt nur zwei Jagdpächter, mein Vater und ich. Wir haben im gesamten vergangenen Jahr fünf Füchse und zwei Rehe erlegt, mehr Schüsse sind nicht gefallen.“
Die Geräusche, die Siegmar Nischke gehört hat, kann er sich nicht erklären. Er vermutet jedoch, dass es sich um Silvester-böller handeln könnte, die an der einen oder anderen Stelle der Trasse von jungen Leuten gezündet würden. „Gewehrschüsse hören sich anders an.“
Weil Erdelmann selbst nicht weit entfernt von der Trasse wohnt, habe er diese Geräusche schon häufiger gehört und auch die entsprechenden Personen gesehen. Sorge, dass sich das Wild komplett zurückziehen könnte, hat er nicht. Vielmehr treibt es ihn um, dass in letzter Zeit zwei Rehe von freilaufenden Hunden gerissen wurden.
„Wenn die Tiere sofort die Flucht ergreifen würden, sobald sie einen Hund sehen, wären sie nur noch auf der Flucht. Dafür ist dort einfach zu viel los. Kein Wunder, wenn sich Rehe oder Füchse auch in Gärten zurückziehen.“