Am Tagebau Garzweiler Politik spricht sich für Gartenschau aus
Tagebau Garzweiler · Der Zweckverband Landfolge hat mit großer Mehrheit für die Ausrichtung im Jahr 2037 gestimmt – unter zwei Bedingungen. Die Gartenschau soll knapp zwei Millionen Besucher in die Region locken.
Der Weg für die Internationale Gartenschau rund um den (dann stillgelegten) Tagebau Garzweiler im Jahr 2037 ist frei. Der Zweckverband Landfolge, dem die Städte Mönchengladbach, Erkelenz, Grevenbroich, Jüchen und die Gemeinde Titz angehören, hat mit großer Mehrheit für eine Ausrichtung gestimmt. 315 Millionen Euro sollen insgesamt in die Gartenschau investiert werden, der Zweckverband rechnet mit mindestens 1,8 Millionen Besuchern.
Das Votum fällten die Politiker der beteiligten Kommunen allerdings unter zwei Bedingungen: Zunächst einmal müssen die Stadt- beziehungsweise Gemeinderäte noch zustimmen. Und vor allem: Mit einem Kabinettsbeschluss soll die schwarz-grüne Landesregierung ihre Unterstützung zusichern. 90 Prozent der Baukosten sollen schließlich aus den Strukturwandelmitteln von Land und Bund fließen. „Die Signale aus allen drei Ministerien und der Staatskanzlei sind sehr positiv“, sagte der Verbandsvorsteher und Jüchener Bürgermeister, Harald Zillikens. Damit meinte er das Bauministerium, das Wirtschaftsministerium und das Landwirtschaftsministerium. Der Erkelenzer Bürgermeister Stephan Muckel forderte in Richtung Landeshauptstadt: „Uns reicht da auch kein Letter of Intent, wir brauchen einen ganz klaren und verbindlichen Kabinettsbeschluss.“
Ist das alles gegeben, ist der Weg für die Gartenschau frei, die die Bürgermeister nahezu unisono als „einmalige Chance für die ganze Region“ bezeichnen. Ihr Hauptargument: Zahlreiche Infrastrukturprojekte, die nach Ende des Braunkohleabbaus (spätestens 2033) in der Region ohnehin umgesetzt werden müssen und von Bund und Land über den riesigen Strukturwandeltopf (14,8 Milliarden Euro) gedeckt werden, lassen sich mit dem großen Ziel „IGA 2037“ deutlich leichter angehen. Gleichzeitig locke man Millionen von Besuchern in die Region und könne bereits die bis in die 2070er-Jahre vorgesehene Umgestaltung des Tagebau-Lochs in einen der größten Seen Deutschlands angehen.
Volker Mielchen, Geschäftsführer des Zweckverbandes, stellte klar: „So eine Internationale Gartenschau ist längst keine Blumenschau für gartenaffine ältere Damen aus Reisebussen mehr.“ Jüngste Beispiele wie etwa Mannheim (2,2 Millionen Besucher) zeigten vielmehr, dass eine IGA ein „Katalysator“ sei, der eine ganze Region nach vorne bringen könne. „Wir wollen damit den Abschluss einer Epoche, das Ende der Kohleförderung in Nordrhein-Westfalen und gleichzeitig den Aufbruch in ein neues Zeitalter präsentieren“, so Mielchen. „Zugpferd“ der Gartenschau soll ein Projekt werden, das zu Beginn der Planung noch als Hirngespinst belächelt worden war, nun aber immer konkreter wird: eine Seilbahn, die die Besucher bis auf den Grund des stillgelegten Tagebaus führen wird. Neben den Pflanzenhallen und Gartenbauprojekten, die zu so einer Schau dazugehören (und von externen, von der Bundesgartenschau-Gesellschaft bestimmten Unternehmen ebenfalls für Millionen gebaut werden) sollen drei Punkte im Zentrum der Schau stehen: neue Wohn- und Lebensformen, ein neues Seeufer und neue Landschaften. Die Schau wird dezentral stattfinden, sodass jede Stadt davon profitiert. Die beiden Hauptstandorte werden allerdings Jüchen-Süd (wegen der guten Bahnanbindung) und Keyenberg/Wanlo (für Auto-Anreisende).
Armin Schloemer, Chef der Bundesgartenbau-Gesellschaft bestätigte, dass Garzweiler den Zuschlag erhalten wird, wenn die formellen Rahmenbedingungen erfüllt sind. „Diese über Jahrzehnte intensiv für die Energiegewinnung in Deutschland genutzte Fläche wird jetzt den Menschen zurückgegeben, um eine neue Lebenswelt zu schaffen. Wie kann man den kommenden See gestalten? Wie kann man nachhaltige Landwirtschaft und Energieerzeugung präsentieren? Das ist eine tolle Story und eine unglaublich spannende Aufgabe“, schwärmte er. „Sehr sinnvoll“ nannte auch RWE-Tagebauplaner Michael Eyll-Vetter das Projekt. RWE ist als Tagebaubetreiber für die „Renaturierung“ des Tagebaus verantwortlich.