Bauen - Kaufen - Wohnen Tipps für demenzfreundliches Wohnen aus der Frieda-WG

Serie | Hilden · Menschen werden immer älter, Demenzerkrankungen betreffen immer mehr Menschen. Wie gestalte ich also meine Wohnung oder mein Haus möglichst demenz-freundlich? Die Frieda Wohngemeinschaft in Hilden zeigt, wie es geht.

Doris Maibaum ist eine der zehn Bewohnerinnen in der Wohngemeinschaft für demenzerkrankte Menschen in Hilden.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Frieda war 2012 die erste ambulant-betreute Demenz-Wohngemeinschaft in Hilden. Den Seniorinnen – aktuell leben nur Frauen dort – soll hier ein selbstbestimmtes Leben trotz Demenz ermöglicht werden. Und das geht nur mit den richtigen baulichen Anpassungen an die Erkrankung. Als Faustregel gilt, dass eine Wohnung oder ein Haus, in dem eine demenzkranke Person lebt, die Kriterien Sicherheit, Orientierung und Teilhabe erfüllen sollte.

Aber das sollte keinesfalls bedeuten, dass eine Wohnung für eine demenzerkrankte Person in ein monotones Krankenhausumfeld umgebaut werden muss. Denn eine weitere Faustregel besagt: So viel verändern wie nötig und so wenig wie möglich. „Jede Form von Demenz ist anders“, sagt Sylvia Menke (Diakonie Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann), die für die Frieda-WG den ambulanten Pflegedienst koordiniert. Deswegen sei es auch wichtig, bei jeder Person individuell zu schauen, wo genau die Probleme, aber auch die Fähigkeiten liegen.

Manche haben zum Beispiel das Problem, dass sie die Toilette nicht mehr finden: In so einem Fall ist es wichtig, darauf zu achten, dass das WC auf eine Art und Weise ausgeschildert ist, die die Person versteht – zum Beispiel durch eine Beschriftung oder ein Bild.

Andere Demenzerkrankte haben einen verstärkten Bewegungsdrang, und das kann zu „ungeplanten Ausflügen“ und Unfällen führen. Die Frieda-WG kann deshalb über den Wintergarten verlassen werden, den man aber aus dem Wohnraum und der Küche gut einsehen kann. Dadurch bekommt immer jemand mit, wenn eine Bewohnerin spazieren gehen möchte. Die Vordertür dagegen ist mit einer Folie überklebt, die ein Bücherregal zeigt. Die Seniorinnen erkennen die Tür deshalb nicht als solche und verlassen darüber auch nicht ohne Begleitung das Haus. Türen kann man auch durch einen davor angebrachten Vorhang kaschieren oder sie mit einem Alarmsystem versehen.

„An jeder Zimmertür steht außerdem der Name der jeweiligen Bewohnerin, manchmal ist auch noch ein Foto dabei“, sagt Menke. Das hilft bei der Orientierung. Um so wenig zu verändern, wie möglich, haben alle Bewohnerinnen ihr eigenes Mobiliar von daheim mitgebracht – denn die eigene Biografie ist für Menschen mit Demenzerkrankung einer der wichtigsten Bezugspunkte. Vertraute Gerüche und Texturen geben Sicherheit und das wiederum kann aggressivem Verhalten vorbeugen, das manchmal mit einer Demenzerkrankung einhergehen kann und für die Pflegenden oft sehr belastend ist.

Die Frieda ist außerdem in einzelne, überschaubare – aber differenziert gestaltete – Bereiche aufgeteilt: einen Essbereich, eine offene Küche, einen Wohnzimmerbereich und den Wintergarten. Alle Gemeinschaftsräume kann man von jedem Punkt einsehen – das hilft den Damen bei der Orientierung. Da alles direkt miteinander verbunden ist, gibt es außerdem keine Möglichkeit, sich „unterwegs“ zu verlaufen oder sich an dazwischenliegenden Türen oder Glaspaneelen zu verletzen.

Bewohner sollen in ihren Fähigkeiten gefördert werden

Besonders der Wintergarten steht bei den Seniorinnen hoch im Kurs. Und das ist gut, denn hier wird man nicht nur zur Teilnahme am Gemeinschaftsleben animiert, sondern das Tageslicht fördert die tages- und jahreszeitliche Orientierung. Er ist, wie der Rest der WG, gut mit dem Rollstuhl erreichbar. Die Ebenerdigkeit ist auch deshalb wichtig, weil sowohl Treppen als auch Aufzugbenutzung durch die Reizüberflutung bei Demenz überfordern können.

Alle Bewohnerinnen sollen in den Fähigkeiten gefördert werden, die sie noch ausüben können – aber gezwungen wird man in der Frieda zu nichts. Hier gibt es zum Beispiel einen Garten, der auch mit den Angehörigen zusammen gepflegt werden kann. Wäsche falten oder kochen, muss hier aber niemand, der nicht will. „Aber alle folgen ihrem eigenen Tagesrhythmus. Routinen gibt es natürlich trotzdem. Bei einer Demenz ist es wichtig, dass die Leute Halt haben, dass sie wissen, was sie erwartet“, so Menke.

(alwi)