Staatsanwaltschaft ermittelt gegen sechs Einsatzkräfte Tod nach Polizeieinsatz: Beamte sind weiter im Dienst

LEICHLINGEN/WITZHELDEN · Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nach dem Tod eines 54-jährigen Witzheldeners dauern an. Die Polizisten, die an dem Einsatz beteiligt waren, befinden sich weiterhin im Dienst.

Hier fand der Polizeieinsatz statt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nach dem Tod eines 54-jährigen Witzheldeners dauern an. Die Polizisten, die an dem Einsatz beteiligt waren, befinden sich weiterhin im Dienst.

Foto: RP/Susanne Genath / sug

Eine holperige Straße in einem Witzheldener Wohngebiet, die meisten Nachbarn kennen sich zumindest vom Sehen. Hauptgesprächsthema: Der Polizeieinsatz vom frühen Montagmorgen, bei dem ein 54-jähriger Familienvater einen Herzstillstand erlitt und starb.

Der Witzheldener hatte nach Aussage der Polizei zuvor seine Schwester (44) massiv gewürgt, so dass sie sich kurzzeitig in Lebensgefahr befunden hatte. Die Beamten brachten den 54-Jährigen aus dem Haus, mussten ihn nach eigenen Angaben aber schließlich auf dem Boden fixieren, weil er erheblichen Widerstand geleistet haben soll. Ein herbeigerufener Notarzt versuchte noch, den Mann zu reanimieren, jedoch erfolglos.

Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen sechs Polizeibeamte wegen des Anfangsverdachts der Körperverletzung mit Todesfolge. Sie befinden sich laut Polizei weiterhin im Dienst. Die Ehefrau des 54-Jährigen hatte gegen 4.45 Uhr den Notruf gewählt, berichtet Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. „Warum der später Verstorbene seine Schwester attackiert hat, ist noch vollkommen unklar.“

Der 54-Jährige soll bislang
polizeilich nicht aufgefallen sein

Die 44-Jährige sei bei der Familie zu Besuch gewesen. Angehörige hätten den Beamten mitgeteilt, dass der Mann in der Vergangenheit Kampfsport betrieben habe. Polizeilich aufgefallen sei der Witzheldener bislang nicht. „Bei der Staatsanwaltschaft Köln ist der Geschädigte nicht erfasst“, sagt Bremer.

„Die Familie wohnt schon sehr lange hier“, berichtet ein Anwohner. Man habe sich das ein oder andere Mal beim Spaziergang mit dem Hund getroffen und unterhalten. Auch die 44-Jährige halte sich oft dort auf, weil sie in der Nähe einen Garten besitze. „Alle sind sehr freundlich und kommunikativ.“ Dass der 54-Jährige mit seiner Schwester in Streit geraten sei, könne er sich aufgrund beider Charaktere zwar vorstellen, weniger jedoch den körperlichen Angriff. „Da muss noch etwas anderes eine Rolle gespielt haben“, meint der Anwohner.

Der Nachbar bedauert, dass der 54-jährige Familienvater bei dem Polizeieinsatz starb. Die Obduktion hatte nach Auskunft der Staatsanwaltschaft ergeben, „dass der eingetretene Herzstillstand auf die Fixierung des Mannes in Bauchlage zurückzuführen sein könnte“. „Man darf aber nicht vergessen, dass ohne das Eingreifen der Polizei vermutlich die Schwester des Mannes gestorben wäre, die selbst Mutter ist“, sagt der Anwohner.

Von den eingesetzten Polizisten wurde nach Auskunft der Staatsanwaltschaft keiner verletzt. Bei der Polizei heißt es aber, dass die Beamten sehr betroffen seien von dem Todesfall, den niemand gewollt habe.