Goalie der DEG DEG: Torwart Haukeland ist endgültig angekommen
Düsseldorf · Glanzparaden mag er nicht, dafür tanzt er nach großen Siegen. Torwart Henrik Haukeland ist endgültig bei der DEG angekommen.
Ein großer Tänzer sei er eigentlich nicht, hat Henrik Haukeland dieser Tage gesagt: „Ich bin eher an der Bar als auf der Tanzfläche“, erzählte der Torhüter der Düsseldorfer EG mit einem Lächeln im Gesicht. Was ihn am Sonntagabend aber nicht davon abhielt, seine bescheidenen Künste vor Tausenden Fans zu zeigen. Die DEG hatte endlich wieder gewonnen – und wie: 40 Minuten lang knüpfte sie an ihre teils erschreckenden Leistungen zuvor an, lag verdient 0:3 gegen Schwenningen zurück. Ehe sie noch mit 4:3 nach Penaltyschießen gewann. Was Haukeland, seit Dienstag 28 Jahre alt, dermaßen freute, dass er auf dem Eis tanzte und dabei seinen Schläger auf der Nase balancierte. Das Publikum war entsprechend begeistert, rief lauthals den Namen des Norwegers.
Diese Show war schon in der Vorsaison in München zu sehen, auf dem Weg ins Finale der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) hatte Haukeland mehrfach getanzt. Im Sommer kam er dann zur DEG, doch nach Feiern war ihm am Rhein noch nicht zu Mute. Erst war es zu früh in der Saison, dann gab es nichts mehr zu tanzen. „Ich mache das nur zu speziellen Gelegenheiten“, verriet er am Sonntag. „Heute war so eine, ein guter Comeback-Sieg, ich wollte den Fans etwas zurückgeben.“
Bei der DEG standen oft Ausnahmekönner im Tor
Deren Verhältnis zu ihren Torhütern ist im Eishockey besonders. Auch in Düsseldorf, wo es immer wieder Ausnahmekönner gab: Rainer Gossmann, Rainer Makatsch, Helmut de Raaf, Andrei Trefilow, Jamie Storr, Bobby Goepfert, Tyler Beskorowany, Mathias Niederberger, um nur einige zu nennen. Und rein von seiner Klasse her kann Haukeland da mithalten. Das bewies er zuvor in Norwegen, Schweden, Finnland und zuletzt in München, zudem hat er Olympia und bereits fünf Weltmeisterschaften gespielt. Warum, sieht man nun bei der DEG. Nicht zufällig ist er für Manager Niki Mondt „unser Topspieler“. Kaum ein Spiel vergeht ohne Sonderlob, weil Haukeland Punkte rettete oder der DEG zumindest die Chance darauf gab. Was nicht heißt, dass ihm in seinen ersten 21 Einsätzen nicht auch mal einer durchgerutscht sei, aber seine Zahlen sehen gut aus: elf Siege, nur 2,35 Gegentore im Schnitt und eine Fangquote von 91,6 Prozent. Obwohl ihn die Vorderleute mehrfach alleine ließen, bereits 161 Schüsse aus der Zone direkt vor dem Tor flogen auf Haukeland zu – die viertmeisten der Liga. Das weiß das Düsseldorfer Publikum zu schätzen. Aber es brauchte Zeit, um mit dem neuen Mann im Tor warmzuwerden. Was auch an ihm lag: Haukenland zeigte nicht nur im Spiel kaum Emotionen, sondern zunächst auch außerhalb. Doch das änderte hat sich nun binnen weniger Tage. Nicht erst durch seinen Tanz, zuvor hatte er bereits verbal auf sich aufmerksam gemacht. Nach der Niederlage in Berlin ermahnte er die Kollegen am TV-Mikrofon, mehr Leidenschaft zu zeigen und mal ein enges Spiel zu gewinnen. Warum so öffentlich, erzählte er am Sonntag: „Ich hasse verlieren mehr, als ich gewinnen mag.“
Nicht sein einziger besonderer Satz der letzten Tage. Im aktuellen „DEG Magazin“ findet sich ein Interview mit Haukeland, da gibt er Einblicke in seine Denkweise: Eishockey sei wie Autofahren, der Torwart sitzt am Steuer, bleibt der ruhig, sind es auch die Mitfahrer, in seinem Fall: die Vorderleute. Und er erklärt, warum er Verträge lieber spät unterschreibt: „Manche Jungs benötigen diese Sicherheit und wollen den Druck nicht, sich in jedem Spiel für einen neuen Vertrag empfehlen zu müssen. Das hemmt sie. Ich aber liebe diesen Druck und die Ungewissheit. Dass ich lange nicht weiß, wie es weitergeht.“ Aktuell weiß er es aber, hat für zwei Jahre bei der DEG unterschrieben.
Noch eine bemerkenswerte Aussage: „Wenn ich mit einer spektakulären Parade in den ,Magenta Top Ten‘ bin, habe ich vorher etwas falsch gemacht.“ Normalerweise freuen sich DEL-Spieler ja, wenn sie im wöchentlichen Best-of des Senders auftauchen, nicht so Haukeland. Er möge es, wenn das Publikum denkt: „Och, direkt auf den Mann, den halte ich auch.“ Weil er wisse, „was ich vorher dafür leisten musste, um genau in dieser Position zu sein“. Die Position seines Teams gefällt ihm hingegen weniger – trotz des neunten Platzes. Aber das „Wie“ sei eben genauso entscheidend, sagte er am Sonntag. Nun hofft er, dass der Sieg gegen Schwenningen ein „Wendepunkt in unserer Saison“ war und es am Freitag (19.30 Uhr) daheim gegen Straubing so weitergeht. Denn ein Sieg bedeute erst mal nichts: „Wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen“.