Uni-Klinik Aachen verteidigt Schadstoff-Studie
Das Klinikum Aachen im Strudel des Abgasskandals von Autobauern. Völlig zu unrecht, sagen die Vertreter: Wissenschaftler hätten Gutes geleistet, für den Arbeitsschutz - fernab von Diesel und Auto.
Aachen. Das Universitätsklinikum Aachen hat seine kritisierten Stickstoffdioxid-Tests an Menschen als unabhängige Studie für die Arbeitsmedizin verteidigt. Die Lobbyorganisation von Autobauern, EUGT, habe die experimentellen Untersuchungen zwar gefördert, aber keine Bedingungen daran geknüpft, teilte das Universitätsklinikum am Freitag mit. Die Forscher hätten wissenschaftlich sauber, „höchstwertig“ und korrekt gehandelt, sagte der Leiter des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Thomas Kraus.
„Wir hatten damals überhaupt nicht den Eindruck, dass die EUGT damit Schindluder treiben wird“, sagte Kraus bei der Vorstellung eines Berichts, den das nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerium zu dem Vorgang angefordert hatte. Es sei nicht absehbar gewesen, dass der mittlerweile aufgelöste Lobby-Verein einen Zusammenhang zwischen ihrer Studie und gesundheitlichen Folgen durch Dieselschadstoffe herstellen würde. In der Studie sei es lediglich um den Schadstoff NO2 gegangen.
Stickstoffdioxid (NO2) ist der Schadstoff, dessen Messwerte von VW in den USA jahrelang manipuliert worden waren, um die gesetzlichen Grenzwerte für Dieselfahrzeuge offiziell einzuhalten.
Die EUGT habe alle Voraussetzungen der Wissenschaftler für eine Industrieförderung akzeptiert, stellten Vertreter des Uni-Klinikums und der Institutsleiter fest - unter anderem Unabhängigkeit bei Studienzuschnitt und -durchführung und Nennung des Förderers.
Bei der Studie waren 25 gesunde Probanden für drei Stunden einer definierten Stickstoff-Konzentration unterhalb des Grenzwerts ausgesetzt. Anschließend wurde laut Klinikum mit hochempfindlichen Geräten geprüft, ob es zu biologischen Effekten kam. Die EUGT förderte das Projekt demnach mit 220.000 Euro.
Kurz nach bekanntgewordenen Dieselabgas-Tests an Affen durch die EUGT war der Verdacht aufgekommen, dass im Auftrag des Lobby-Vereins EUGT auch Tests mit Dieselabgasen an Menschen stattgefunden hätten. Tatsächlich ging es bei der Studie am Klinikum den Verantwortlichen zufolge aber um den Stickstoffdioxidgrenzwert am Arbeitsplatz.
Die Ethikkommission am Klinikum stimmte dieser Studie zu, weil das Risiko für die Probanden vertretbar war, wie der Kommissionsvorsitzende Günther Schmalzing am Donnerstag sagte. Die Konzentrationen und die Dauer der Belastung seien relativ niedrig gewesen.