Sonntagsreden werden Wirklichkeit

Das Wort Start-up klang schon immer gut, alle damit verbundenen Forderungen auch. Doch inzwischen gibt es in Düsseldorf eine Menge vorzeigbare Beispiele.

Foto: Sergej Lepke

Das Fernsehen ist schon wieder da. Im vergangenen Jahr haben die Macher der „Höhle der Löwen“ mehrfach Kandidaten aus Düsseldorf in der Sendung gehabt. Bereits jetzt waren sie für die nächste Staffel in der Landeshauptstadt, haben einen „offenen Pitch“ (Bewerbungsrunde für alle, die wollen) veranstaltet und weitere interessante Start-ups kennengelernt. Wer es in die Sendung schafft, ist noch ein Geheimnis, damit sich die möglichen Investoren nicht vorbereiten können.

Höhlen und Löwen gibt es auch diesseits des Fernsehens. Die Hochschule Düsseldorf hatte Studenten aufgerufen, ihre besten Start-up-Geschäftsideen aus den Fachbereichen Elektro- und Informationstechnik, Maschinenbau und Verfahrenstechnik sowie Wirtschaftswissenschaften zu präsentieren. In der Jury saßen Professoren, Mitarbeiter und Lehrbeauftragte — und bestimmten Florian Rath, Hendrik Hillus, Kevin Schiemenz und Tim Oskar Arhelger zu den Siegern. Die vier haben mit der Automobil-Dachbox „Arrow“ eine Transportmöglichkeit entwickelt, die einfach über Saugnäpfe am Fahrzeug befestigt werden kann. Dadurch können auch Halter von kleinen Wagen oder Autos ohne Dachreling größere Lasten flexibel transportieren.

Die beiden Szenen aus den vergangenen Tagen belegen eine Entwicklung in Düsseldorf, die lange in Sonntagsreden herbeigehofft wurden und nun mehr oder weniger plötzlich Wirklichkeit geworden sind. In den Co-working-Gebäuden dieser Stadt saßen noch vor wenigen Jahren vor allem Menschen, die von ihrem „Projekt“ sprachen und vorrangig in der persönlichen Orientierungsphase steckten. Inzwischen sind die Betreiber der Gebäude einmal umgezogen und haben sich umbenannt (Factory Campus, Super 7000). In den neuen Immobilien sitzen Jung-Unternehmer, deren Ideen marktfähig sind und realistische Gewinnaussichten haben. Aktuell gibt es nach städtischen Angaben 44 solcher Center, die rund 78 000 Quadratmeter flexible Flächen bieten — Tendenz steigend, denn die nächsten Eröffnungen sind schon verkündet, etwa „Tribes“ im Gap (22. Februar), „Satellite Office“ an der Kö (März) oder „Spaces“ im Andreasquartier (1. April).

Der Boom zeigt sich auch statistisch. Laut Wirtschaftsförderung hat sich die Zahl der Start-ups seit 2015 mehr als verdoppelt, von damals 135 auf rund 300 im vergangenen Jahr. Hinzu kommen neun Start-up-Alumnis, also Unternehmen, die mehr als zehn Jahre am Markt sind und deshalb per Definition nicht mehr als Start-up gelten. Dazu gehören zum Beispiel Trivago, Auxmoney oder Secusmart.

Eine ähnliche Kurve verzeichnet die Start-up-Woche (13. bis 20. April). 2016 waren im Programmheft noch 94 Veranstaltungen aufgeführt, nun werden es rund 170 sein, der Radius der Aufmerksamkeit wächst entsprechend mit.

Das alles ist kein Idealismus, sondern folgt eindeutigen betriebswirtschaftlichen Regeln. Den nächsten Beweis bringt der 6. März auf dem Factory Campus. Stadt, Wirtschaftsjunioren und das Gründungsnetzwerk Angel-Engine richten einen Abend aus, der die Menschen mit den Ideen und die Menschen mit dem Geld zusammenbringen. Seed heißt diese Form der Finanzierung, abgeleitet vom englischen Wort für Samen. Interessenten können sich noch bis zum 12. Februar bewerben unter einer leicht sperrigen Webadresse: webdefence.global.blackspider.com/urlwrap/?