Kandidatenkarussell Uwe Schneidewind will Wuppertaler OB werden
Wuppertal · Der Präsident des Wuppertal Institutes bestätigt die Nachricht der WZ. CDU, FDP und Grüne schweigen noch.
Uwe Schneidewind hat gegenüber der WZ Informationen bestätigt, nach denen er für das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Wuppertal kandidieren will. „Grundsätzlich kann ich mir das vorstellen“, sagt Schneidewind, der seit etwa zehn Jahren das Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie leitet. Er soll von den Grünen aufgestellt und möglicherweise von CDU und FDP unterstützt werden. Ob das so kommen wird, ist noch offen.
Für Schneidewind wäre der Schritt in die Politik ein durchaus logischer. Das weltweit renommierte Wuppertal Institut befasst sich seit Jahr und Tag auch mit dem Wandel von Stadtgesellschaften. In Wuppertal untersuchen die Forscher des 1991 von Ernst Ulrich von Weizsäcker gegründeten Institutes in sogenannten Reallabors beispielsweise im Stadtteil Oberbarmen, wie sich Strukturen und Zusammenleben der Menschen verändern.
„In meiner Arbeit hat schon immer eine Rolle gespielt, welche Bedeutung Städte im Wandel haben“, sagt Uwe Schneidewind. Das Institut habe den Anspruch, die Veränderung der Städte zu begleiten und auch anzustoßen. „Dabei stellt sich die Frage, wie weit Wissenschaft geht und wo Politik beginnt. Für den weltweit vernetzten Präsidenten des Institutes ist es deshalb auch kein Widerspruch, ein politisches Wahlamt anzustreben. Obendrein hat er einen prominenten Vorgänger. Instituts-Gründer von Weizsäcker ist 1998 für die SPD in den Bundestag eingezogen.
Die bisweilen harten Bandagen des politischen Alltags fürchtet Uwe Schneidewind nicht. Auseinandersetzungen gebe es auch in seiner heutigen Berufswelt, sagt der 53 Jahre alte Wirtschaftswissenschaftler. Gleichwohl zieht er die feine Klinge dem schweren Säbel vor und ist überzeugt davon, dass Überzeugungen und umsetzbare Pläne auch in der Kommunalpolitik funktionierende Werkzeuge sind.
Gesetzesänderung macht den Wahlausgang unberechenbarer
In seiner möglichen Kandidatur um das Amt des Oberbürgermeisters und auch für den Fall seiner Wahl sieht Schneidewind keine Nachteile für das Wuppertal Institut. „Wir haben eine Dreier-Geschäftsführung mit Brigitte Mutert-Breidbach und Manfred Fischedick. Das sichert ein hohes Maß an Kontinuität.“
Ob Schneidewind das Büro des Oberbürgermeisters erobern kann, hängt nicht zuletzt von politischen Konstellationen ab. Zwar ist er Mitglied der Grünen, für die Wahl im Herbst nächsten Jahres soll er möglichst auch von der CDU und der FDP auf den Schild gehoben werden. Dass die Christdemokraten mit den Grünen einen gemeinsamen Kandidaten aufstellen, ist noch zu Zeiten von Rainer Spiecker als Vorsitzendem der Kreispartei vereinbart worden. Spieckers Nachfolger und Dezernent im Wuppertaler Rathaus, Matthias Nocke, äußert sich gegenüber der WZ zurückhaltend. Er wollte zum jetzigen Zeitpunkt Namen eigentlich nicht kommentieren. „Aber ich schätze Prof. Schneidewind. Ich habe ihn bei verschiedenen Gelegenheiten als gradlinige, integre Persönlichkeit, als Vor- und Querdenker kennengelernt.“
Auch die FDP reagiert auf die Willensbekundung von Uwe Schneidewind noch eher wortkarg. „Wir diskutieren im Moment in verschiedene Richtungen“, sagt der Vorsitzende der liberalen Fraktion im Stadtrat, Alexander Schmidt.
Auch die Grünen schweigen. „Wir befinden uns in der Endphase auf der Suche nach einer Kandidatin oder einem Kandidaten. Aus einem solchen, laufenden Prozess können und wollen wir nicht berichten“, sagt die Vorsitzende Claudia Schmidt lediglich.
Der neue Oberbürgermeister wird am 13. September nächsten Jahres gewählt. Amtsinhaber Andreas Mucke (SPD) hat bereits bekundet, wieder antreten zu wollen. Er ist seit 2015 im Amt, hat damals Peter Jung (CDU) abgelöst.
Das Wahlergebnis wird durch eine Gesetzesänderung im Land Nordrhein-Westfalen für Amtsträger und Herausforderer eher unberechenbarer. Die schwarz-gelbe Landesregierung hat die Stichwahl abgeschafft, in der sich bisher die beiden zunächst erfolgreichsten Kandidaten begegneten. Nun soll derjenige gewählt sein, der im ersten Wahlgang die meisten Stimmen erreicht. Gegen diese Gesetzesänderung laufen allerdings noch Klagen.