Freitag gegen die Haie Die Vorfreude auf das große Derby

Volle Halle, robuster Gegner – das erste Derby der Eishockey-Saison zwischen der DEG und den Kölner Haien könnte hitzig werden.

DEG-Trainer Roger Hansson während des Spiels gegen Berlin.

Foto: RP/Ralph-Derek Schröder

Vor ein paar Tagen hat Brendan O‘Donnell die Geschichte erzählt, wie er zum ersten Mal mit dem rheinischen Eishockey-Derby in Kontakt kam. Gut ein Jahr ist das her, es wurde mal wieder über Zuschauerbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie diskutiert, auch in der Kabine der Düsseldorfer EG. Laut O‘Donnell damals die einhellige Meinung: Bitte nicht gegen Köln. Was den Kanadier, der kurz zuvor in die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) gewechselt war, hellhörig werden ließ. Warum gerade Köln? Später sprach er mit dem damaligen DEG-Trainer Harold Kreis darüber. Und da habe Kreis ihn an das legendäre NHL-Derby zwischen Edmonton und Calgary erinnert. „Du kennst das Battle of Alberta – das hier ist größer“, habe Kreis gesagt. Das werden Eishockey-Menschen außerhalb des Rheinlands vielleicht anders sehen, aber O‘Donnell hat es sich anscheinend zu Herzen genommen. Erstes Derby, zwei Tore, am Ende hieß es 6:1 für die DEG. Und das in Köln.

An diesem Freitagabend (19.30 Uhr/Magentasport) steht die 236. Auflage des Derbys an. Das erste seit Jahren ohne Zuschauerbeschränkungen. Gleichzeitig das erste der neuen Saison. Und dann auch noch zu Hause in Düsseldorf. Da könne er sich natürlich hinstellen und sagen, dass das einfach eins von 56 Hauptrundenspielen ist, sagt O‘Donnell, „aber es ist Köln. Wir wollen sie, die Fans wollen sie.“ In der Tat, mehr als 12 000 werden erwartet, wenn der Tabellensiebte auf den Tabellenachten trifft.

12 000 Fans werden zum Spiel der „großartigen Vereine“ erwartet

Wobei das natürlich nicht im Ansatz die Bedeutung des Spiels spiegelt. „Zwei großartige Vereine mit großartiger Geschichte“ treffen da aufeinander, sagt Philip Gogulla, der das Derby von beiden Seiten her kennt. Zwar ausgerechnet in der Phase, in der die Altmeister keine Titel mehr feiern – die Haie warten seit 2002, die DEG gar seit 1996. Aber die Begeisterung für das ewige Duell ist weiter da. Und entsprechend wichtig für die DEG: Wenn die Aufmerksamkeit am größten ist, müssen Klub und Team Spektakel liefern. Gerade in Zeiten, in denen Fans und Sponsoren das Geld nicht mehr so locker sitzt.

Geht es nach Trainer Roger Hansson, sollte die DEG das schon aus rein sportlichen Gründen tun. Fünf Spiele sind es bis zur Länderspielpause, in denen darf es ruhig so weitergehen wie zuletzt: acht Siege aus 14 Spielen. Zumal die Kölner nur fünf Punkte hinter der DEG stehen und den Anspruch haben, zu den Top-6 zu gehören.

Schaffen wollen sie das diese Saison mit einem sehr erfahrenen und vor allem sehr nordamerikanischen Kader. Gleich zwölf Spieler haben dort mit dem Eishockey begonnen. Und so spielen die Haie auch: hart und gradlinig. Da kann es auch mal hitzig werden. Das weiß Roger Hansson natürlich. Und hofft, dass seine Spieler ihre Emotionen unter Kontrolle haben.

Die Stimmung ist wegen der vollen Halle – erstmals ist auch die neue Fankurve ausverkauft – ohnehin angespannt. Also werde er für die neuen Spieler keine große Rede mehr über die Derby-Historie halten: „Natürlich reden wir ein bisschen darüber, aber der Fokus ist: Das ist ein Eishockeyspiel, trotz allem müssen wir uns darauf fokussieren“, sagt Hansson. Und kann seine eigene Aufregung dann doch nicht ganz verstecken. Ist ja sein erstes Derby. „Ich freue mich sehr drauf“, sagt er mit leuchtenden Augen. Denn der Schwede kennt hitzige Spiele.

Als Spieler wechselte er einst vom Rögle BK nach Malmö, erbitterte Rivalen. Danach sei er in seiner alten Heimat von manchen Menschen jahrelang nicht gegrüßt worden. Hansson weiß also, was Klubs und Fans diese Spiele bedeuten. Damit die aus Düsseldorf ­hinterher feiern können, muss ihre Mannschaft es genauso machen wie am Dienstag beim 4:2 über Meister Berlin. Da habe die Düsseldorfer EG „sehr erwachsenes Eishockey gespielt, trotz des jungen Alters“, sagte­ Gogulla und erinnerte an die „Probleme im letzten Drittel“. Da lautet die Tordifferenz minus acht.

Schon mehrfach gab die DEG spät Führungen aus der Hand oder verlor ausgeglichene Spiele. Gegen Ingolstadt, in Augsburg, zweimal gegen Frankfurt, in Bremerhaven, gegen München. Nun gegen Berlin habe sie es „reif zu Ende gespielt“, sagte Gogulla und hofft, dass sein Team gegen Köln in kritischen Situationen ähnlich sachlich agiert. Das dürfte an einem Derbytag voller Emotionen die größte Aufgabe werden.