Duisburg Der „Weiße Riese“ fällt - Wie eine Hochhaus-Sprengung ein Quartier aufwerten soll

Duisburg · Es ist die Sprengung, von der sie in Duisburg schon seit Jahren reden. Mit fast 300 Kilo Sprengstoff soll der erste der „Weißen Riesen“ gesprengt werden - damit auf der Fläche etwas Neues entstehen kann.

 Die Sprengung war ursprünglich für Herbst 2017 geplant.

Die Sprengung war ursprünglich für Herbst 2017 geplant.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Drei Monate brauchen Bernd Zaum und seine Mitarbeiter, um 48.000 Tonnen Schutt wegzuräumen. Dann hinterlässt der 48-jährige Abbruchunternehmer in Duisburg-Hochheide eine unbebaute Fläche - da wo jetzt noch ein gewaltiges Hochhaus steht. Für Duisburger sind es nur die „Weißen Riesen“. Drei der insgesamt sechs Hochhäuser werden gesprengt. An diesem Sonntag soll der erste Riese fallen.

290 Kilogramm Sprengstoff werden die ehemals 320 Wohnungen in einen riesigen Schutthaufen verwandeln, planen die Fachleute. Es ist DIE Sprengung, von der sie in Duisburg schon seit Jahren reden. Pünktlich um 12.00 Uhr soll der Sprengmeister den Knopf drücken. Der 22 Stockwerke hohe Wohnblock Friedrich-Ebert-Str. 10-16 aus dem Jahre 1972 wird dann innerhalb weniger Sekunden in sich zusammenstürzen. Tausende von Menschen hatte er beherbergt.

Seit 15 Jahren macht sich die Stadt Gedanken, wie die Wohnqualität in dem Stadtteil verbessert werden kann. Ausgangslage waren viele leerstehende und nicht mehr vermietbare Wohnungen in mehreren heruntergekommenen Hochhäusern. Ein Beitrag: Abriss - und kein Neubau. Sondern Anlage einer Grünfläche. Noch zwei weitere „Weiße Riesen“, die der Stadt bereits gehören, sollen in den nächsten Jahren fallen. Einer ist bereits seit 2003 leergezogen. In dem dritten Block sind noch 69 Wohnungen bewohnt. Die Stadt bezahlt Umzugsbeihilfen. Drei weitere, bewohnte Blöcke bleiben stehen.

Das denken Anwohner über den Abriss

Donnerstag, Pressetermin auf einem Parkhausdach 30 Meter neben dem Hochhaus. Eine ehemalige Nachbarin erinnert sich an früher: „Ich bin damit groß geworden“, sagt die 48-Jährige, die mittlerweile im benachbarten Moers lebt. Sie selbst habe zwar nicht darin gewohnt. „Aber ich hatte mal einen Freund, als ich 18 war, der lebte im 16. Stock.“ Die Aussicht habe sie immer sehr genossen. „Die Wohnungen waren von der Aufteilung her ein Traum, richtig schön geschnitten.“ Zwei Wohnungstypen gab es nur. Vom „seriellen Bauen“ sprechen die Fachleute.

„Ich finde es ziemlich gut, dass es abgerissen wird“, sagt ein 35-Jähriger auf einem Gehweg in der Nähe. Die Hochhäuser passten nicht ins Bild des Stadtteils. Dass dort ein Park entstehen soll, findet er auch gut. Seine Wohnung müsse er während der Sprengung nicht verlassen. „Ich probiere, es von außerhalb zu sehen. Das sieht man ja nicht jeden Tag.“

Die Stadt Duisburg wird den Bereich aus Sicherheitsgründen weiträumig absperren und hofft auf möglichst wenig Schaulustige. In einer Evakuierungszone um den Wohnblock herum darf sich niemand aufhalten, in einer Sicherheitszone darf niemand aus dem Haus. Der Westdeutsche Rundfunk wird die Sprengung live im Fernsehen übertragen. Bahnstrecken oder Autobahnen sind von den Sicherheitsmaßnahmen nicht betroffen.

Es gibt auch schon Ideen, wie der Park einst aussehen könnte. Im Quartierbüro Hochheide, untergebracht in einem ehemaligen Geschäft in der Nähe, haben sie neulich Kinder basteln lassen, was sie sich denn wünschen für die Grünfläche. Sie bastelten ihre Ideen: Am liebsten Spielfelder für Ballspiele und vor allem Spielgeräte. Ihre bunten Entwürfe liegen in einem Schaufenster unter der Überschrift „Gestaltung mit Kinderaugen“.

Doch vorher muss abgerissen werden. 18 Mal habe sein Unternehmen schon Gebäude in dieser Größenordnung gesprengt, erzählt Bernd Zaum, gelernter Dachdecker. „Wir sind ganz entspannt im Moment“, sagt er. Und nach der Sprengung? „Dann freuen wir uns. Wenn das klappt, dann geht das Herz auf.“

(dpa)