Wülfrath Werkschau im Offenen Atelier bietet mehr als „nur“ Kunst
Wülfrath · Erstmalig wurden im Haus Langensiepen Schweiß- und Schmiedearbeiten gezeigt. Kursangebot soll 2020 fortgeführt werden.
. Die Werkschau des Offenen Ateliers Haus Langensiepen der Bergischen Diakonie trägt einen außergewöhnlichen Titel: „Vorsicht Kunst!“ Welcher Sinn sich hinter dem Oberbegriff verbirgt, versucht Einrichtungsleiter und Kunsttherapeut Manuel Rohden in seinem Grußwort in Worte zu fassen. „Der Ausdruck ,Vorsicht Kunst’ erscheint mir wie ein Stempel auf einer kostbaren, zerbrechlichen Fracht.“ Und in der Tat, die Werke der diesjährigen Werkschau sind allesamt etwas Besonderes. Innerhalb eines Jahres wurde die Ausstellung von Bewohnern, Kunstliebhabern und Besuchern zusammengestellt. Entstanden sind nicht nur filigrane, farbintensive und fantasievolle Malereien – auch Skulpturen aus Beton, Stein und Eisen lassen sich in dem verwinkelten Fachwerkhäuschen finden.
Plastizieren mit Ton wird Alternative zur Bildhauerei
Erstmals wurde auch Schmiede- und Schweißkunst gezeigt. „Das möchten wir gerne im kommenden Programm fortführen“, so Heilpädagogin und Kunsttherapeutin Sunci Matijanic, die sich die Leitungn mit ihrem Kollegen Manuel Rohden teilt. Neu im Programm wird hingegen Plastizieren mit Ton sein, eine Alternative zur Bildhauerei, die in den Sommermonaten angeboten wird.
Rainer Kerlen ist den beiden Skulpturen „Cocon“ und „Wächter“ aus Sandstein vertreten.„Über ein Jahr habe ich allein für eine Skulptur benötigt“, verrät der Künstler, der bei der Arbeit am Stein gut abschalten kann. Ebenso wie Barbara Weyer, die sich ein Leben ohne Kunst gar nicht mehr vorstellen kann. „Ich bin zweimal in der Woche hier“, verrät die Wuppertalerin, die über die Malerei zur Bildhauerei kam. „Zunächst habe ich mit Stein, später mit Holz gearbeitet“, schildert Barbara Weyer ihren künstlerischen Werdegang.
Zwei ihrer Malereien und zwei Skulpturen können bei der Ausstellung bewundert werden, maritim angehaucht mit Fisch- und Flossenmustern. „Die Kunst ist für mich Medizin und Lebensinhalt.“ Warum dieser Ort ein wahres Kleinod ist, versucht Matijanic in Worte zu fassen. Beinah magisch wirkt das Häuschen auf der anderen Seite der Bahnschienen, eingebettet im Grünen. „Man findet uns etwas abseits gelegen, aber trotzdem gehören wir dazu. Viele Menschen brauchen diesen Ort und wollen auch im Winter Kunst schaffen.“
Für Manuel Rohden ist der Zulauf der Besucher zur Werkschau, die im Haus Langensiepen seit mehreren Jahrzehnten Tradition hat, eine Bestätigung für Künstler und Einrichtung. „Es freut mich zu sehen, wie viele unterschiedliche Menschen den Weg zu uns gefunden haben. Nicht nur Bewohner, auch Freunde, Besucher und Kunstinteressierte.“ Auch Jörg Hohlweger, kirchlicher Vorstand der Bergischen Diakonie, zeigt sich vom Ideenreichtum und der Vielfalt der ausgestellten Kunst in seiner Rede sichtlich begeistert. „Die Neugier hat mich hier hinkommen lassen“, so Hohlweger, der die ausgestellte Kunst mit einem Stück ernster Poesie beschreibt: „Kunst kann zum Nachdenken anregen und muss nicht immer schön sein.“