Suchaktion in Wesel Willicher Unfallfahrer sucht Ersthelfer

Willich/Wesel · Lukas Schulzke aus Willich ist in Wesel mit seinem Motorrad gestürzt. Seitdem leidet er an einer Amnesie: Wie es zu dem Unfall kam, weiß er nicht. Nun sucht er Ersthelfer, bei denen er sich bedanken möchte.

Lukas Schulzke verlor die Kontrolle über sein Motorrad.

Foto: Privat

Lukas Schulzke ist leidenschaftlicher Motorradfahrer. Seit rund sechs Jahren unternimmt der 27 Jahre alte Willicher Touren durch die Region, regelmäßig testet er sein Können auf Rennstrecken im Rahmen von Trainingseinheiten. Am 7. September, es war ein Samstag, war Schulzke wieder mit seinem Motorrad unterwegs, ein Modell von Kawasaki. Er wollte seinen Bekannten besuchen, der ein Motorradbekleidungsgeschäft in Hamminkeln besitzt. Einen neuen Helm wollte sich der gelernte Lkw-Fahrer dort kaufen. Doch in Hamminkeln kam Schulzke gar nicht an.

Was war geschehen? „Das Wetter war gut, also dachte ich mir, ich fahre mit meinem Motorrad nach Hamminkeln“, sagt Schulzke. „Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich das Haus verlasse – danach ist alles verschwommen.“ Der Grund: Auf dem Weseler Hansaring hat der 27-Jährige die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und ist gestürzt. Die Folge: eine Amnesie. „Ich weiß erst wieder, wie ich im Krankenhaus aufgewacht bin“, erklärt er. An den Unfall könne sich der Willicher somit nicht erinnern. Immerhin: Weitere Verletzungen hatte sich Schulzke nicht zugezogen. „Manchmal habe ich zwar noch starke Kopfschmerzen. Die Ärzte aber meinten, dass sie nach so einem Unfall normal seien.“

Die Polizei Wesel beschreibt den Unfallhergang indes folgendermaßen: Schulzke war mit seinem Motorrad auf dem Südring in Fahrtrichtung Reeser Landstraße unterwegs. Beim Übergang des Südrings in den Hansaring hat sein Fahrzeug laut Polizei den Bordstein berührt, daraufhin ist er gestürzt. Der Willicher wurde mit einem Rettungswagen in ein örtliches Krankenhaus gebracht, Lebensgefahr bestand zu keinem Zeitpunkt. Zur Beobachtung blieb er dort nach eigenen Angaben dennoch zwei Nächte, eine davon soll er auf der Intensivstation verbracht haben. Das Motorrad wurde außerdem abgeschleppt, der Verkehr während der Unfallaufnahme umgeleitet.

Nach seinem Unfall sucht der 27-jährige Lukas Schulzke nach den Ersthelfern, die sich um ihn gekümmert haben.

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Zeugen hätten die Beamten vor Ort zudem über eine erhöhte Geschwindigkeit informiert, ein geringes Verwarngeld erwartet Schulzke nach Angaben der Polizei daher. „Es handelt sich also um einen Alleinunfall, der nach Zahlung des Verwarngeldes für uns abgeschlossen und insgesamt glimpflich ausgegangen ist“, erklärt ein Sprecher der Polizei Wesel. „Dennoch ist es immer eine schlimme Sache, einen Unfall zu erleiden und ins Krankenhaus eingeliefert zu werden.“

Einen Brief der Polizei hat Schulzke erhalten. Darin sei auch aufgeführt worden, dass er zu schnell gefahren sei. „Weitere Details habe ich aber nicht bekommen, ich weiß also immer noch sehr wenig“, erklärt er. Aus diesem Grund habe er die Unfallstelle noch mehrmals besucht, um sich einen Überblick über die Zeichnungen und Gegebenheiten an der Straße zu verschaffen und sich dadurch den genauen Hergang selbst herzuleiten. „Ich hatte Hoffnung, dass dann auch meine Erinnerung vollständig zurückkommt“, sagt Schulzke. Das sei jedoch nicht der Fall gewesen: „Ich glaube herausgefunden zu haben, wo ich zum Liegen gekommen bin und warum ich an genau der Stelle gestürzt bin. Das aber ist sehr vage. Ich sitze gerade bloß herum und warte auf neue Erkenntnisse.“

Daher sei er nun auf Informationen Außenstehender angewiesen, um seine Gedächtnislücken schließen zu können. „Ich habe die Rettungskräfte des Einsatzes ausfindig machen können. Sie haben mir erzählt, dass es mehrere Ersthelfer gab“, erklärt der Lkw-Fahrer. Genauer gesagt sollen rund fünf Menschen zügig reagiert und Schulzke in seiner Not geholfen haben – laut den Rettungskräften eine vergleichsweise hohe Anzahl an Ersthelfern. „Ich hatte unglaubliches Glück und bin sehr dankbar, dass sie da waren. Sie haben mir direkt den Helm abgenommen, mich in die stabile Seitenlage gebracht und auf meinen Zustand geachtet.“

Der 27-Jährige möchte sich persönlich bei den Ersthelfern bedanken. Gleichzeitig erhofft er sich, dass sie ihm beim Erinnern helfen können. So entschloss sich Schulzke zu einem Aufruf bei Facebook. Seine Suche nach den Ersthelfern wurde in der Gruppe „Nachrichten aus dem Kreis Wesel“ schon knapp 480 Mal geteilt – bisher ohne Erfolg. „Doch über 50 Menschen haben den Beitrag kommentiert, er hat mehr als 230 Reaktionen. Ich werde also bei meiner Suche unterstützt und gebe die Hoffnung erst einmal nicht auf“, erklärt er.

Derzeit ist Schulzke krankgeschrieben, denn Kraftfahrzeuge darf er laut seinen Ärzten noch nicht führen. Zunächst müsse nämlich weiter nach einer medizinischen Ursache für den Unfall und seine Amnesie gesucht werden. „Doch wenn ich vollständig gesund bin und die Erlaubnis habe, werde ich auch wieder Motorrad fahren.“