Start-Up sagt Microsoft und Co. den Kampf an Wetog will die Datensicherheit weltweit revolutionieren
Remscheid · Wenn Sebastian Zimnol salopp formuliert, hört sich das so an: „Wir sind eine verrückte Firma mit einem verrückten Team und einem genialen Produkt.“ Wetog steht für schnelle und sichere Datenkommunikation, einfach zu handhaben, gepaart mit sicherem Austausch in der eigenen Cloud.
Was lose als alternatives Tool zu Slack und Microsoft gedacht war, ist binnen eines Jahres förmlich explodiert. Von null auf 16 Angestellte plus fünf Freischaffende sowie vier Gesellschafter und drei Investoren im Hintergrund. Sitz in der Martin-Luther-Straße 49, 47 und 43 mit Räumen in drei nebeneinander angemieteten Immobilien, die jetzt schon zu klein werden.
„Unser Ziel ist es, unser Personal bis Ende des Jahres auf 40 aufzustocken.“ Wetog (We work together) sagt den mächtigen Playern im Datengeschäft den Kampf an. „Wir revolutionieren Technologie“, verspricht der 46-jährige Kopf des Start-ups. Cyberattacken und Datenklau? Kein Thema, meint Zimnol. Wetog nutzt die ausgeklügelte Verschlüsselungstechnologie Liqrypt, die Erfindung eines jungen bergischen Mathematikers, um perfekten Schutz für sämtliche Kommunikation und Datenaufbewahrung zu garantieren.
„Microsoft-Daten, die auf US-Servern lagern, gibt es nicht mehr. Wir wollen das bestgeschützte System der Welt werden – made in Germany“, erklärt Zimnol. Mit EDV und Digitalisierung beschäftigt sich der gebürtige Pole, der 1988 nach Remscheid kam und am GBG sein Abi baute, seit 23 Jahren. Nach der Lehre als Groß- und Außenhandelskaufmann ging er 1997 in die Textilbranche, der er in der Hackenberg Group bis zu seiner Selbstständigkeit treu blieb.
Der Remscheider Mental-Coach Sharon Paschke brachte Zimnol auf die Idee, nach einem gleichermaßen simplen wie unknackbaren Datenaustausch zu forschen. Im Oktober 2019 gewann das Start-up Wetog den Corporate Challenge Pitch in Bochum mit Siemens. „Für eine effiziente und sichere Unternehmenskommunikation bildet Wetog eine wahre Wunderlösung, die es bisher so nicht auf dem Markt gibt“, schrieb sein Gründer damals.
Firmengründung kurz
vor dem ersten Lockdown
An der Seite von Siemens ging es weiter. Der Konzern wollte das Projekt mit den Remscheider Visionären nur über eine Firma fortführen. „Deshalb kam es am 5. Februar 2020 zur Firmengründung, kurz vor dem Lockdown.“ Wetog warf dieser nicht zurück. „Wir hatten zwar bis Juni fast null Kundengespräche, aber wir konnten unsere Software-Ideen entwickeln“, hält Sebastian Zimnol fest. Corona habe in Zeiten der ungebremsten Datensammelei die Dringlichkeit von Sicherheit deutlich gemacht. Wetog liefert sie mit eigenem Messenger, Chats, Videokonferenzen, dezentraler Cloud für jeden Kunden. Eine Open-Beta-Version ist im Einsatz, vier Euro zahlen Nutzer momentan monatlich für das volle Paket.
„Die Userzahlen steigen, jeden Tag gewinnen wir neue Kunden hinzu. Bis Mitte des Jahres werden wir die fertige Version rausbringen“, kündigt Sebastian Zimnol an. Die Zertifizierung beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) läuft.
Finanziell auf die Beine kam Wetog mit dem Hilfsprogramm „Start-up.akut“ der NRW-Bank und drei Investoren aus dem Ruhrgebiet und Ostwestfalen, die Anteile an der Wetog halten. Über 100 Mal hat sich CEO und Mitgründer Sebastian Zimnol seit der Anfangszeit vorgestellt und gepitcht, überall auf der Welt, bis ins Silicon Valley. „Was mich überrascht hat, ist, dass nicht kleine oder mittlere Unternehmen Interesse an unserer Idee gezeigt haben, sondern Konzerne.“