Wichtige Police Wie man sich gegen Berufsunfähigkeit absichert
Service | DÜSSELDORF · Kompliziert, aber wichtig: Die Versicherung springt ein, wenn Betroffene wegen Unfalls oder Krankheit ihren Beruf nicht mehr ausüben können.
Wenn es darum geht, welche private Versicherungspolice neben Krankenversicherung und Haftpflicht wirklich wichtig ist, sind sich Verbraucherzentrale und Stiftung Warentest einig: die Berufsunfähigkeitsversicherung. Eine solche, die finanzielle Existenz sichernde Versicherung springt ein, wenn jemand länger oder dauerhaft aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage ist, seinen zuletzt ausgeübten Beruf zu über 50 Prozent auszuüben. Dann kann die je nach Vertrag zum Beispiel vereinbarte Monatsrente von 1000 oder auch 2000 Euro wenigstens die finanziellen Sorgen abfedern.
Allerdings gibt es wohl kaum ein Versicherungsprodukt, das in seinen Details und den dadurch bedingten möglichen Ausschluss- und Kostenwirkungen für den Interessenten so schwer durchschaubar ist. Daher schon mal vorneweg. Es lohnt sich, angesichts der großen Unterschiede bei den Anbietern Zeit und auch etwas Geld zu investieren, um sich vor einem so weitreichenden Vertragsabschluss schlau zu machen. So hat etwa die Stiftung Warentest erst im vergangenen Sommer einen umfangreichen Vergleich von 71 Anbietern veröffentlicht. Abrufbar ist der Test (für fünf Euro) unter test.de, Suchwort Berufsunfähigkeitsversicherung. Ratsam ist wegen der Tragweite der Entscheidung eine kostenpflichtige, dafür aber von Provisionsinteressen unabhängige Beratung. Diese findet man zum Beispiel bei der Verbraucherzentrale unter verbraucherzentrale.de/beratung. und beim Bundesverband der Versicherungsberater unter bvvb.de
Die Verbraucherzentrale NRW gibt einen Überblick, worauf man achten sollte:
Relevanz eines „guten“ Versicherungsvertrages:
Für nach dem 1.Januar 1961 Geborene gibt es von der gesetzlichen Rentenversicherung nur noch eine Erwerbsminderungsrente. Und die liegt meist unter dem Grundsicherungsniveau. Auch wer etwa durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung vermeintlich vorgesorgt hat, wiege sich oft in trügerischer Sicherheit: Mit im Schnitt ca. 400 Euro monatlicher Rente aus solchen Versicherungsverträgen sei die finanzielle Absicherung meist unzureichend – es bleibe dann eine große finanzielle Lücke.
Wichtige Regelungen, auf die man achten sollte:
Sinnvoll ist laut den Verbraucherschützern eine so genannte „selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung“. Diese zahlt im Fall der Fälle die vereinbarte Rente und übernimmt dann auch die Beitragszahlung, der Versicherungsnehmer muss bei Eintritt des Versicherungsfalles nicht mehr weiter monatlich Beiträge zahlen. Außerdem sei es wichtig, eine Dynamik zu vereinbaren, um Inflationsfolgen auszugleichen. Denn wenn man heute beispielsweise eine Rente von 1000 Euro monatlich vereinbart, sinkt mit der Dauer der Laufzeit auch die Kaufkraft. Durch eine Dynamik-Vereinbarung lässt sich gegensteuern.
Laufzeit:
Die Verbraucherschützer raten, den Vertrag bis zum Renteneintritt laufen zu lassen. Denn die Wahrscheinlichkeit für eine Berufsunfähigkeit steige im Alter an. Skepsis gegenüber Angeboten eines Vertragsendes vor dem Rentenalter sei angebracht. Dann könne man den Versicherungsschutz genau in dem Zeitraum verlieren, in dem es noch einmal besonders darauf ankommt.
Versicherung in jungen Jahren:
Weil die Beiträge für junge Menschen in der Ausbildung, im Studium oder am Beginn des Berufslebens manch einem zu teuer erscheinen, gibt es auch „Starterpolicen“, die während einer Startphase in den ersten Jahren der Laufzeit bei gleichen Bedingungen einen günstigeren Preis haben. Erst nach Ablauf der Startphase steigt der Beitrag an. Das sei unterm Strich zwar etwas teurer, ermögliche aber, sich schon früh einen umfassenden Schutz zu leisten, sagen die Verbraucherschützer.
Preisbeispiele:
Die Verbraucherzentrale hat zur Verdeutlichung der Kosten diese Beispiele: Ein 30-jähriger kaufmännischer Angestellter zahlt für eine monatliche Berufsunfähigkeits-Rente von 1000 Euro bei einem günstigen Anbieter rund 50 Euro monatlich für Versicherungsschutz bis zum 67. Lebensjahr. Bei einem teuren Versicherer können dafür mehr als 100 Euro fällig sein. Ähnlich sei es bei einem Dachdecker (höheres Risiko als ein kaufmännischer Angestellter): Bekommt dieser mit 20 Jahren bis zum 65. Lebensjahr eine monatliche BU-Rente von 1000 Euro bei einem preiswerten Anbieter für monatlich ca. 100 Euro, zahlt er bei gleichen Voraussetzungen für einen teuren Vertrag mehr als 200 Euro. Besser stelle sich der Dachdecker, der bereits als Schüler eine Versicherung abgeschlossen hat - dieser profitiere bei einem guten Anbieter über die gesamte Vertragslaufzeit von der günstigen Berufseinstufung und zahlt dadurch lediglich rund die Hälfte bis ein Drittel im Vergleich zum Abschluss als Dachdecker. Generell gelte: Wer bereits als Schüler oder Student eine erste Arbeitskraftabsicherung abschließt, bekommt – neben dem oft guten Gesundheitszustand – meist günstige Beiträge und eine vorteilhafte Einstufung der Berufsgruppe. Die Berufsgruppe bleibt bestehen, auch wenn später ein handwerklicher oder ein anderer risikoreicher Beruf ausgeübt wird.
Vor dem Vertragsabschluss:
Versicherer stellen aus verständlichen Gründen zur eigenen Risikominimierung Fragen zum Gesundheitszustand des potenziellen Versicherungsnehmers. Die Verbraucherschützer mahnen: „Beantworten Sie diese auf jeden Fall vollständig und richtig. Sonst kann der Versicherer später wegen „Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht“ vom Vertrag zurücktreten. Dann hätten Sie im schlimmsten Fall lange Zeit für eine solche Versicherung gezahlt, gehen aber leer aus, sobald die Berufsunfähigkeit eintritt.“
Wer Bedenken hat, wegen Vorerkrankungen Probleme zu bekommen, solle eine anonyme Risikovoranfrage starten. Dabei fragt ein Dienstleister Versicherungen ab, ob und zu welchen Bedingungen er den Antragsteller versichern würde. Name und Anschrift werden nicht angegeben, sodass man mit den Vorerkrankungen nicht auf Listen von Versicherern (eine gemeinsame Datenbank der Versicherer) landet und dann Probleme bekommt, überhaupt noch einen Versicherer zu finden.
All das und vieles mehr gilt es zu beachten, weshalb es ratsam ist, sich vor einem entsprechenden Vertragsabschluss beraten zu lassen (siehe oben). Das dabei investierte Geld dürfte angesichts möglicher lebenslanger finanzieller Folgen gut investiert sein. Die Kosten einer solchen Beratung, die im dreistelligen Euro-Bereich liegen können, je nach Zeitaufwand, sollte man vorher erfragen.