1. Platz bei "Jugend musiziert": „Das war für uns der krönende Abschluss als Trio“
Pianist Matthias Weiß (16) hat mit Leon Capar und Jonah Näckel (beide Cello) beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert gewonnen. Dafür haben sie sich extra zwei neue Stücke schreiben lassen.
Wuppertal. Wer den jungen Pianisten Matthias Weiß besuchen will, kann das Haus nicht verfehlen. Schon auf der Straße hört man ihn auf dem Klavier spielen. Wenig später sitzt man dem 16-jährigen Schüler mit dem offenen, freundlichen Gesicht im Wohnzimmer gegenüber. Die erste Frage an ihn liegt auf der Hand: Wie ist das so, wenn man bei Jugend musiziert den ersten Platz macht?
Das gelang ihm Anfang Juni beim 54. Bundeswettbewerb Jugend musiziert in Paderborn. Zusammen mit seinen gleichaltrigen Kollegen Leon Capar und Jonah Näckel (beide Cello). Das Trio siegte in der Kategorie „Neue Musik“ - und „neu“ ist wörtlich zu nehmen. Für das Vorspiel beim Wettbewerb schrieben die Komponisten Lutz Werner Hesse und Gerhard Müller-Hornbach extra jeweils ein Stück für die seltene Kombination von zwei Celli und Klavier.
„Das war cool“, sagt Gewinner Matthias und strahlt. „Das war für uns der krönende Abschluss als Trio.“ Dass die drei Ende Juni beim Konzert der Bundespreisträger Jugend musiziert in der Kölner Philharmonie auftreten durften, fand er sogar noch eine Spur aufregender. Mit Lampenfieber habe das aber nichts zu tun. „Die Nervosität ist da, aber es schränkt mich nicht ein“, erklärt er.
Angesichts des Erfolgs ist es besonders schade, dass die drei im nächsten Jahr nicht mehr zusammen spielen können. Leon will Musik studieren und die Aufnahmeprüfung als Jungstudent schaffen. Matthias und Jonah haben vor, als Duo weiterzumachen.
Das Trio Capar, Näckel, Weiß hatte über Jahre Zeit, sich einzuspielen. „Leon kenne ich, seit ich zehn bin“, sagt Matthias. „Jonah habe ich durch Jugend musiziert kennengelernt.“ Aus Kollegen seien mit der Zeit Kumpels geworden. „Ich treffe mich auch so mit den beiden. Leon und ich haben zum Beispiel einen Kochkurs gemacht. Das war ein Geschenk von unseren Eltern.“
Sein Jugend musiziert-Debüt hatte Matthias bereits mit sieben Jahren als Solo-Pianist. Die Grundlagen legte sein Großvater, der Musik studiert hatte. „Bevor ich Unterricht hatte, habe ich mit drei, vier Jahren auf dem Klavier meines Opas geklimpert“, berichtet Matthias über seine Anfänge.
Den ersten Unterricht hatte er an der Bergischen Musikschule. Die Lehrerin des 6-jährigen war Elke Dommisch. „Sie leitete damals eine Gruppe an der Musikschule. In der Gruppe hat mir das nicht so viel Spaß gemacht. Ich wollte schneller vorankommen.“ Elke Dommisch ist er trotzdem treu geblieben. Sie unterrichtet ihn bis heute. Und seine Aversion gegen das Musizieren in Gruppen hat er ja inzwischen abgelegt. „Ich spiele lieber im Ensemble als solo. Wenn man mit Freunden spielt, die man wie Leon und Jonah schon lange kennt, macht das mehr Spaß.“
So spielt er auch im Jugendsinfonieorchester der Bergischen Musikschule. Allerdings nicht das Piano, sondern die Pauke. Die mag er genauso gerne wie sein erstes Instrument. „Sie ist im Hintergrund, aber sie gibt dem Stück den Impuls.“ Wer jetzt davon ausgeht, dass Matthias den Weg seines Großvaters einschlagen wird, bekommt eine überraschende Antwort. „Ich habe nicht vor, Musik zu studieren“, stellt Matthias klar, der das St. Anna-Gymnasium besucht. In den letzten Wochen vor den Sommerferien macht er ein Praktikum in einer Anwaltskanzlei und überlegt, Jura zu studieren. „Ein Physikstudium oder ein Studium in Raum- und Luftfahrtechnik kann ich mir auch vorstellen.“ Seine musikalische Weiterbildung will er dabei nicht aus den Augen verlieren. „Definitiv möchte ich gerne noch mal einen Meisterkurs mitmachen.“