Ein Blick hinter die Kulissen im Von der Heydt-Museum

In einer Sonderführung zeigte Restauratorin Sabine Hermes, wie eine Ausstellung entsteht und wie die Kunstwerke konserviert werden.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Die aktuelle Schau „Something old, something new“ im Von-der-Heydt-Museum zeigt einen sorgsamen Querschnitt des Hauses, und sie gibt einen Eindruck von Bestand und Neuerwerb - kurz: vom Museumsbetrieb abseits der Öffentlichkeit. „Eine schöne Ausstellung“, empfahl im Vorbeigehen auch die nette Dame im Foyer, bis klar wurde, dass man zur selben Führung wollte: Sabine Hermes ist Restauratorin und war gekommen, um hier ihre Arbeit vorzustellen - zu so manchem Exponat hatte sie daher ein ziemlich enges Verhältnis.

Die Auswahl, die neben moderner Malerei bis in antike Zeugnisse zurückreicht, gab am Donnerstag Abend eher den Anlass: Thema war die Kunst des Konservierens, die hier an Beispielen vor Augen kam. Vom Motto hieß das heute mehr „something old“ statt Neuerem - weil Hermes Gotik-Expertin ist, sicher aber auch wegen der nahe liegenden Faustregel: Je älter, desto mehr ist Pflege nötig. Zur Illustration der wichtigen Arbeit bot sich Mittelalterliches also an.

Das galt schon beim ersten Objekt, zu dem die Gruppe sich geleiten ließ, einer hölzernen Heiligenfigur aus dem 15. Jahrhundert. Nützlich für die Vorstellung gab es da Fotos vom Zustand, bevor Hermes oder Kollegen die kundige Hand anlegten. Deutlich zu erkennen: Das Holz war verwittert, und zwar uneinheitlich. Erster Schritt, so die Fachfrau, war hier wie bei jedem Werk zu entscheiden, was im konkreten Fall zu tun war. Um es dann auszuführen: „Die Bronzierung wurde abgenommen, weiße Flecken eingetönt“, erfuhren die Teilnehmer neben weiteren Maßnahmen, die dem Werk zum heutigen Glanz verhalfen.

„Wie kriegt man den Holzwurm weg?“, wollte ein Besucher einleuchtend wissen, und Sabine Hermes erklärte freundlich: „Da kann Stickstoff zum Einsatz kommen, aber hier war es nicht nötig. Erkannt hätte man das an frischen Fraßspuren.“

Viel Handwerk in Präzision war hinter alldem zu erahnen. Dahinter freilich gilt es als Restaurator offenbar auch immer, Grundsatzfragen im Blick zu behalten: „Konservieren, nicht Rekonstruieren“ war etwa das Motto bei der Aufarbeitung des nächsten Objekts, einer Reliquienbüste von etwa 1600. Dem alten Zustand, laut Foto voller Risse, rückte man mit Retuschierarbeiten zu Leibe - auf massiven Einsatz von Blattgold wurde verzichtet.

Das Ziel „Bestandserhaltung“ zeigte eine weitere Holzfigur dann vielleicht am klarsten: Ihre Hände wurden zwar bearbeitet, aber nicht mit Neumaterial ergänzt; ganz bewusst und auffällig blieben die Finger also „lädiert“, besser: unvollständig. Beim Restaurieren geht es gar nicht ums Ändern und Verschönern - das ließ sich von der spannenden Führung als Botschaft mitnehmen. Noch bis Ausstellungsende am 13.8. kann sich jeder allerdings überzeugen: Ansehnlich wird es doch.