Von der Heydt-Museum: Manets Meisterwerke kommen ins Tal

Aus aller Welt treffen die Bilder zur großen Ausstellung im Von der Heydt-Museum ein, die Ende Oktober beginnt.

Foto: Von der Heydt-Museum

Wuppertal. Auf Plakaten wird der Star schon groß angekündigt. „Edouard Manet kommt!“ Und an Fans dürfte es der kommenden Ausstellung des Von der Heydt-Museums kaum mangeln, wenn ab dem 24. Oktober die Schau mit Werken des berühmten französischen Malers startet. Die WZ sprach mit Museumsdirektor Gerhard Finckh über Manet und den Stand der Vorbereitungen. Herr Finckh, bei welchen Werken freut es Sie besonders, sie zeigen zu können?

Gerhard Finckh (lacht): Bei allen. Und zwar schon allein deshalb, weil es extrem schwierig war, diese Bilder zusammenzubekommen. Man muss ja bedenken, es gibt insgesamt nur etwa 440 Werke Manets. Verglichen mit Künstlern wie beispielsweise Renior ist das wenig. Wir sind sehr stolz darauf, dass es uns gelungen ist, nun zehn Prozent präsentieren zu können: 44 Bilder, kleinere, mittlere und große Gemälde kommen ins Von der Heydt-Museum — jedes einzelne regelrecht „herbeigebettelt“. Warum sind die Museen so zurückhaltend bei der Verleihung?

Finckh: Ein wesentlicher Grund besteht schlicht darin, dass viele Museen nicht auf sie verzichten wollen, denn sie gehören zu den herausragenden Attraktionen. Insbesondere in großen Häusern hängen bedeutende Werke teils über Jahrzehnte an gleicher Stelle, und der Besucher weiß, wo er bei einem Besuch verlässlich „seinen“ wunderbaren Manet findet. Wenn der mit einem Mal fehlt, könnte das als negativ wahrgenommen werden. Aber er fehlt doch nur ein paar Monate?

Finckh: Für jedes Haus ist es ein besonderes Highlight, einen Manet zu besitzen — es gibt halt einfach nicht viele. Die meisten Werke sind im Musée d’Orsay in Paris, das zeigt sich leider nicht sehr leihfreudig. Deshalb sind wir außerordentlich froh, von dort überhaupt ein Gemälde zu erhalten. Welches?

Finckh: „Die Zitrone.“ Doch mich freut wirklich jedes einzelne Bild. Beispielsweise der „Birnenschäler“, „Porträt des Léon Leenhoff“, das aus dem Nationalmuseum in Stockholm kommt. Das war uns eigentlich abgesagt worden.

Warum hat es dann doch funktioniert?

Finckh: Ich denke, dass unser Konzept am Ende überzeugt hat. Vielleicht hat auch ein wenig dazu beigetragen, dass ich selbst nach Stockholm gefahren bin (lacht).

Gerhard Finckh, Leiter des Von der Heydt-Museums

44 Gemälde: Das mag dem ein oder anderen als nicht sehr viel vorkommen.

Finckh: Diese 44 Bilder stehen zwar im Mittelpunkt, doch es werden weitere Arbeiten gezeigt, insgesamt an die 200 Werke — das ist keine kleine Ausstellung. Zu sehen sind Zeichnungen, Druckgrafik, Fotografien, Manets eigenes Fotoalbum, das wir als Faksimile zeigen, dazu Werke von Künstlern, mit denen er eng befreundet war. Wir wollen verdeutlichen, was ihn unterscheidet von anderen und was ihn so herausragend macht. Und zwar?

Finckh: Man kann fast sagen, er ist der Übervater der Malerei des 19. Jahrhunderts. Er verbindet im Grunde genommen die Avantgarde der Impressionisten mit der konservativen Malerei des Salons, er steht zwischendrin und hat doch eine herausragende Einzelstellung. Manet war zudem ein politischer Mensch und mit führenden Politikern seiner Zeit befreundet, hat in manchen seiner Werke politische Geschehnisse dargestellt. Beispielsweise im Bild der Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko. Oder die Flucht des Marquis de Rochefort-Luçay. Manet war überzeugter Republikaner in der Zeit von Napoleon III. und sich bewusst, dass er für das Bürgertum arbeitet. Er wollte die Menschen mit seiner Kunst beeinflussen, ihnen etwas geben, mit dem sie sich auseinandersetzen konnten - und das ist ihm gelungen. Er ist auch deshalb gerade für unsere Zeit mit ihren Strömungen weg von Demokratie und hin zu individualistischer Herrschaft interessant. Da ist Manet auf unserer Seite. Wir zeigen aber nicht nur den politischen, sondern den „ganzen“ Manet, beginnen mit den frühesten Arbeiten und enden mit den letzten vor seinem Tod im Jahr 1883.

Woher kommen die anderen Bilder?

Finckh: Fast aus der ganzen Welt. Das fängt an mit Australien, reicht über Japan, Nord- und Südamerika, Skandinavien bis hin nach Europa mit Deutschland, England, der Schweiz, Städten wie Madrid, Budapest oder Avignon. Dort war es auch recht schwierig, das Bild „Gitarre mit Hut“ zu bekommen — nun gibt es von uns eine Gegenleihgabe, also praktisch Bild gegen Bild.

Fast alle Werke treffen einzeln ein?

Finckh: Das lässt die Ausstellung rein logistisch zu einer besonderen Herausforderung werden: Wenn Sie beispielsweise Bilder wie die Melone oder „Das Schiffsdeck“ aus Melbourne haben möchten, dann ist auch der Kurier oder Restaurator zwei Tage auf Reisen. Für die 44 Gemälde, die wir hier zeigen, sind sicher an die 30 Leute unterwegs. Das ist sehr aufwendig und macht die Ausstellung teuer. Teurer als vorherige?

Finckh: Wir hatten in den vergangenen Jahren große Impressionisten wie die Monet-Ausstellung, die im Millionenbereich lagen. Manet ist wahrscheinlich ähnlich teuer. Die genauen Kosten kann man derzeit schwer abschätzen. Wir hoffen natürlich auf viele Besucher und darauf, dass am Ende eine schwarze Null steht. Die Ausstellung wird ausschließlich von der Brennscheidt Stiftung finanziert. Haben Sie schon alle Werke zusammen?

Finckh: Die Vorbereitungen sind soweit gediehen, dass wir von fast allen Bildern sicher wissen, dass sie kommen werden. Die Platzierung der Bilder ist geklärt, Maler und Schreiner sind informiert darüber, wie die Räume gestaltet werden sollen, der Katalog ist so gut wie im Druck. Und wann kommen die Werke in Wuppertal an?

Finckh: Ich denke, sie werden Ende September, Anfang Oktober eingetroffen sein.