1. Wuppertaler Stiftungstag: „Gezielt etwas Gutes tun“

Wie gründe ich eine Stiftung? Die Stadt informierte in Kooperation mit der Credit- und Volksbank über Möglichkeiten.

München, 1961: Für den jungen Wuppertaler Unterprimaner Alfred Witzel war die einwöchige Stipendiatenfahrt mit Besuch im Deutschen Museum ein großartiges Erlebnis — und seine erste Reise überhaupt. Ermöglicht wurde sie von der Carl-Duisberg-Stiftung.

„Deshalb habe ich schon in jungen Jahren empfunden, dass Stiftungen etwas Tolles sind und viel bewegen können“, sagt Alfred Witzel.

Seit 2007 ist der Lehrer im Ruhestand selbst Stifter — gemeinsam mit seiner Frau. Die beiden engagieren sich in der Alfred und Christine Witzel-Stiftung für Sprachförderung am Carl-Duisberg-Gymnasium — der Schule, die ihnen am Herzen liegt: „Wir waren beide Lehrer dort und wollten gezielt etwas Gutes tun“, sagt Witzel, der über seine Erfahrungen jetzt beim 1. Wuppertaler Stiftungstag 2013 berichtete.

Der Nachmittag im Barmer Rathaus wurde unter dem Titel „An-Stiften“ von der Stadt Wuppertal in Kooperation mit der Credit- und Volksbank veranstaltet und informierte potenzielle Gründer über rechtliche Rahmenbedingungen und die verschiedenen Arten von Stiftungen.

So gibt es in Wuppertal neben großen selbstständigen Stiftungen wie der Dr. Werner Jackstädt-Stiftung auch viele unselbstständige oder Treuhandstiftungen, die beispielsweise von Kreditinstituten oder der Stadt Wuppertal verwaltet werden, wie Jürgen Schönhoff, städtischer Leiter Vermögensmanagement, erläutert: „Das Stiftungsvermögen wird dabei der Stadt übertragen.“ Sorge um sein Geld müsse aber niemand haben: „Es ist Treuhandvermögen — dieses Geld ist ganz klar zu trennen vom sonstigen Vermögen der Stadt.“

Die Treuhandstiftung sei durch ihre unkomplizierte Gründung und den geringen Verwaltungsaufwand schon bei kleinen Vermögen sinnvoll, erläuterte Rechtsanwalt Frank Hemker beim Info-Nachmittag in seinem Vortrag: „Das Mindestvermögen sollte aber 50 000 Euro betragen.“

Die Alfred und Christine Witzel-Stiftung folgt diesem Modell — und Alfred Witzel sieht die Zusammenarbeit mit der Stadt positiv: „Als Treuhänderin hat die Stadt zwar die Oberaufsicht. Doch die Details regeln wir selbst in einem Kuratorium, das zweimal im Jahr über Verwendungszwecke berät.“ So behalte man die Kontrolle. „Für uns war es wichtig, schon zu Lebzeiten etwas zu tun“, sagt Witzel, dessen Stiftung einmal sein gesamtes Vermögen erben wird und so über den Tod hinaus wirkt.

Heinz-Günter Wahle, Vorstandsvorsitzender der Credit- und Volksbank eG, Wuppertal, unterstrich beim Treffen in Barmen die Bedeutung von Stiftungen — und auch der Stadt ist privater Einsatz in Zeiten knapper Kassen mehr als recht: „Vieles in Wuppertal wäre ohne die Hilfe von Stiftungen nicht zu finanzieren“, sagte Kämmerer Johannes Slawig. „Wir hoffen, dass sich viele ’anstiften’ lassen.“

Die Stadt berät potenzielle Stifter: „Ich freue mich über jeden, der anruft“, sagt Jürgen Schönhoff. „Wir brauchen Visionäre und wir brauchen bürgerschaftliches Engagement.“