100 Jahre sind ein Tag
Wie schnelllebig die Welt doch geworden ist. „100 Jahre sind ein Tag“, sang weiland Udo Jürgens im Titellied für eine wirklich schöne Zeichentrick-Geschichtsserie des Zweiten Deutschen Fernsehens.
100 Jahre sind ein Tag, ein Tag ist ein Wimpernschlag. Kaum hat 2018 begonnen, ist es auch schon wieder zu Ende. Und wer erinnert sich dann noch an die Ereignisse der vergangenen zwölf Monate? Kaum jemand. Deshalb fassen wir am Vorabend zum Beginn des Jahres 2019 noch einmal die aus unserer Sicht wichtigsten Schlagzeilen des alten Jahres zusammen. Tageszeitungen sind ja gewissermaßen auch so eine Art Archiv für Wimpernschläge der Erdgeschichte. Hier unsere Ereignisse des Jahres 2018:
Wuppertal feiert ersten autofreien Sonntag
Ganz Wuppertal hat am 29. Juli das Auto stehenlassen. Der erste autofreie Sonntag seit der Ölkrise Anfang der 1973 war ein voller Erfolg. Die Bergische Metropole eiferte dem belgischen Antwerpen nach, wo der autofreie Sonntag eine lange Tradition hat. Er soll im nächsten Jahr wiederholt werden. Ob es dann auch einen verkaufsoffenen Sonntag gibt, steht noch nicht fest. Diesmal hatten die Händler noch verzichtet. Begründung: Der Kunde will mit dem Wagen bis zur Ladentheke fahren. „Wir denken für das nächste Jahr darüber aber noch einmal nach“, sagte Ralf Engel vom Einzelhandelsverband.
„Geht nicht, gibt’s nicht“
Neue Töne im Wuppertaler Rathaus: Die Verwaltung ist nach Angaben von Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) wild entschlossen, ihren Ruf zu verbessern. Vor allem am Dezernat für Stadtplanung und Verkehr war zuletzt immer mehr Kritik laut geworden. Von dort wurden Anfragen und Aufträge seit Jahren entweder mit „Wir haben kein Geld“ oder mit „Wir haben keine Leute“quittiert. Jetzt soll der OB auf den Tisch gehauen haben. Ihm reiche es. „Ab jetzt gilt: Geht nicht, gibt’s nicht.“ Auf die Frage, ab wann das gelten solle, antwortete ein leitender Beamter: „Nach meiner Kenntnis... ist das sofort.“
Städte werden digitales Gründerzentrum
Wuppertal, Solingen und Remscheid haben sich zum digitalen Gründerzentrum zusammengeschlossen. Die Städte wollen Leerstände in ihren Zentren anmieten und zeitlich befristet kostenlos an Firmengründer in der Digitalwirtschaft vergeben. Außerdem sollen mittelständische Unternehmen Patenschaften über die so genannten Start-ups übernehmen. „Davon können beide profitieren: Die Jungunternehmer von der Erfahrung ihrer Paten und die Paten vom digitalen Know-how der Jungunternehmer“, sagt IHK-Präsident Thomas Meyer. Große Risiken gehen die Städte mit ihrem Gründerzentrum nicht ein. NRW-Digitalminister Andreas Pinkwart (FDP) zeigte sich von der Idee bereits so begeistert, dass er üppige finanzielle Unterstützung des Landes versprach.
Chauffeur aus Abu Dhabi kauft den WSV
Die Nachricht schlägt nicht nur in Fan-Kreisen ein wie eine Bombe: Der Wuppertaler Sportverein gehört seit einem Monat einem Chauffeur in Abu Dhabi. Sportdirektor Manuel Bölstler bestätigte der WZ gleichlautende Informationen. Demnach plant der neue Eigentümer Großes. Er will mit dem WSV zunächst in die Bundesliga und mittelfristig ins internationale Geschäft. Der neue Besitzer hält 50 Prozent der Anteile am WSV. Mehr erlauben die Statuten des Deutschen Fußballbundes noch nicht. Dass ein Fahrer sich einen Fußballklub leisten kann, erklärt Bölstler so: „In Abu Dhabi ist alles ein bisschen anders. Unser neuer Präsident ist Chauffeur des Scheichs. Geld spielt für ihn keine Rolle.“
Neuer Dezernent für Wirtschaft und Digitales
Der Stadtrat wird in seiner September-Sitzung einen neuen Beigeordneten wählen. Sein Name ist noch geheim. Aber das Aufgabengebiet steht schon fest. Der neue Mann im Verwaltungsvorstand erfüllt sämtliche juristische Voraussetzungen und damit die Bedingungen der Kommunalverfassung des Landes NRW. „Das neue Mitglied in unserem Verwaltungsvorstand wird sich um Wirtschaft, Arbeitsmarkt-Politik und Digitalisierung kümmern“, sagt Oberbürgermeister Andreas Mucke. „Ich muss ja nicht alles selbst machen.“ Und warum ist schon wieder keine Frau für den Posten ausgesucht worden? „Das habe ich doch gar nicht gesagt.“
Weihnachtsmarkt bricht alle Rekorde
Der erste Wuppertaler Weihnachtsmarkt mit Produkten und Gastronomie überwiegend aus dem Bergischen Land hat sämtliche Besucherrekorde gebrochen. Auch die Unternehmen, Vereine und Händler, die sich daran beteiligt hatten, waren rundum zufrieden und wollen den Markt 2019 auf jeden Fall wiederholen. Verkaufsschlager waren Bänder und andere Kurzwaren aus lokaler Produktion sowie Werkzeuge. Und auch die Kurzabonnements der Wuppertaler Bühnen fanden guten Absatz. „Wir haben fast 1400 Stück verkauft“, sagte der Bühnengeschäftsführer Enno Schaarwächter.
Was war das für ein Jahr 2018? Atemberaubend. Wir sind jetzt schon gespannt, woran wir Ende 2019 erinnern dürfen. Einen Wimpernschlag Geduld bitte. Die Zeit rennt zwar. Aber so schnell rennt sie nun auch wieder nicht.