16 Seiten treue Begleitung durchs Jahr

WZ-Kolumnist Uwe Becker freut sich schon auf den neuen Abfallkalender.

Foto: Joachim Schmitz

In den nächsten Tagen wird er hoffentlich wieder im Treppenhaus liegen. Er ist 14 Zentimeter breit und 45 Zentimeter lang. Ich warte schon ungeduldig auf ihn. Gerade eben habe ich wieder meine Haustüre kurz geöffnet, um nachzuschauen, ob er schon angekommen ist. Was wäre das kommende Jahr ohne ihn? Er hat 16 beidseitig bedruckte Seiten und ist mein treuer Begleiter durch Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

Ich möchte Sie alle nicht länger auf die Folter spannen, ich meine den von mir heiß und innig geliebten „Wuppertaler Abfallkalender 2018, Ausgabe: Ost, Abfuhrtag: Dienstag“. Viele von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, werden jetzt vielleicht mit dem Kopf schütteln, dafür habe ich zwar kein Verständnis, aber ich akzeptiere es. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass ich denen, die meine Leidenschaft teilen, womöglich gerade ein Lächeln auf´s Gesicht zaubere.

Begrabt mein

Herz in Wuppertal

Warum fasziniert mich der Wuppertaler Abfallkalender so sehr? Nun, es ist einfach zu erklären: Er ist wunderbar übersichtlich, man hat für jeden Tag eine freie Spalte, auf der man sich Termine oder Geburtstage von Freunden notieren kann. Ich blättere oft in diesem Kalender und erfreue mich an Eintragungen der letzten Zeit. Am 9. Januar 2017 steht bei mir „15 Uhr Bielefeld“. Ich war an diesem Tag zu Besuch bei einem Verlag, für den ich lustige Postkarten entwerfe. Weniger schöne aber wichtige Notizen sind „Einkommensteuervorauszahlung 2. Quartal 2017“ oder „Zahnarzt 14 Uhr!“

Es gibt auch Einträge, die ich mir heute nicht mehr erklären kann, wie dieser vom 24. April 2017: „ Warum, warum?“ oder „15 Uhr LoLeu“ vom 21. Juni. Obwohl… „LoLeu“ könnte sich auf ein Treffen mit Lothar Leuschen, dem stellvertretenden Chefredakteur dieser Zeitung, beziehen.

Der Kalender informiert mich nicht nur über die Müllabfuhrtage, die sich, bedingt durch Feiertage, gerne mal nach hinten oder vorne verschieben, nein, auch die Schulferien sind immer markiert. Ein bisschen problematisch sind für viele Bürger die Abfuhrtage der blauen Papiertonne. Im Kalender für Wuppertal Ost gibt es zwei Termine: P1 und P2. Um zu erfahren, wann die blaue Tonne geleert wird, muss man auf Seite 4 blättern, dort stehen die Straßennamen für die entsprechenden Abholtage P1 und P2. Für meine Straße ist zum Beispiel P2 maßgebend. Das muss man sich dann irgendwie merken, damit man nicht am falschen Tag die Tonne auf den Bürgersteig stellt.

Ich habe mir eine Eselsbrücke gebaut: „Papier ist mir nicht einerlei, es kommt erst raus in Woche zwei.“ Aber das kann natürlich jeder halten, wie er mag. Kürzlich las ich im Internet, dass eine junge Frau zusammen mit ihrem Sohn die blaue Tonne jede Woche raus-stellt. Ist das nur Unkenntnis oder eine Provokation? Einige Zeitgenossen stellen auch die gelbe Tonne jede Woche raus, was natürlich auch knatschverkehrt ist.

Die Ignoranz gegen den Abfallkalender scheint weit verbreitet. Meiner hängt in der Küche, so kann ich ihn schon morgens beim Frühstück betrachten und mich an ihm erfreuen. Am Ende des Jahres werfe ich ihn auch nicht einfach in die blaue Tonne, sondern entferne zunächst die spiralförmige Drahtbindung, die gehört nämlich in den Restmüll. Von 1998 bis 2016 habe ich die Müllkalender sogar gesammelt. Irgendwann wurde es zu viele, und ich musste sie schweren Herzens entsorgen. Natürlich habe ich sie vorher alle eingescannt.