Mordprozess 36-Jähriger gesteht, Seniorin auf Küllenhahn erstochen zu haben
Wuppertal · 36-Jähriger gibt zu, die Stiefgroßmutter (78) seiner Ex-Freundin erstochen zu haben. Eine Bemerkung von ihr über die Trennung habe ihn in Rage gebracht.
Vor dem Landgericht hat am Freitag der Angeklagte (36) die Bluttat an einer Seniorin in Cronenberg im vergangenen September gestanden. Er schildert die Tötung als spontane Tat. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm allerdings vor, die Tat geplant zu haben
Der Angeklagte berichtet bereitwillig und äußerlich sachlich von seinem Vorgehen, schildert auf Nachfragen minutiös, wie er die Seniorin getötet hat. Er sei am Morgen des 16. September zum Haus der Seniorin auf Küllenhahn gefahren, die die Stiefgroßmutter seiner Ex-Freundin ist. Er habe noch mit ihr einen Kaffee getrunken, unter anderem von der Trennung von seiner Freundin erzählt. Als er die alte Dame nach Geld fragte, habe sie ihm das verweigert. Und angemerkt, dass die Beziehung wohl wegen seiner ständigen Verschuldung in die Brüche gegangen sei.
„Ich war direkt rasend vor Wut“, sagte der Angeklagte. „Es war, als wenn man einen Schalter umgelegt hätte.“ Erst habe er der Frau mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Dann habe er ein Messer aus der Küche geholt, die Seniorin in den Schwitzkasten genommen und ihr mehrfach in den Hals gestochen, bis sie sich nicht mehr regte.
Anschließend habe er sich ihre EC-Karte und ihre Geheimzahl, das Bargeld von 30 Euro im Portemonnaie und ihren Autoschlüssel genommen und sei mit ihrem Wagen weggefahren. Mit der EC-Karte hob er 1000 Euro vom Konto der Frau ab, zahlte damit zunächst 400 Euro Schulden bei einer Bekannten ab. Zwei Tage später, als die Nachrichten vom Fund der Leiche bekannt wurden, meldete er sich bei einem Anwalt und stellte sich der Polizei. Zuvor hatte er noch zwei Umschläge mit je 200 Euro bei seiner Ex-Freundin für die Klassenfahrt der gemeinsamen Kinder eingeworfen.
Die Trennung lag gut ein Jahr vor der Tat. Er habe sie aber nicht verkraftet, sagte der Angeklagte. Er sei mehrfach wegen Depressionen in der psychiatrischen Klinik gewesen, beim ersten Mal wegen Selbstmordgedanken. Später habe er auch Gewaltphantasien gehabt, vor allem von Gewalt gegen die Mutter und die Schwester seiner Ex-Freundin. Aus seiner Sicht haben diese die Trennung herbeigeführt. „Ich wollte mich rächen, aber nicht töten“, beteuerte er. Medikamente hätten geholfen. Aber dann sei ihm an seiner Arbeitsstelle gekündigt worden: „Das war natürlich nicht so angenehm.“
Messer in
Mülltonne entsorgt
Auch die Tat hat er von der Psychiatrie aus begangen. Er habe die Seniorin besucht, um Geld zu erhalten. Sie hatte ihm schon zwei Jahre zuvor mal aus der Bredouille geholfen, als er wegen einer Spielsucht Schulden hatte. Aktuell habe ihn eine Bekannte, die er in der Psychiatrie kennengelernt hatte, bedrängt, eine Leihgabe von 400 Euro zurückzugeben. „Ich habe mehrmals gesagt, dass ich nicht zahlen kann.“ Sie habe aber weiter Druck gemacht. Das sei „der Hauptgrund“ gewesen, warum er Geld brauchte. Den geplanten Besuch verheimlichte er in der Klinik – er behauptete, einen wichtigen Termin am Arbeitsgericht zu haben, sonst wäre ihm der Ausgang nicht erlaubt worden.
Nach der Tat parkte er den Wagen seines Opfers in einer Seitenstraße der Klinik. Auf dem Weg in die Klinik habe er das Messer und die EC-Karte in eine Mülltonne geworfen. Er habe geduscht und am Nachmittag wieder die Gruppenangebote wahrgenommen, „wie auch sonst“. In den folgenden Tagen sei immer der Gedanke da gewesen, „was ich da gemacht habe“. Er würde es am liebsten rückgängig machen, „das geht aber nicht.“ Allerdings kaufte er sich von dem abgehobenen Geld auch ein neues Paar Schuhe.
Die Anklage wirft dem 36-Jährigen vor, er habe mit der Weigerung der alten Dame gerechnet und für diesen Fall auch ihre Tötung geplant. Deshalb lautet der Vorwurf Mord aus Habgier sowie Raub mit Todesfolge.
Staatsanwalt Hauke Pahre fragte nach vielen Details, unter anderem zum Frühstück, das die Seniorin nach Angaben des Angeklagten in seinem Beisein beendete. Was sie gegessen habe, woher sein Kaffee kam. Auch zu dem Gespräch, das sie führten. Dabei habe er der alten Dame, die keinen direkten Kontakt zur Familie mehr hatte, von der Trennung erzählt. Sie habe aber nicht weiter nachgefragt, sagte der Angeklagte.
Der Staatsanwalt wollte wissen, warum ihn ihre Beschuldigung, er sei schuld an der Trennung, so in Wut gebracht habe: „Es klingt, als habe sie ins Schwarze getroffen.“ Das sah der Angeklagte auch so. „Klar habe ich Schuld an der Trennung.“ Pahre fragte, warum ihn der Satz der Seniorin so wütend gemacht habe, wenn ihm das schon andere vorgeworfen hätten. Das wisse er auch nicht, so der Angeklagte. Immerhin berichtete er von einem hämischen Grinsen. Aber dass sie gelacht habe, wie er noch bei der Polizei berichtete, daran konnte er sich vor Gericht nicht mehr erinnern.