Schrottimmobilien 65 Problem-Immobilien weniger: Wie Wuppertal sein Schrotthaus-Problem in den Griff bekommt

In zahlreichen Fällen wurden die Eigentümer aktiv. Sechs Gebäude wurden abgerissen.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Vernachlässigte oder gar verfallene Häuser sind für Nachbarn und das gesamte Umfeld ein Ärgernis, manchmal werden sie auch zur Gefahr. Seit 2013 kümmert sich die Stadt gezielt um solche Problem- und Schrottimmobilien. Und hat dabei bereits bei 65 Häusern Erfolge erzielen können. Das ist nicht immer leicht. Denn selbst aktiv werden kann die Stadt nur in Extremfällen: Wenn an der Ruine Gefahren drohen, kann sie das Umfeld absichern, wenn das nicht mehr möglich ist, das Haus abreißen.

Foto: Andreas Fischer

Vorher kann Peter Schäfer, der seit 2015 für die Schrottimmobilien zuständig ist, nur versuchen, Kontakt mit den Eigentümern aufzunehmen und diese dazuzubringen, etwas an dem Haus zu tun. „Diese Ansprache ist schwierig“, erklärt Schäfer. Denn: „Verfallenlassen ist nicht verboten.“ Besonders schwierig wird es, wenn die Besitzer nicht auf die Kontaktversuche reagieren oder gar nicht mehr aufzufinden sind.

Die beste Möglichkeit, auf die Eigentümer einzuwirken, seien persönliche Gespräche. Leben sie weiter entfernt, muss er auf andere Kommunikationsmittel zurückgreifen und schreibt Briefe, telefoniert, nutzt auch die Sozialen Medien - gleiches gilt für die Recherche, wenn er die Eigentümer erst finden muss: „Das ist echt mühsam.“ Derzeit ist das Ressort Bauen und Wohnen der Stadt dabei, die sechste Schrottimmobilie abzureißen: die Häuser Krumme Straße 12 und 12a in Langerfeld, die einsturzgefährdet sind.

Zuvor ist die Stadt diesen Schritt an der Baumeisterstraße, der Bandstraße, der Nützenberger Straße, der Märkischen Straße und der Straße Löhrerlen gegangen, zum Teil waren dafür gerichtliche Auseinandersetzungen mit den Eigentümern nötig.

Auf den Kosten für solche Abrisse bleibt die Stadt in den meisten Fällen sitzen - weil die Eigentümer nicht greifbar oder zahlungsunfähig sind. Nur im Fall der Märkischen Straße konnte sich die Stadt die Ausgaben vom Eigentümer erstatten lassen.

Unter anderem wegen dieser Kosten ist die Stadt froh, dass sie nun über das Modellprojekt „Problemimmobilien im Kontext der Zuwanderung aus Südosteuropa“ zusätzliche Fördermittel in Höhe von 4,37 Millionen erhält. Damit kann sie sich um problematische Immobilien kümmern, die in typischen Zuzugsgebieten der Stadt liegen.

Besonders teuer sind die Abrisse von Gebäuden, die sich Wände mit den Nachbargebäuden teilen. „Dann muss von Hand abgerissen werden“, erklärt Peter Schäfer, dafür sei entsprechend mehr Personal nötig. Gleichzeitig müssten die Nachbargebäude zusätzlich gesichert werden.

Das war zum ersten Mal an der Nützenberger Straße der Fall: „Dabei haben wir viel gelernt“, sagt Peter Schäfer. Die Arbeit zum Thema Schrottimmobilien hat sich auch insgesamt verändert. War zunächst nur eine halbe Stelle dafür vorgesehen, kümmert sich Peter Schäfer inzwischen in Vollzeit darum. Deshalb hat er auch nicht mehr nur die „Top Ten“ - die zehn schlimmsten Häuser - im Blick, sondern alle. Dafür gibt es eine Datenbank. Insgesamt fanden sich darin schon 165 Adressen - immer wieder werden neue gemeldet. „99 davon sind noch in Bearbeitung“, sagt Peter Schäfer. „Der Rest ist erledigt.“ Denn in zahlreichen Fällen konnte erreicht werden, dass die Eigentümer aktiv werden, entweder sanieren oder selbst abreißen.

Bei manchen Objekten ist er richtig überrascht. So hatte die Stadt befürchtet, dass ein Gebäude Hochstraße/Ecke Ludwigstraße nicht mehr zu retten sei. Umso erfreuter war man, dass es inzwischen verkauft und saniert wurde. Solche positiven Wendungen seien natürlich auch der Stadt lieber als ein Abriss, betont Schäfer.