Schauspiel Abbrederis ehrt einen großen Wuppertaler
Die scheidende Indendantin widmet Karl Otto Mühl einen Abend am Engelsgarten.
Wuppertal. Es wird die letzte neue Inszenierung unter der Indendantin Susanne Abbrederis sein. Und ist eine, die ihr besonders am Herzen liegt. Denn am Freitag, 23. Juni, findet im Theater am Engelsgarten ein Abend für Otto Mühl statt (19.30Uhr, 18/14/6 Euro). „Es war mir ein großes Anliegern, einem Dramatiker erster Güte noch mein Referenz zu erweisen“, sagt Abbrederis am Montag im Opernhaus.
Der Abend findet unter dem Titel „Mühlpromenade“ statt — eine Anlehnung an Mühls Erstlingswerk „Rheinpromenade“ von 1974. Gleichzeitig, so Abbrederis, soll das auf einen lockeren Abend hindeuten. Es soll eine leichte Promenade werden. Kein „schwerer Mühlstein“, wie Mitorganisator Gerold Theobolt sagt.
Die scheidende Intendantin sieht in Mühl, der mittlerweile 94 Jahre alt ist, eine Stimme, die sie „nicht ungehört lassen“ wolle. „Er ist ein Meister des Dialogs, ein Meister der kleinbürgerlichen und Arbeiterfiguren.“ Er erzähle in einer Brillanz von Einsamkeiten, dem Alter, von Borniertheit und Engstirnigkeit, die es in der deutschen Dramatik kaum noch einmal gibt.“
Um den Abend angemessen zu gestalten hat Abbrederis einige Menschen mit ins Boot geholt, die Karl Otto Mühl beruflich und privat nahestehen. Gerold Theobalt war Dramaturk an Wuppertaler Schauspiel und hat mit Mühl an mehreren Stücken gearbeitet. Beatrix Burghoff arbeitet an der Biografie des Autors. Torsten Krug ist ein kenner des Werkes und Inszeniert den Abend. Und Hermann Schulz ist Wegbegleiter Mühls und selbst Autor. Sie alle sind beteiligt an dem Abend, an dem das Schauspiel—Ensemble aus den Stücken des schreibenden Arbeiters lesen wird, aus „Rheinpromenade“, aus „Nackte Hunde“ und „Alte Soldaten“. Dazu werden Aphorismen und Unveröffentlichtes vorgetragen.
Allen Beteiligten merkt man im Gespräch die Begeisterung an. Sie schwärmen von Mühls Arbeit, von der Musikalität seiner Sprache und dem authentisches Blick auf soziale Verwerfungen und die „Ängste und Nöte, die die Gesellschaft den Einzelnen zumutet“, sagt Gerold Theobolt. Er sieht in der fehlenden Aufmerksamkeit, die die literarische Welt den Werken Mühls zollt eine „Schande“. Denn Mühls Werke seien von einem analytischen Blick geprägt, der nur auf den ersten Blick banal wirke. Thebolt sagt, die erste reaktion der Schauspieler sei immer gewesen, „Was soll das?“. Dabei zeige sich beim ersten Lesen nur die Spitze des Eisbergs. Die tiefe der Stücke werde erst deutlich, „wenn die Situation greifbar ist.“
Für Abbrederis spricht aber noch etwas für Mühl: Sein Humor. „Der ist dry, extradry. Ein staubtrockener Humor.“ Sie freut sich, damit ihre Arbeit zu beschließen.