Corona-Pandemie Abstandsregeln verletzt: Fast 1000 Verstöße in Wuppertal

Wuppertal · Die Menschen werden in der Corona-Krise leichtsinniger. Mittlerweile schreibt die Stadt Wuppertal jeden Tag 30 bis 50 Bußgeldbscheide weil sich nicht mehr an die Abstandsregeln gehalten wird.

Am Eiswagen vor dem Toelleturm war am Wochenende viel los – der Abstand wurde aber eingehalten.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Die allermeisten Menschen halten sich an die Abstandsregeln – das ist in den vergangenen Tagen ein viel gesagter Satz. Doch es gibt da immer noch eine Minderheit, die die Corona-Vorsichtsmaßnahmen eher als unverbindliche Empfehlung ansieht – in der Summe gar nicht so wenige. Bis zum 17. April verhängte das Ordnungsamt 764 Bußgelder, danach bis heute weiterhin 30 bis 50 pro Tag, wie Ordnungsamtsleiter Carsten Vorsich mitteilte. So summieren sich fast 1000 Verstöße gegen die Abstandsregeln, die in der Regel mit einer Geldstrafe von 200 bis 250 Euro geahndet werden.

Das Ordnungsamt verhängt keine Verwarnung mehr

Seitdem viele Geschäfte wieder geöffnet haben, sind Wuppertals Innenstädte belebter geworden. Das sorgt vermehrt für Situationen, in denen ein Mindestabstand von 1,50 Meter nicht mehr eingehalten wird. Ein Beispiel ist der Elberfelder Wall. An der Bushaltestelle auf der Seite des Von-der-Heydt-Museums warten wieder so viele Menschen auf den Bus, dass Passanten zwangsläufig durch die Menschenmasse gehen müssen, wenn sie nicht die Straßenseite wechseln wollen. Ordnungsdezernent Matthias Nocke ist aufgefallen: „Die Leute sind wieder lockerer im Umgang mit den Schutzmaßnahmen und sie werden leichtsinniger.“

Aus Sicht des Ordnungsamtes gibt es in Wuppertal „Hotspots“,  an denen es immer wieder zu gesetzeswidrigen Menschenansammlungen kommt. Dazu gehören laut Vorsich Berliner Platz, Döppersberg, Karlsplatz, Wichlinghauser Markt und Otto-Böhne-Platz. Im Gegensatz zur Übergangsphase Mitte März gibt es inzwischen vom Ordnungspersonal keine Belehrungen mehr, bevor ein Bußgeld fällig wird. Vorsich sagt: „Wir sprechen keine Warnung mehr aus, es gibt sofort ein Bußgeld.“ Geahndet werden allerdings keine Abstandsunterschreitungen, die sich möglicherweise im Vorbeigehen flüchtig ergeben. Die Ordnungsbeamten suchen viel mehr die eindeutigen Verstöße. Vorsich nennt ein Beispiel: „Fünf Leute sitzen bei einem Kasten Bier eng beisammen.“ Besonders viele Bußgelder würden gegen jüngere Leute verhängt.

An die WZ haben sich in den vergangenen Tagen immer wieder Leser gewandt, die im Alltag Situationen beobachtet haben, in denen die Abstandsregeln nicht eingehalten worden sind. Rainer Peters schrieb: „Auf der Brücke, unter der die Nordbahntrasse hindurch führt, blieb ich mit Erstaunen stehen. Hier wurde mir vor Augen geführt, was ein Teil der Bevölkerung vom Kontaktverbot hält, nämlich offenbar nicht viel.“ Auch nächtliches Grillen in den Barmer Anlagen habe er wahrgenommen.

Die Situation in Bussen und Bahnen wird ebenfalls von einigen Lesern kritisch gesehen. Brigitte Orlich berichtet etwa von überfüllten Bussen und engem Gedränge beim Ein- und Aussteigen. Sie findet: „Hier müsste der – Gott sei dank – gut geschützte Busfahrer mal einen Blick in den Rückspiegel werfen und für angemessenes Verhalten der Fahrgäste sorgen.“

Auch die Wuppertaler Stadtwerke selbst bestätigen, dass sich immer mal wieder Fahrgäste melden, denen Situationen aufgefallen sind, in denen es in Bussen und Schwebebahnen zu eng wurde. Eine Kontrolle der Abstandsregeln gibt es seitens der Wuppertaler Stadtwerke aber nicht. Sprecher Holger Stephan sagt: „Wir setzen auf die Vernunft unserer Fahrgäste.“

Seit in Nordrhein-Westfalen die Maskenpflicht gilt, soll eigentlich niemand mehr im ÖPNV ohne Mundschutz fahren. Doch auch in diesem Punkt gibt es seitens der Stadtwerke keine Kontrollen. Holger Stephan sagt: „Der Fahrer kann das nicht leisten.“ Die WSW setzen auch da auf soziale Kontrolle. Holger Stephan ist der Meinung: „Wer ohne Maske den Bus betritt, wird den Ärger der anderen Fahrgäste auf sich ziehen.“