Abzocke im Internet: Immer mehr Wuppertaler sind betroffen
Die Verbraucherzentrale warnt: Die Zahl der Fallen im Netz steigt stetig. Immer mehr Wuppertaler tappen hinein.
Wuppertal. So hatte Martin Steinbach (Name geändert) sich das nicht vorgestellt. Der Wuppertaler wollte sich im Internet eigentlich nur eine kostenlose Software herunterladen. Doch das böse Erwachen kam per Post: Angeblich hatte der 27-Jährige mit ein paar Klicks auf der Homepage einen zweijährigen Vertrag abgeschlossen — ohne das zu wollen. Und vor allem: ohne davon zu wissen.
Die Kosten beliefen sich auf 96 Euro jährlich. „Auf der Seite war nichts davon zu sehen, dass der Download kostenpflichtig war“, sagt Steinbach. Im Gegenteil: In Großbuchstaben habe das Wörtchen „kostenlos“ von der Abzocke abgelenkt. Steinbach ist in eine Internet-Falle getappt.
Diese Masche ist der Wuppertaler Verbraucherzentrale bestens vertraut. Gestern zog sie Bilanz über Themen und Trends des vergangenen Jahres — und hat einen klaren Spitzenreiter identifiziert: Etwa 30 Prozent aller Anfragen dort haben mit den Themen Internet und Telekommunikation zu tun. Die Wuppertaler Verbraucherschützer haben allein im vergangenen Jahr 3239 Wuppertaler rechtlich beraten — viele davon aufgrund von Internet-Abzocke: Sie ist ein riesiges Betätigungsfeld für Kriminelle, die mit wenig Aufwand viel Geld verdienen wollen.
Und es werden immer mehr: „Die Leute haben bestimmte Angebote als kostenlos im Kopf“, erklärt Verbraucherberaterin Alexandra Kopetzki. Daher würden selbst erfahrene Internetnutzer in so manche Falle tappen.
In ihrer persönlichen Beratung steht die Verbraucherzentrale Opfern solcher Maschen mit Tipps zur Seite — und bietet, wenn nötig, auch Rechtsbeistand (Infos siehe Kasten). Generell ist der Beratungsbedarf groß: 35 586 Ratsuchende wurden 2010 in Wuppertal gezählt.
Ein wichtiges Feld ist auch das skrupellose Geschäft mit der Armut. Potenzielle Opfer gibt es in Wuppertal genug, belegte die Stadt in Sachen Schuldnerquote 2010 doch den traurigen zweiten Platz bundesweit.
„Leider fallen viele auf Kredithaie herein, die schnelle Kredite ohne Schufa-Prüfung versprechen“, sagt Verbraucherberater Werner Bergmann. Was dann tatsächlich bei den Kunden ankomme, sei häufig lediglich eine Rechnung über eine Bearbeitungsgebühr — und Versicherungspolicen: Ohne ihr Wissen werde den Opfern dieser Abzocke häufig noch eine Lebensversicherung oder ein Bausparvertrag untergejubelt.
Mit fatalen Folgen — statt einer Besserung der finanziellen Situation haben sich die Betroffenen nur noch weitere Schulden aufgehalst.