Aktionstag für junge Fahrer mit „Torkelbrille“ und Erster Hilfe
Jugendliche gelten als Risiko- gruppe im Verkehr. Der Aktionstag der Polizei soll vorbeugen.
Wuppertal. „Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte“, lautet die übliche Aufforderung bei Verkehrskontrollen. Diesmal aber will nicht der Polizeibeamte, sondern eine Auszubildende die Papiere. In Uniform, mit Polizeimütze und Stop-Kelle bewaffnet, hatten am gestrigen Dienstag 120 Auszubildende des Berufskollegs Werther Brücke in Barmen die Gelegenheit, ihre Rolle mit „echten“ Polizeibeamten zu tauschen. Hintergrund ist der 13. Aktionstag „Junge Fahrer“, den die Verkehrsunfallprävention der Polizei inzwischen schon seit 2000 durchführt.
Die Aktion wird gemeinsam mit der Wuppertaler Verkehrswacht, der Firma Axalta Coating Systems und dem Berufskolleg veranstaltet. An mehr als zehn Stationen konnten die Teilnehmer bei der Bereitschaftspolizei an der Müngstener Straße praktische Übungen zur Verkehrssicherheit machen.
So lernen die Auszubildenden zum Beispiel am Überschlagsimulator Handgriffe, um sich aus einem auf dem Dach liegenden Fahrzeug zu befreien oder im Kart unter erschwerten Bedingungen Slalom zu fahren.
Dominik Besenbruch (18) ist einer der Teilnehmer am Kart-Parcours. Lachend steigt er aus dem Kart, nimmt den Helm und die „Torkel-Brille“ ab, die dem Fahrer Trunkenheit simulieren soll: „Klar, die Sicht war ganz schön verschwommen, aber der Slalom ist mir trotzdem leicht gefallen. Viel überraschter war ich vom Aufprallsimulator.“ In einem Gurtschlitten sitzend, konnten die Jugendlichen einen Aufprall mit 10 Kilometern pro Stunde auf ein stehendes Objekt zu spüren bekommen — eine Geschwindigkeit, die mehr als unterschätzt wird.
Michael Konemeier, Rettungsdienst-Ausbilder der privaten Notfallrettung Kießling, findet es wichtig, dass die Gefahren den Jugendlichen an Aktionstagen ins Gedächtnis gerufen werden. „Es ist schon erschreckend, wieviele im jugendlichen Alter mit dem Auto verunglücken. Unsere Aufgabe ist es, die Erste-Hilfe-Kenntnisse wieder aufzufrischen.“ An der Kießling-Station schreitet Konemeier zur Tat, um den Teilnehmern wichtige Schritte im Falle eines Unfalls zu erläutern, wie die korrekte Helmabnahme.
Isen D. (21) liegt als Versuchskaninchen mit Helm am Boden: „Von der Ersten Hilfe habe ich vieles vergessen. Ich wäre auf jeden Fall bereit, bei einem Unfall zu helfen. Jetzt weiß ich auch wieder, was ich tun kann.“
Holger Brunnen, Oberkommissar der Polizei Wuppertal, sieht mangelnde Reife als Grund für die vielen Unfälle von Jugendlichen. Sie lebten mehr im „Hier und Jetzt“ und unterschätzten häufiger ihre Verantwortung für die Gesellschaft.
Schwarze Schafe seien junge Fahrer deshalb nicht: „Mobilität hat einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Wir möchten junge Menschen davon nicht ausschließen und sie stattdessen für ihre Verantwortung gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern sensibilisieren.“