Schweigeminute für alle getöteten Lebewesen Aktivisten errichten Traueraltar im Osterholz

Osterholz · Baumschützer und Besucher kamen zu einem Waldspaziergang und Beerdigungsritual im Osterholz zusammen. Bei einer Schweigeminute gedachten sie der Lebewesen im Wald.

Die Baumschützer haben sich zu einem Beerdigungsritual und Waldspaziergang getroffen.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Am Wanderparkplatz Hermgesberg kamen am Sonntag ab 14 Uhr trotz des Sturms Menschen zusammen, um gemeinsam ihre Trauer über die Rodung der 1500 Bäume im Osterholz auszudrücken. Ein Waldspaziergang von dort führte die Aktivisten und Besucher bis zur Stelle der Rodung, wo sie für eine symbolische Schweigeminute innehielten.

„Wir sind heute hier, weil wir zweieinhalb Jahre gekämpft haben“, sagt Marina Jenkner aus Vohwinkel, die sich von den Sturmböen und dem Dauerregen im Wald nicht abschrecken ließ und am Sonntag den Wanderparkplatz Hermgesberg aufsuchte. Über die ganze Zeit sei sie regelmäßig hier gewesen. Jetzt sei es wichtig, weiterhin Solidarität zu zeigen. „Ich denke, man muss vor der Haustür anfangen mit dem Umweltschutz“, meint die Schriftstellerin, die sich auch in ihrem literarischen Schaffen mit ökologischen Themen auseinandersetzt. „Ich glaube, dass man dadurch was erreichen kann. An ganz vielen Stellen können kleine Scheibchen zu großen Flächen werden“, ergänzt sie. Für sie ist die Rodung eine Niederlage, weil sie für wieder weniger Naherholungsgebiet sorgt. Die Wirtschaft stehe über ökologischen Interessen. Man müsse umdenken, es sei nicht mehr zukunftsträchtig.

Am Sonntag ist der Wanderparkplatz ein Ort der Trauer geworden. Im windgeschützten Pavillon haben die Aktivisten und Besucher einen Traueraltar mit Friedhofskerzen und Trauerkränzen aus Materialien aus dem Wald errichtet. Die Kränze sind mit schwarzen Schärpen verziert. „Ihr hinterlasst ein tiefes Loch“, steht auf einem, „In stillem Gedenken“ auf einem anderen. Daneben befindet sich ein Plakat: „Vermisst: Haben Sie diesen Wald gesehen?“

Der kleinen Menschengruppe am Traueraltar ist der Frust anzusehen. „Es ist so viel gesagt worden“, tönt es aus der Gruppe. Es habe so viele Verhandlungen und Aufdeckungen gegeben. Trotz aller Alternativen und Gesprächen und der schönen Worte des Oberbürgermeisters seien die Bäume gefällt worden, sagt eine Frau, die einer anderen Bürgerinitiative angehört und angereist ist. Man fühle sich ohnmächtig.

Am späteren Nachmittag spazieren die Anwesenden gemeinsam in den Wald bis hin zur Stelle der Rodung. Online teilt die Bürgerinitiative im Anschluss mit, dass sie dort eine Schweigeminute für alle getöteten Lebewesen hielten. Sie sehen weitere Waldstücke bedroht und kündigen den nächsten Waldspaziergang für den 6. März um 14 Uhr an. kar