Selbstwahrnehmung stärken Grundschüler begeben sich auf Yoga-Reisen in das Tierreich

Schwelm · Der Yoga-Kurs für Kinder verbindet Spiel und Spaß mit den Werten der beliebten Körperlehre.

 Die sechs Yogis und Kursleiterin Sara Faune (31) erkunden einmal in der Woche die verschiedensten Orte, Tiere und Pflanzen und ahmen sie nach.

Die sechs Yogis und Kursleiterin Sara Faune (31) erkunden einmal in der Woche die verschiedensten Orte, Tiere und Pflanzen und ahmen sie nach.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Die vergangenen zwei Corona-Jahre haben vor allem den Kleinsten schwer zugetragen, für die neben der Schule auch das Freizeitprogramm lange Zeit ausfallen musste. Durch den Lockdown ist die Nachfrage an Fitness- und Bewegungsangeboten für Grundschüler gestiegen. Gymnastiklehrerin Claudia Diefenbach und ihr Team bieten deshalb jetzt wöchentlich einen Yoga-Kurs für Grundschüler im Hotel Fritz am Brunnen in Schwelm an.

Die sechs kleinen Yogis sind am Donnerstag zum dritten Mal in dem großen Gymnastikraum an der Brunnenstraße versammelt. Sie gehen auf eine Reise, bei der sie viele Pflanzen und Tiere entdecken und diese nachahmen. Das Tor zur Reise öffnen sie mit einem gemeinsamen „Ommm“. Nach der Reise kehren sie gemeinsam mit dem Meditationslaut wieder zurück. Kurz vor Ende der Reise biegen sie am Donnerstag noch einmal bei den Krebsen ab. Auf die Hände und Füße gestemmt, mit dem Rücken zum Boden gerichtet, huschen sie wie Krebse am Strand vor und zurück, aufeinander zu, voneinander weg. Beim Krebsspiel dürfen sie sich gegenseitig die Beine wegstupsen, aber nicht alle zusammen einen Krebs angreifen. Nach einigen spaßigen Minuten kehren die Krebse in ihre Höhle auf die Yoga-Matte zurück.

Die Yoga-Positionen heißen zum Teil anders als im Erwachsenen-Yoga. Der Effekt ist aber derselbe: Die Kinder bewegen sich und lernen Selbstwahrnehmung. „Ahimsa“ ist das Stichwort, was Kursleiterin Sara Fraune ihren Schützlingen erklärt: „Das heißt, wir sind gewaltlos. Wir machen nichts kaputt. Wir machen niemanden kaputt - auch nicht uns selbst.“

Nachdem die Reise beendet ist, die Kinder und Kursleiterin das „Namaste“ zum Abschied gesagt haben und alle Matten wieder an der Wand hängen, gibt es noch eine Hausaufgabe für die Yogis: „Für nächste Woche könnt ihr euch überlegen, was eure allerliebste Lieblingsübung ist“, gibt Sara Fraune den Kindern mit.

Kinder sollen im Fluss
mit sich selbst sein

Die Kinder sind sechs bis zehn Jahre alt und haben viel Spaß bei den Yoga-Stunden, wie sie beim Schuheanziehen mitteilen. Wie die Stunde war? „Gut!“, brüllen Ludwig (10) und Karla (7) in die Runde. Sara sei die beste Lehrerin, meint Jolina. Karlas Lieblingsposition im Yoga sei das Baby - weil sie viele Puppen habe und diese möge. Wie die Position aussieht, hat sie aber vergessen.

Aber darum geht es auch gar nicht. Beim Yoga sollen die Kinder lernen, im Fluss mit sich selbst zu sein. „Bei Kindern erreicht man viel“, meint Sara Faune. Kinder-Yoga ist anders als bei Erwachsenen. Schließlich empfinden Kinder An- und Entspannung anders als die Großen. „Entspannung kann auch mal sein, dass sie so laut und schnell sein dürfen, wie sie wollen“, erklärt Sara Faune. Still stehen und inne halten, ist für die Kinder eher Anspannung als Entspannung.

Die Yoga-Tiere sollen den Kindern die Bewegung greifbarer machen und auch mal Gefühle lösen - aber „auf eine sanfte Art und nicht zu tiefgründig.“ Yoga habe viel mit Körperwahrnehmung zu tun, ergänzt Claudia Diefenbach. Es geht darum, zu erkunden, wann und wo der Körper andere trifft und zu erkennen, dass es nicht schlimm ist, wenn die anderen Kinder etwas können, was man selbst nicht kann, erklärt sie.

Aktuell können die Kinder zu sechst in dem großen Raum mit Abstand ihre Yoga-Übungen durchführen. Coronabedingt hatten einige Stunden im vergangenen Jahr auf der Wiese hinter dem Hotel stattgefunden. Das Feedback der Eltern sei gut, berichtet Claudia Diefenbach. Viele Eltern machten selbst Yoga zu Hause, wo die Kinder auch mal mit üben. Die Kurse ihrer Schule für gesunde Bewegung und Fitness sind außerdem immer nur für einen Zeitraum. „Die Eltern finden das schön, weil die Kinder sich für eine gewisse Zeit ausprobieren können“, sagt Sara Fraune.