Stadtentwicklung Aldi muss bei Kita-Bau nachbessern
Wuppertal-Elberfeld · Die Pläne liegen bis 29. Januar aus. Discounter geht zumindest teilweise auf Kritik vor allem der Eltern ein.
Die Planungen für den „Prototyp“, wie Dezernent Frank Meyer das Projekt nennt, gehen in die nächste Runde: Bis 29. Januar liegen die Pläne für den Aldi-Kita-Kombibau an der Briller/Bayreuther Straße im Rathaus aus – und sind vor allem online einzusehen. Denn eigentlich hätte es auch eine Info-Veranstaltung für interessierte Bürger geben sollen. Dem macht Corona aber einen Strich durch die Rechnung. Wer die Pläne einsehen will, der soll aber alle Möglichkeiten haben, heißt es aus dem Rathaus. Gegenüber den ersten Vorstellungen für den Bau gibt es vor allem zwei Änderungen: Die Außenfläche, um die es viele Diskussionen gab, wird gegenüber der ursprünglichen Planung doch wieder etwas größer – und die Zufahrt soll hauptsächlich über die Briller und nicht mehr über die Bayreuther Straße erfolgen.
Das Millionen-Projekt hatte schon bei der ersten Vorstellung 2019 für viel Aufsehen gesorgt. Das Besondere: Stadt und Aldi planen gemeinsam. An der Briller Straße reißt der Discounter seinen bestehenden Markt ab und baut an gleicher Stelle einen größeren (1300 statt 800 Quadratmeter). In den Neubau soll die benachbarte städtische Kita integriert werden, die ebenfalls abgerissen werden soll. Die Baukosten übernimmt komplett Aldi, die Stadt zieht als Mieter ein.
Außengelände wird größer, bleibt aber immer noch kleiner als jetzt
Doch ein größerer Markt bedeutet zwangsläufig einen größeren Platzbedarf für den Discounter – zu Lasten, wie gerade viele Eltern, aber auch einige Politiker kritisierten, der aktuell recht großen Außenfläche der Kita. Zumal es zugegeben wenig plausibel klingt, dass die Kita zukünftig fünf statt zwei Gruppen und 100 statt 40 Kinder, dafür eine mit 1200 Quadratmetern aber fast um die Hälfte kleinere Außenfläche als jetzt haben soll.
Man sei noch einmal in Gespräche mit Aldi gegangen, sagt Marc Walter von der Stadt. Und der Discounter hat offenbar etwas eingelenkt. Die elf für die Kita vorgesehenen Pkw-Stellplätze werden nicht auf dem Kita-Gelände, sondern auf dem Aldi-Parkplatz vorgehalten. Das Unternehmen verzichtet dafür auf einen Teil seiner 90 Stellplätze. Im Gegenzug würde die Außenfläche der Kita durch den Wegfall der Stellplätze laut Walter um etwa 280 Quadratmeter vergrößert. Lediglich ein Parkplatz würde auf dem Kita-Gelände verbleiben, was für einen barrierefreien Zugang vorgeschrieben sei.
Die zweite wichtige Planänderung gegenüber der ersten Vorstellung im vergangenen Jahr: Die Zufahrt für die Eltern soll ausschließlich über die Briller Straße erfolgen und nicht über die kleine Stichstraße von der Bayreuther Straße aus. Das dürfte die Anwohner freuen, die Verkehrsprobleme dort befürchteten, weil bekanntlich in der direkten Nachbarschaft der Kita fast 100 neue Wohnungen entstanden oder noch geplant sind.
Doch ob sich die Eltern mit dem auch nach der Änderung mit gut 1500 Quadratmetern noch deutlich kleineren Außengelände anfreunden können? Die Stadt hatte stets argumentiert, dass die neue Fläche immer noch die Anforderungen des Landesjugendamtes erfülle. Und die Politik zugestimmt, weil der Bedarf nach Kita-Plätzen unbestritten sei.
Dazu stehe man jetzt noch, sagt Bezirksbürgermeisterin Gabriele Mahnert (Grüne). Und immerhin habe man Aldi „Parkplätze abringen können“. Sie stehe dem Projekt als solchem grundsätzlich positiv gegenüber, „auch weil ich es als ersten Schritt für Wuppertal sehe zu einer Mehrfachnutzung von Discounter-Gebäuden“. Die Zeit der typischen Flachbauten sei vorbei.
Bezirksbürgermeisterin will Tempo 30 vor der Kita-Zufahrt
Die BV werde aber ein Auge auf das Projekt behalten. Insbesondere, was die vorgesehene Dachbegrünung und die Zahl der Bäume auf dem Parkplatz angeht. Und was an Einwendungen noch eingehen wird. Dadurch, dass Pläne nur ausliegen oder im Internet einsehbar sind, sei die Hürde schon höher für die Bürger, sich zu beteiligen. „Das ist aber nun mal Corona geschuldet.“ Für Mahnert ist wichtig, dass die Stadt, wenn die Kita einmal steht, in diesem Bereich auch für Tempo 30 auf der Briller Straße sorgt.
Was den Zeitplan angeht, habe sich nichts geändert, sagt Michael Neumann, bei der Stadt für die Kitas zuständig. Das aktuelle Kita-Jahr 2020/21 ist das vorerst letzte an der Bayreuther Straße. Im Herbst könnten Abriss und anschließend Neubau starten.
Für die Bauzeit werden die Kinder der aktuell noch zwei Gruppen in eine andere, nahe gelegene Kita integriert. Dort sollen auch die vertrauten Erzieherinnen tätig sein, erklärt Neumann gegenüber der WZ. Das sei den Eltern bereits mitgeteilt worden. Ähnlich sei die Stadt auch an der Dahler Straße vorgegangen, wo die Kita von zwei auf sechs Gruppen erweitert wurde.
Im Herbst könnte es, wenn alles passt, Baurecht geben. Erst dann könne Aldi Baubeginn und -zeit exakt festlegen, so ein Sprecher. Neben dem Abriss der Bestandsgebäude müsse der verrohrte Bachlauf vor Beginn der Bauarbeiten auf den Grundstücken saniert werden. „Auch hierzu befinden wir uns derzeit in der Planung mit der Stadt“, erklärt der Sprecher. „Vorausgesetzt, dass wir zeitnah Baurecht erhalten und durch die Corona-Pandemie keine weiteren Verzögerungen entstehen, rechnen wir mit einer Neueröffnung im Sommer/Herbst 2022.“ Mitarbeiter werden während der Bauphase in umliegenden Märkten beschäftigt. Zur Investitionssumme wollte der Konzern keine Angaben machen.