Als 20.000 Ausreißer das Briller Viertel unsicher machten
Am Montag ist ein Schwarm Bienen ausgebüxt: An der Moltkestraße sammelten sich die Tiere in einem Baum. Der Imker konnte sie mit Hilfe der Feuerwehr abholen.
Brill. Es sind ganz schön viele Bienen unterwegs an der Moltkestraße. Fast so, als hätte man die Auslage eines Konditors vor sich. Doch erst beim Blick nach oben wird Insektenphobikern wirklich anders: An einem Ast in vier Metern Höhe herrscht ein einziges Gewimmel und Gesumme. „Das ist ja schon ganz ruhig geworden“, sagt Tim Danckwerts zufrieden — er ist Imker und Bienenschwärme gewohnt.
Am Freitag sind ihm und seiner Frau Sabine Klöckner rund 20 000 Tiere entwischt. „Sie sind geschwärmt“, erklärt Klöckner. „Das ist ein natürlicher Vorgang, das Volk teilt sich. Dazu bildet es so genannte Schwarmzellen, eine neue Königin wächst heran.“ Bevor die schlüpft, ziehe die alte Königin mit einem Teil des Volkes aus. „Das ist ein sehr aufwändiger Vorgang. Imker versuchen meist, ihn zu unterdrücken, indem sie alle sieben Tage die Bienenkästen kontrollieren und Schwarmzellen herausnehmen“, sagt Klöckner.
Durch das wechselhafte Wetter sei die Schwarmstimmung der Bienen extrem stark, so die Fachfrau. Am Freitag passierte es dann: „Guck mal, Mama, alles voller Bienen!“, hatte Jojo, der fünfjährige Sohn des Imkerpaares, noch gerufen. „Aber wir haben es nicht geschafft, sie zu verfolgen“, sagt Klöckner. Das Paar hat erst seit einem Jahr Bienen, drei Völker beherbergen sie an der Briller Straße — nun sind es vier. An mangelnder Erfahrung liegt der Ausflug ihrer Tiere aber nicht, sagen sie. „Das passiert auch alten Imkern, einer Freundin erst letzte Woche.“
„Bevor Bienen ausziehen, ruhen sie sich aus. Sie saugen sich voll, füllen die Honigblase mit Proviant“, erklärt Tim Danckwerts. Zwei, drei Tage können die Tiere damit überbrücken. Am frühen Montagabend sollten sie demnach schon etwas geschwächt sein: „Das ist ein Riesenschwarm, dessen Gebrumme man meterweit hört. Da bekommen viele Angst. Die Bienen tun aber nichts, sie haben gar keine Kraft mehr“, beruhigt Klöckner.
Die Feuerwehr brachte die beiden Imker schließlich in die nötige Höhe, um — in entsprechender Schutzkleidung — ihre Bienen einzusammeln. Danckwerts: „Wir haben sie etwas nass gesprüht. So konnten wir sie klumpenweise vom Ast fegen.“
Anschließend steht der Bienenkasten am Bürgersteig — nichts für ängstliche Passanten. „Die Königin sollte drin sein, sonst würden die anderen Bienen nicht bleiben. Die Kiste bleibt noch ein paar Stunden stehen, der Rest kommt von alleine“, sagt er. „Zuhause bekommen sie eine Futterwabe — zur Stärkung.“