Stadtjubiläum Als die Autobahn den Wuppertaler Westen teilte

Der Bau des Sonnborner Kreuzes war für den Stadtteil ein schmerzhafter Einschnitt und sorgte für eine völlige Veränderung des Ortskerns.

Vor knapp 50 Jahren wurde die A 46 mitten durch die Stadt gebaut.

Foto: WZ/Peter Sondermann

Akustisch bleibt sie nach wie vor allgegenwärtig. Im Wuppertaler Westen gibt es fast keinen Ort, an dem die A46 nicht zu hören ist. Ihr Rauschen gehört untrennbar zu Vohwinkel und Sonnborn. Besonders für die direkten Anwohner ist das natürlich eine Belastung. Bis heute wird das Thema Lärmschutz hitzig diskutiert. Schließlich wurde die Autobahn vor knapp 50 Jahren mitten durch die Stadt gebaut. Die Planer nahmen damals wenig Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Bürger. An einigen Stellen sind es zwischen der A46 und den nächsten Grundstücken gerade mal 30 Meter.

Besonders Sonnborn war und ist stark unter den Schallemissionen betroffen. Erst 2008 wurde eine Lärmschutzwand gebaut. Der Bau des Sonnborner Kreuzes war für den Stadtteil ein schmerzhafter Einschnitt und sorgte für eine völlige Veränderung des Ortskerns. Die Sonnborner Straße wurde zur Sackgasse. Zahlreiche Gebäude wurden abgerissen, darunter die katholische Kirche St. Remigius. Insgesamt mussten rund 2000 Menschen umgesiedelt werden.

„Es gibt einige ältere Sonnborner, die das immer noch nicht verwunden haben“, sagt Hans-Jürgen Momberger. Der Experte für lokale Historie hat sich auch mit dem Bau der Autobahn und deren Auswirkungen beschäftigt. „Für die Mitglieder der katholischen Gemeinde war der Abriss der Kirche eine Katastrophe“, erläutert Momberger. Das 1879 eingeweihte Gotteshaus hatte eine bewegte Geschichte und bedeutete für die Gläubigen ein wichtiges Stück Heimat. Ein Trost war für sie der Neubau von Kirche und Gemeindezentrum an der Garterlaie, etwa 200 Meter vom alten Standort entfernt.

Erspart blieb der Abriss dem sozialwissenschaftlichen Mädchengymnasium Vohwinkel, das später zur Pina-Bausch Gesamtschule wurde. Hier türmt sich das massive Brückenbauwerk der A46 aber direkt neben dem Gebäude auf. Im Zuge des gerade laufenden Ausbaus der Autobahn muss die Brücke erneuert werden. Das wird Auswirkungen auf den Unterricht der rund 1000 Schüler haben. Auch hier zeigt sich, dass die Folgen der Planungen auch noch ein halbes Jahrhundert nach dem Bau spürbar sind.

Manfred Klee wohnt am Domänenweg und ist in seinem Elternhaus mit der A46 aufgewachsen. „Der Lärm hat mich schon damals wahnsinnig gestört und ich habe immer bei geschlossenen Fenstern geschlafen“, berichtet er. Gut kann sich der Vohwinkeler noch an die Aufregung bei seinen Eltern erinnern, als der Bau bekannt wurde. „Es war nicht direkt klar, wie die Trasse genau verlaufen sollte und wir mussten auch damit rechnen, unser Haus zu verlieren“, erklärt Manfred Klee.

Anlieger hoffen auf den Effekt der Lärmschutzmaßnahmen

Diese Befürchtungen bestätigten sich nicht, doch die direkte Nähe der Autobahnbrücke Westring machte der Familie zu schaffen. „Kurz nach der Fertigstellung gab es hier einen Unfall und ein Wagen wäre beinahe auf unser Grundstück gestürzt“, erinnert sich der Anwohner. Im Laufe der Jahre haben er und seine Nachbarn sich notgedrungen mit der Nähe der A46 arrangiert. Die Anlieger hoffen auf einen positiven Effekt durch die kommenden Lärmschutzmaßnahmen. Auch die Auswirkungen des Flüsterasphalts auf dem neuen Brückenteil Westring sind nach Aussage von Manfred Klee deutlich spürbar.

Bei allen Problemen war der Bau der A46 für die Verkehrsanbindung Wuppertals eine entscheidende Maßnahme. Bereits in den 50er Jahren entstand zwischen Düsseldorf und Vohwinkel die Bundesstraße 326, um den Bereich zu entlasten. Daran schlossen sich die Planung und der Bau der B326 Strecke zwischen Vohwinkel und Wuppertal-Nord an. Es folgte ab 1968 der Ausbau zur Autobahn. 1974 wurden die Arbeiten am Sonnborner Kreuz abgeschlossen.