Stadtentwicklung Alte Justizschule: Doch noch Chancen auf Denkmalschutz?
Barmen. · Die Hardt war erneut Thema in der Bezirksvertretung. Lokalpolitiker diskutieren Alternativen zum Abriss. Auch das Tagungszentrum vor Ort hat Interesse am Erhalt.
Die Stadt will die alte Justizschule auf der Hardt abreißen. Daraus macht die Verwaltung seit Monaten keinen Hehl. Doch jetzt gibt es in der Barmer Bezirksvertretung Stimmen, die sich für den Erhalt des Gebäudes und sogar Denkmalschutz aussprechen.
Das Gebäudemanagement hatte die Sanierungskosten zuletzt mit zehn Millionen Euro beziffert. Stadtdirektor Johannes Slawig (CDU) fand klare Worte in der Bezirksvertretung Barmen. „Die kann keiner finanzieren.“ Das Gebäude habe „massivste“ bauliche und technische Schäden, die durch den Starkregen 2018 auch noch verstärkt wurden.
Die Stadt braucht die Fläche auf der Hardt, um ein Ausweichquartier für Schulen zu schaffen. Zunächst sollen die Schülerinnen und Schüler des Ganztagsgymnasiums Johannes Rau dort untergebracht werden, während der Sanierungsfall an der Siegesstraße behoben wird. Im Anschluss soll die Gesamtschule Else Lasker-Schüler auf die Hardt ziehen. Weitere Schulen könnten folgen — und Alternativen zur Hardt gibt es aktuell nicht. So ist zu vermuten, dass ein möglicher Antrag auf Denkmalschutz der Stadt nicht unbedingt in die Karten spielt. Zumal an der Entscheidung zur Hardt der gesamte Schulentwicklungsplan hänge, wie Slawig erläuterte.
In der Bezirksvertretung Barmen äußerten einige Politiker durchaus Interesse am Erhalt des Gebäudes. Angestoßen hatte die Diskussion bereits im vergangenen Jahr Brigitte Alexander, Vorsitzende des Fördervereins Historische Parkanlagen. Die ehemalige Schule müsse „als Sinnbild und Denkmal“ erhalten bleiben, so Alexander. Deutlich wolle man vor allem die Bedeutung des baulichen Ensembles auf der Hardt machen, das dafür gesorgt habe, dass Wuppertal „zu einem führenden geistigen Zentrum der Nachkriegszeit und der akademischen Lehrerausbildung“ wurde. Denn vor der Landesjustizschule war dort die Pädagogische Hochschule untergebracht.
Die Wichtigkeit sehen mittlerweile auch einige Lokalpolitiker. So erklärte in der jüngsten Sitzung Dirk Rummel für seine Partei: „Die Linke ist dafür, das Gebäude in die Denkmalliste aufzunehmen, wenn man es könnte.“ Man wolle auf jeden Fall verhindern, dass das Haus abgerissen wird und dort stattdessen Wohnbebauung entsteht.
SPD: Denkmalschutz mache
einige Nutzungen schwierig
Ähnlich sehen es die Grünen. „Unsere Fraktion würde es unterstützen, wenn das Gebäude erhalten wird“, so Ilona Schäfer. Allerdings erinnerte sie daran, dass es das Denkmalamt vor einigen Jahren abgelehnt hat, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. „Aber wir sind dafür, das historische Gebäude zu nutzen.“ Parteikollege Axel Frevert zweifelte zudem die hohen Sanierungskosten von zehn Millionen Euro an.
Roland Rudowsky (SPD) sagte: „Wir sind für den Erhalt.“ Er befürchte aber, „dass verschiedene Nutzungen durch den Denkmalschutz schwieriger werden könnten.“
Ihr Interesse am Gebäude bekräftigte gegenüber der WZ erneut Cornelia Waldeck, Geschäftsführerin des „Tagungszentrums Auf dem Heiligen Berg“. Bereits in der Vergangenheit habe man sich Gedanken über mögliche Synergien gemacht. „Wir würden zum Beispiel gerne die große Aula mitnutzen“, sagt Waldeck. Einen Raum in der Größenordnung habe das Tagungszentrum nämlich nicht zu bieten. Überhaupt könne Waldeck noch Platz gebrauchen. Sie favorisiere deshalb den Erhalt des Gebäudes. Sollte ein Denkmalschutz aber nicht möglich sein und der Abriss aufgrund der Schäden notwendig, „würden wir trotzdem gerne in den Planungsprozess eingebunden werden als größter Mieter hier auf der Hardt“, betont Waldeck. Eigentümer des Gebäudes des Tagungszentrums ist die Vereinte Evangelische Mission (VEM), Gesellschafter die Evangelische Kirche.
Stadtdirektor Johannes Slawig (CDU) machte in der BV allerdings wenig Hoffnung auf einen Erhalt. Man könne die Schüler während der Sanierung ihrer Gebäude nur unterbringen, wenn das Gebäude auf der Hardt abgerissen werde und dort Module aufgestellt werden. Er warnte auch: „Wenn das Gebäude nicht abgerissen wird, werden wir es nicht übernehmen.“ Es sei sinnlos, ein Gebäude zu kaufen, das die Stadt nicht nutzen könne. Dann bleibe es im Besitz des Landes und werde wahrscheinlich einfach langsam verfallen. „Wir kaufen das Grundstück nur ohne Gebäude.“ Die Verhandlungen zwischen Stadt und Land ziehen sich allerdings seit Monaten.
Denkmalschutz: Förderverein befürchtet Verzögerung
Das Thema Denkmalschutz ist aber noch nicht vom Tisch. Dafür muss ein Antrag her, wie Bezirksbürgermeister Hans-Hermann Lücke (CDU) erklärte. Den könne eine Fraktion oder ein Bezirksvertreter stellen, aber auch ein Bürger. Was wiederum bei Brigitte Alexander für Unverständnis sorgte: Einen Bürgerantrag habe sie schon im vergangenen Jahr gestellt, erklärte sie gegenüber der WZ. Sie befürchtet, dass der ganze Prozess einfach verzögert werden soll.