Verein Altersarmut in Wuppertal: Sie erfüllen Herzenswünsche für Betroffene
Wuppertal · „Wunscherfüller – Herzenswünsche von Senioren“ – so nennt sich ein Verein, der sich in Wuppertal um die Menschen kümmert, die zwar meist ein Leben lang gearbeitet haben, aber eine Rente beziehen, die nicht einmal ausreicht, um sich kleine Wünsche erfüllen zu können.
„Wunscherfüller – Herzenswünsche von Senioren“ – so nennt sich ein eingetragener, gemeinnütziger Verein, der nun schon seit sechs Jahren existiert und sich um die Menschen kümmert, die zwar zum großen Teil ein Leben lang gearbeitet haben, aber eine Rente beziehen, die nicht einmal ausreicht, um sich kleine Herzenswünsche erfüllen zu können.
„Es gibt lobenswerte Initiativen zugunsten von bedürftigen Kindern, die dringend Kleidung benötigen oder zu Weihnachten vergeblich auf ein Geschenk warten oder für Tiere in Not. Aber der Blick richtet sich nur selten auf von Altersarmut betroffene Menschen, die oft in Einsamkeit leben und manchmal nur das Nötigste haben und von kleinen Lichtblicken nur träumen können“, sagt Nensi Dreier, die Vereinsgründerin, die vor gut sechs Jahren von den Problemen einer alten Dame hörte, deren Mann gerade verstorben war, mit ihr Kontakt aufnahm und ihr half.
Nensi Dreier wurde bewusst, dass es sich dabei nicht um einen Einzelfall handelt, sondern dass es viele Seniorinnen und Senioren gibt, deren trüber Alltag durch etwas mehr aktiver Anteilnahme ihrer Mitmenschen erhellt werden könnte, es aber für die Erfüllung ihrer Wünsche keine Anlaufstelle gibt. Sie betrachtete das als Anstoß, und die Menschenfreundin startete einen Aufruf über facebook und fand überraschend starke Resonanz, traf dabei bei etlichen Facebook-Nutzern auf Interesse und Empathie.
Hierbei ging es bei den Wünschen der älteren Herrschaften nicht nur um materielle Dinge. „Da war auch eine Dame, die zu gern mal im Beiwagen eines Motorrades mitfahren wollte“, erinnert sich Nensi Dreier an ein besonders originelles Ansinnen. Manchmal sind es auch Begleitung zum Arzt, die Hoffnung bei einem Spaziergang mal wieder aus den eigenen vier Wänden nach draußen zu kommen und die nähere oder weitere Umgebung betrachten oder den Weihnachtsmarkt in Barmen oder Elberfeld besuchen zu können, aber auch den simplen Beistand bei einem Behördengang.
Zusammen mit ihrer Freundin Sabrina Pohlmann werden seit sechs Jahren die Wünsche gesammelt, unter Wahrung des Datenschutzes koordiniert und der Wunschzettel per facebook anonym weitergegeben.
Die Wünsche der Seniorinnen
und Senioren sind divers
Das hat Christina Bock, eine weitere „Aktivistin“, die zu den freundlichen „Elfen“, wie sich die Menschenfreunde nennen, gehört, übernommen, die vor rund einem Jahr zu dem liebenswürdigen Verein gestoßen ist. Auf der aktuellen Wunschliste liest man, sorgfältig nummeriert, beispielsweise die Hoffnung, dass im kommenden Jahr ein Kruzifix oder ein schwarz-gelber BVB-Kalender die heimische Wand zieren, dass ein „blumiges Parfüm“ liebliche Düfte verbreiten oder der Weihnachtslikör des Elberfelder Weinhändlers Orthmann für Wohlbehagen sorgen soll. Ein Radiowecker, ein Hörnchen als Nackenstütze, Bildbände über China, Schlesien oder den Bodensee stehen ebenso auf der Liste wie Kuscheltiere, warme Socken und Pullover gegen die winterliche Kälte, eine feine Handcreme oder ein duftendes Massageöl.
„Meist kommen diese Wünsche aus der näheren Umgebung der bedürftigen Menschen, von denen ja nur wenige facebook-Nutzer sind“, erklärt Sabrina Pohlmann, die auch darauf hinweist, dass die Partner des Koordinations-Trios den Zielen des Vereins positiv gegenüber stehen und fleißig mithelfen, wenn es darum geht, Wünsche zu erfüllen.
Wer in der facebook-Gruppe helfen kann oder Hilfe weiß, meldet sich bei den ehrenamtlichen Wunscherfüllern und kann die begehrten Gegenstände beispielsweise zu den Frisiersalons „Haararena“ in Sonnborn oder „Kämmbar“ in der Barmer Schuchardstraße bringen, wo die meist hoch erfreuten alten Menschen zu Weihnachten auf die freundlichen Aufmerksamkeiten warten.
„Natürlich bringen wir die Geschenke auch auf Wunsch in die Wohnungen der Menschen oder in die Heime, von wo uns auch oft Wünsche erreichen“, so Christine Bock.
„Da erlebt man oft Szenen, die einem wirklich ans Herz gehen, da kann man oft selbst seine Tränen nicht zurückhalten“, sagt Nensi Dreier, und Sabrina Pohlmann versichert: „Da erhält man viel von dem zurück, was man im Vorfeld an Mühe investiert hat.“
Und nun kommt die Initiatorin zu einem eher betrüblichen Aspekt. „Die durch die Inflation bedingte Verteuerung von fast allem führt unter anderem dazu, dass die Bereitschaft, sich bei uns zu engagieren, zuletzt nachgelassen hat. Deshalb würden wir uns sehr freuen, wenn wir wieder mehr Aufmerksamkeit erfahren und die Hilfsbereitschaft für die auf Hilfe und Zuneigung wartenden Seniorinnen und Senioren wieder zunehmen würde.“
Derzeit hoffen in Wuppertal etwa 300 Menschen im Rentenalter auf einen Freudenschimmer in der Advents- und Weihnachtszeit.
Kontakt über die Facebook-Gruppe „Wunscherfüller – Herzenswünsche von Senioren“